Ohne Prüfverfahren: EU gibt Vectoring grünes Licht

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Schnelles Internet wird von allen Seiten gefordert, diskutiert wird aber das Wie. Nun fiel die Entscheidung: Die EU-Kommission gab nun grünes Licht für den umstrittenen Vectoring-Ausbau der Telekom.

Der Ausbau schneller Internet-Verbindungen mit Hilfe der umstrittenen Vectoring-Technologie in Deutschland kann demnächst beginnen. Die EU-Kommission gab am Dienstag grundsätzlich grünes Licht für den nachgebesserten Plan der Bundesnetzagentur. Zugleich mahnte sie in Details weiteres Entgegenkommen der deutschen Behörde an und erwartet ihre Vorschläge dazu nach der Sommerpause. Dabei geht es vor allem um die Bedingungen für Telekom-Wettbewerber. Deren Branchenverbände Breko, Buglas und VATM bedauerten dennoch, dass es kein weiteres vertieftes Prüfverfahren geben wird.

Beim Vectoring können in herkömmlichen Kupferkabel-Leitungen Download-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde erreicht werden. Die Telekom-Wettbewerber kritisierten, dass damit in den betroffenen Bereichen die wirtschaftliche Grundlage für einen Ausbau deutlich schnellerer Glasfaserleitungen wegfalle.
 
Zudem ist es technisch aktuell so, dass nur ein Anbieter Vectoring in einem Nahbereich ausbauen kann. Konkurrenten kritisierten, dass nach den ursprünglichen Auswahl-Kriterien die Telekom bessere Chancen hätte, den Zuschlag zu bekommen. Auch die Kommission schätzte, dass an sie 90 Prozent der Nahbereiche gehen könnten. Nach den im Mai eingeforderten Änderungen könnten die Wettbewerber in 30 Prozent mehr Nahbereichen zum Zuge kommen, zeigt sich die Brüsseler Behörde überzeugt. Jetzt will sie unter anderem die Konditionen im Auge behalten, zu denen andere Anbieter in die Vectoring-Netze dürfen.
 
Der Kommission zufolge bekommen durch Vectoring 1,4 Millionen Haushalte in Deutschland zum ersten Mal Zugang zu Internet-Anschlüssen mit Geschwindigkeiten von mehr als 50 Megabit pro Sekunde.
 
Die Bundesnetzagentur bezeichnete die Entscheidung der Kommission als „wesentlichen Schritt“ für den Einsatz von Vectoring im Nahbereich. Zu den Anmerkungen der Kommission hieß es, die Behörde werde sich damit in der endgültigen Entscheidung auseinandersetzen.
 
Auch die Deutsche Telekom begrüßte, dass die Kommission auf eine erneute vertiefte Prüfung verzichtete. „Ohne Details zu kennen müssen wir allerdings prüfen, welche Auswirkungen die von der EU-Kommission ins Spiel gebrachte Verknüpfung von Nahbereich-Vectoring mit einem bestimmten Vorleistungsprodukt hat“, schränkte ein Sprecher ein.
 
„Auch der neue Beschlussentwurf der Bundesnetzagentur räumt dem Bonner Ex-Monopolisten ein weitreichendes Quasi-Monopol zum (Vectoring-) Ausbau in den so genannten Nahbereichen innerhalb einer Entfernung von etwa 550 Metern bis zum Hauptverteiler ein“, kritisierten dagegen die drei Telekommunikationsverbände. [dpa/kw]

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23 Kommentare im Forum

  1. Bloss nicht noch mehr graue Kästen am Straßenrand. Die verschandeln das ganze Stadtbild. Wie kann man nur Workarounds toll finden? Nichts anderes ist Vectoring: ein Workaround, keine Lösung!
  2. Warum soll es wegen Vectoring mehr graue Kästen geben? Betroffen ist doch nur die Strecke zwischen DSLAM und dem kundenseitigen Modem.
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