Nur noch knapp 100 Tage bis zur Abschaltung von analogem Sat-TV

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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In knapp 100 Tagen ist es soweit: Dann könnte es in deutschen Wohnzimmern dunkel werden. Denn die analoge Ausstrahlung des Fernsehsignals über Satellit wird abgeschaltet. Die Industrie will ihre Informationskampagne noch einmal intensivieren.

Wer mit seinem Satelliten-TV bis zum 30. April 2012 nicht auf den digitalen Empfang umgestellt hat, wird vor einem schwarzen Bildschirm sitzen, warnt die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik erneut. Denn dann wird das analoge Fernsehsignal aus dem Orbit für Zuschauer in Deutschland endgültig abgeschaltet. Wer bis dahin nicht vorbereitet ist, schaut in die Röhre. Immerhin könnten davon trotz intensiver Aufklärungskampagnen noch immer bis zu zwei Millionen Haushalte betroffen sein, sagte Wolfgang Elsäßer, Vorstandsmitglied der Deutschen TV-Plattform und Geschäftsführer von Astra Deutschland.
 
Dabei sei der Umstieg für private Haushalte in der Regel problemlos zu bewältigen. „Receiver für den digitalen Empfang gibt es bereits ab 40 Euro“, sagte Elsäßer. Anders als oft vermutet wird, müsse man auch nicht auf das Dach steigen, um die Schüssel neu auszurichten. Selbst betagte Röhrenfernseher könnten mit Sat-Receivern angesteuert werden. „Insofern ist das ganz einfach“. Im Oktober seien zuletzt gerade einmal 20 000 Receiver oder Tuner in Deutschland verkauft worden, es hätten aber 35 000 sein müssen, damit der Bedarf rechtzeitig abgedeckt ist. „Warten könnte zu einem Problem werden“, sagte Elsäßer. Wer sich zu spät entscheidet, dem drohten Lieferengpässe. Analogwegfall schafft Platz für mehr HDTV-Angebote

 
Seit über zehn Jahren werden die wichtigsten Fernsehprogramme über Satellit bereits parallel zur analogen Ausstrahlung auch digital gesendet. Mit dem Wegfall des analogen Signals werde viel Platz für den weiteren Ausbau des HDTV-Angebots geschaffen, sagte Rainer Hecker, Aufsichtsrat der GFU. Die hohen Kosten für die Parallel-Ausstrahlung könnten nun eingespart und für die Weiterentwicklung von Inhalten und Technik verwendet werden. Über das digitale Signal soll eine größere Programm-Vielfalt ermöglicht, die Bild- und Ton-Qualität deutlich verbessert und die Ausstrahlung von hochauflösenden Fernsehbildern sogar in 3D ermöglicht werden.
 
Wer sich einen HD-tauglichen Receiver anschafft, soll künftig von einem gestochen scharfen Fernsehbild profitieren. Nach Schätzungen der Branche sieht der Verbraucher das Fernsehen in hochauflösender Qualität inzwischen als Standard an. Zum Jahresende würden rund 20 Millionen Fernsehgeräte mit HD-Tuner und rund 11 Millionen HD-Settop-Boxen in den deutschen Haushalten stehen, sagte Hecker.Betroffene kennen Abschalttermin nicht

 
Die Umstellung auf den digitalen Empfang macht zudem auch Fernsehen in 3D erstmals möglich. Zahlreiche Programme würden ab dem kommenden Jahr mit der Ausstrahlung von 3D-Sendungen beginnen, sagte Elsäßer. Mit Sky 3D ist Deutschlands größter Bezahlfernsehanbieter bereits mit gutem Beispiel vorangegangen. Bereits in der kommenden Woche soll über die Astra-Satellitenposition 19,2 Grad Ost ein weiterer Demo-Kanal für ausgewählte Inhalte von Produzenten und Partnern an den Start gehen.
 
Doch vor allem Hotelbetreiber, Krankenhäuser und Nutzer von Gemeinschaftsanlagen sind auf die Umstellung noch nicht zureichend vorbereitet. Das hat die Deutsche TV-Plattform in einer Umfrage unter 240 Entscheidern ermittelt. Problematisch sei, dass in diesen Fällen in der Regel professionell eine Anlage installiert werden muss, sagte Elsäßer.
 
Die Betroffenen seien zwar meist informiert, doch knapp die Hälfte kenne den genauen Termin für die Umstellung nicht. Man müsse außerdem die Auslastung der Handwerksbetriebe und die Witterungsbedingungen im Winter für nötige Außenmontagen berücksichtigen, sagte Herbert Strobel, Vorsitzender des Vorstands des Fachverbands Satellit und Kabel.Alternativen zum Umstieg

 
Als Alternative zum Umstieg vom analogen auf das digitale Satelliten-Signal kommen auch andere Verbreitungswege in Frage: So können Fernsehzuschauer die TV-Sender auch über das terrestrische Antennenfernsehen DVB-T, über Kabel oder das Internet empfangen.
 
Bei den privaten Verbrauchern gebe es immer noch einen „harten Kern“ von Betroffenen, die wenig technik-affin sind und deshalb schwer zum Umstieg zu bewegen seien, sagte Brigitte Busch, Leiterin Kommunikation und Marketing ARD Digital. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen gemeinsam mit den Privaten ihre Aufklärungskampagne ab Januar deshalb noch einmal intensivieren. Über den ARD-Videotext (Seite 198) stehen bereits alle Informationen bereit. Mit zahlreichen Werbespots, Info-Laufbändern und redaktionellen Beiträgen solle weiter über die notwendigen Maßnahmen informiert werden, damit kein Zuschauer im Mai die Röhre schauen muss.
 
DIGITALFERNSEHEN.de informiert Sie im Rahmen der Initiative „Digital TV jetzt!“ online und in den gedruckten Ausgaben von DIGITAL FERNSEHEN, HD+TV, DIGITAL TESTED und SATELLIT EMPFANG + TECHNIK gemeinsam mit den Partnern SES Astra, Loewe und Televés über alle Aspekte der analogen Satellitenabschaltung.[Renate Grimming/mho]

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51 Kommentare im Forum

  1. AW: Nur noch knapp 100 Tage bis zur Abschaltung von analogem Sat-TV 100 Minuten wäre mir lieber.
  2. AW: Nur noch knapp 100 Tage bis zur Abschaltung von analogem Sat-TV Warum wird in unserer Republik alles so kompliziert gemacht! Wenn ich schon lese " Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen gemeinsam mit den Privaten ihre Aufklärungskampagne ab Januar deshalb noch einmal intensivieren." dann frag ich mich allen Ernstes was da intensiviert werden muss? Einfach auf den analogen Sendern ein Laufband schalten, das 1x pro Stunde auf den Abschalttermin hinweist. Das dürfte bei den noch verbleibenden 100 Tagen so nerven, dass viele sofort freiwillig umstellen um damit nicht mehr belästigt zu werden. Nur was soll der Quatsch mit den Hinweisen auf den digitalen Sendern oder im Kabel? Da ist er so unnötig wie ein Kropf. Juergen
  3. AW: Nur noch knapp 100 Tage bis zur Abschaltung von analogem Sat-TV ich hätte lieber noch in einem absatz die kritische hinterfragung zum modell HD+ gelesen... wenn doch jetzt die kosten für die analogen transponder wegfallen, greift bei den freiwerdenden (finanziellen) kapazitäten kaum mehr das argument der "servicepauschale" für den technischen und finanziellen aufwand, den die sender haben....
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