Neuer TV-Sender für die Jugend von damals – Kommentar

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Frühestens im Herbst 2015 soll der geplante Jugendkanal von ARD und ZDF an den Start gehen, meint SWR-Intendant Peter Boudgoust. Fast fünf Jahre wären dann seit der ersten Ankündigung vergangen. Für viele ehemals jugendliche Zuschauer kommt der Sender dann allerdings Zielgruppen-technisch zu spät. Ob die nachrückende Jugend sich für diesen noch begeistern kann, ist zumindest fraglich.

„Wie die Trägheit des öffentlich-rechtlichen Systems mir meinen Sender wegnimmt“, wäre ein geeigneter Alternativ-Titel für diesen Kommentar gewesen. Es geht um den geplanten Jugendkanal von ARD und ZDF, dessen Start im Jahre 2014 näher zu sein scheint, als jemals zuvor. Geht es jedoch nach SWR-Intendant Peter Boudgoust, so ist selbst im günstigsten Fall frühestens im Herbst 2015 mit einem Start des neuen Senders zu rechnen. Etwas Hoffnung macht zwar die Aussage von MDR-Intendantin Karolla Wille, dass es auch Anfang 2015 schon soweit sein könnte, aber besonders realistisch scheint mir das aus verschiedenen Gründen nicht zu sein.

Doch ob nun Anfang 2015 oder erst gegen Ende des Jahres – für mich macht es keinen so großen Unterschied. Aus der anvisierten Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen werde ich dann bereits herausgewachsen sein. Der Sender, der eigentlich mal für mich gedacht war, muss dann also ein jüngeres Publikum für sich begeistern. Dabei hatte alles mal so verheißungsvoll angefangen.   
 
Es war im November 2010, als der damalige ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust erstmals das Pojekt Jugendkanal so richtig ins Rollen brachte. Damals hieß es, man brauche bei der ARD einen Spartenkanal, der vor allem die Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren anspricht, da diese bislang von den öffentlich-rechtlichen Programmen kaum adressiert werde. Kritik an den Plänen hatte es schon damals gegeben, teils von der Politik, teils von den Privatsendern – den üblichen Verdächtigen also.
 
Grundsätzlich erschien mir die Überlegung jedoch erstaunlich logisch. Da ARD und ZDF mit ihren Hauptprogrammen und den dort verbreiteten Inhalten zu wenige junge Zuschauer erreichen, schaffen sie einen neuen Sender, der genau diese Zielgruppen anspricht. Technisch und finanziell sollte dies im digitalen Zeitalter möglich sein – immerhin ist es ja anscheinend auch möglich mit Das Erste und dem ZDF zwei Zielgruppenkanäle für die Generation Ü60 zu betreiben.
 
Doch der Freude über die erste Ankündigung wich schon bald die Ernüchterung, denn allzu schnell sollte es mit dem geplanten Jugendkanal dann doch nicht gehen. Zunächst mussten sich die ARD-Anstalten untereinander einigen, dann musste eine Partnerschaft mit dem ZDF geschmiedet werden und als ob das nicht lange genug gedauert hätte, haben nun 16 Landesregierungen die Aufgabe, über Pro und Contra eines öffentlich-rechtlichen Jugendkanals abzustimmen. Sicher ist: Selbst wenn diese schnell zu einem positiven Ergebnis finden sollten, dürfte es noch eine ganze Weile dauern, bis der Sender tatsächlich on Air geht.
 
Irgendwann wird es jedoch zu spät sein, denn die jüngeren Zielgruppen haben längst damit begonnen, sich medial in andere Richtungen zu orientieren und die öffentlich-rechtlichen Sender spielen für viele nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Im Gegensatz zu manchem Pessimisten bin ich zwar nicht der Meinung, dass die Zeit für einen klassischen und linearen Jugendkanal schon abgelaufen ist, aber die Uhr tickt zweifellos. Je länger man die jungen Zuschauer unbeachtet am Rande stehen lässt, umso schwieriger wird es am Ende sein, diese auch mit einem attraktiven neuen Angebot wieder zurück zu gewinnen. [Patrick Schulze]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

8 Kommentare im Forum

  1. AW: Neuer TV-Sender für die Jugend von damals - Kommentar Das ist genau das, was die ARD ausmacht. Behäbigkeit. So lockt man keine Jugendlichen hinter dem Ofen vor. Und erst recht nicht, wenn mans so ankündigt. Ich finde joiz macht da schon viel richtig: Künstler in Interviews, Aktionen, Social Networking
  2. AW: Neuer TV-Sender für die Jugend von damals - Kommentar Warum sollten sich die Öffis auch um Ihre "Kunden" bemühen ? Die kriegen die Kohle doch zwangsweise zugeschustert. Notfalls wird die Abgabe erhöht. Also nix mit kundenorientiert.
  3. AW: Neuer TV-Sender für die Jugend von damals - Kommentar siehe über 50 Radiosender, wo jeder 5. das selbe sendet. Was wird aus einsPlus, das wird dann der private Sender vom SWR oder wie? Hätte man ganz gut damit verwenden können. ZDF hat ja sein zdf_neo, welches man nicht einstellen will.
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