OLED-TVs

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Lohnt sich das Warten?

Sie gelten als der heilige Gral der Bilddarstellung. Sie sind der der Hoffnungsschimmer einer durch Preisdruck geschwächten Branche. Sie sind der designierte Nachfolger von LCDs und Plasmas. Aber sind OLED-Fernseher auch zeitgemäß?

Als Sony und LG in den Jahren 2008 und 2009 die ersten OLED-Fernseher in 11 und 15 Zoll auf den Markt brachten, bekamen nicht nur Testredakteure leuchtende Augen: Reine Farben selbst in den dunkelsten Bereichen und perfekte Kontraste durch tiefes Schwarz boten vergleichbare Fernseher nicht.
 
Aktuell zeigen Hersteller aber, was man aus den betagten LCD- und Plasmatechnologien noch herausholen kann: Reinere Farben und höhere Auflösungen bei LCDs und Megakontraste im Plasmasegment lassen den Wunsch nach gänzlich neuen Bildtechnologien kaum noch aufkommen. Nicht zuletzt, weil die Preise für High-End-LCDs und -Plasmas mit knapp 4500 Euro zwar keinesfalls billig, im Vergleich zu den aktuell doppelt so teuren OLED-TVs aber günstig ausfallen.

Die Probleme von OLED
 
In der Theorie ist die OLED-Technik die perfekte Ausgangsbasis für Fernseher: Keine Ausleuchtungs- oder Blickwinkelprobleme, optimales Schwarz, gute Helligkeit und eine überragende Bildschärfe lassen LCD- und Plasmafernseher wie ein Relikt der Vergangenheit wirken. Allerdings gelten diese Aussagen bislang nur auf dem Papier. In der Praxis zeigten alle von uns getesteten OLED-Fernseher deutliche Verfärbungen, wenn Sie seitlich auf das Display blicken: Der Bildeindruck erscheint wärmer oder kühler als bei einer frontalen Betrachtung. Im Vergleich zu LED-LCDs ist auch die Bildhelligkeit nicht optimal:
 
Je heller die organischen Leuchtdioden leuchten müssen, desto schneller sinkt deren Lebensdauer, weshalb viele Hersteller eine automatische Helligkeitsbegrenzung einbauen, um die OLEDs zu schützen. Ebenfalls problematisch: Je mehr helle Bildinformationen dargestellt werden müssen, desto höher fällt die Wärmeabgabe eines OLED-TVs aus. Samsungs Prototyp wurde deshalb vorsorglich mit einem Metallgehäuse ausgestattet. Gleichfalls steigt der Stromverbrauch, wenn Hersteller statt der Full-HD- die Ultra-HD-Auflösung wählen, denn je mehr organische Leuchtdioden Helligkeit abgeben, desto höher fällt die Energieaufnahme aus. LED-LCDs bleiben deshalb auch in naher Zukunft die Stromsparweltmeister.

Das perfekte Bilderlebnis?
 
Mit den aktuellen Topmodellen der LED-LCD- und Plasmatechnik setzen die TV-Hersteller ein Ausrufezeichen im Bereich der Farbdarstellung und die bessere Schwarzdarstellung von OLEDs ist erst unter Heimkinobedingungen deutlich sichtbar. Auch hinsichtlich der Bewegtbildschärfe gilt: Hat ein TV-Hersteller die Bildverarbeitung nicht im Griff , zeigen selbst OLED-TVs Schwächen bei der Darstellung von rasanten Bildinhalten.
 
Demgegenüber punkten OLED-Fernseher im 3D-Bereich: Auch bei Einsatz von Shutter-Brillen treten Doppelbilder nicht auf, denn die Schaltzeiten der einzelnen Bildpunkte sind denen der LCD- und Plasmatechnik haushoch überlegen. Damit erfolgt der Bildwechsel für das linke und rechte Auge ohne Qualitätskompromisse. Sogar die gleichzeitige Darstellung zweier Full-HD-Bildinhalte auf nur einem Bildschirm ist ohne Doppelkonturen möglich.
 
Alles eine Frage der Werbung?
 
Am Ende werden es nicht die Millionenkontraste und Milliarden von Farben sein, die den Verbraucher zum Umstieg auf die OLED-Technik bewegen, sondern die einfachen und sofort ersichtlich Mehrwerte. Erst wenn die TV-Hersteller den Beweis antreten, dass durch OLEDs dünnere, leichtere oder sogar biegsame Fernseher gefertigt werden können, wird die
LCD-Technik reif für das Rentenalter sein.

(Christian Trozinski)

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