Mit den Serien „Schuld“ und „Das Team“ begibt sich das ZDF auf neues Terrain. Beide Formate sollen vor ihrer TV-Premiere in voller Länge in der Mediathek abrufbar sein. Beim Sender zielt man damit vor allem auf die jüngere Zuschauergeneration, die an den Umgang mit Online-Videotheken gewöhnt ist.
Die Abrufbarkeit von TV-Sendungen im Internet ist nichts neues. Meist finden sich aktuelle Sendungen nur wenige Stunden nach der TV-Ausstrahlung in den Mediatheken der Sender und können dort für eine begrenzte Zeit abgerufen werden. Lediglich einige wenige Sendungen können bislang auch vor ihrer TV-Premiere im Netz angeschaut werden. Ein Beispiel ist etwa das „Neo Magazin“ auf ZDFneo, das immer Donnerstags zwei Stunden vor der TV-Ausstrahlung in der Mediathek bereitsteht.
Da sich jedoch das TV-Nutzungsverhalten immer mehr vom linearen zum non-linearen Konsum verschiebt, möchte man beim ZDF nun mit einer noch offensiveren Strategie experimentieren. Wie Martin Berthoud von der ZDF Programmplanung der Zeitung „Die Zeit“ erklärte, sollen mit „Das Team“ und „Schuld“ in den kommenden Monaten erstmals zwei TV-Serien deutlich vor ihrer Ausstrahlung im Hauptprogramm in voller Länge im Netz verfügbar sein.
„Schuld“ soll dabei bereits ab dem morgigen Freitag – und damit zwei Wochen vor der TV-Premiere – in voller Länge in der ZDF-Mediathek zum Abruf bereitgestellt werden. Die sechsteilige Serie, die auf dem gleichnamigen Buch des Strafverteidigers Ferdinand von Schirach basiert, solle somit als erster Test für eine „eigenständige Angebots- und Ausspielform“ dienen und vor allem den Sehgewohnheiten jüngerer Zuschauer entgegenkommen, die sich oft mehrere Folgen einer Serie am Stück ansehen.
Bereits im März plant das ZDF dann mit der Krimi-Koproduktion „Das Team“ den zweiten Teil des Experiments. Auch die Episoden der achtteiligen europäischen Serie sollen vor ihrer TV-Ausstrahlung in der ZDF-Mediathek abrufbar sein.
Ob das Experiment erfolgreich sein wird, ist nicht sicher. Immerhin sind Zuschauer, die eine Serie bereits vorab im Netz gesehen haben, bei der Premiere im linearen TV mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr dabei. Somit dürfte zumindest der Effekt auf die Einschaltquoten ausbleiben. Doch Quoten allein scheinen für das ZDF beim Test der neuen Ausspielform ohnehin nicht das entscheidende Argument zu sein. Wichtiger scheint es den Verantwortlichen im Jahre 2015 zu sein, auch die Sehgewohnheiten der neuen Zuschauergeneration zu adressieren, die mit Online-Videotheken aufwächst und es gewohnt ist, Fernsehen zeitlich flexibel zu schauen. [ps]
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