Oscar-würdig? McConaughey im Aids-Drama „Dallas Buyers Club“

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Als muskelbepackten Sunnyboy kennt man Matthew McConaughey schon lange, doch in „Dallas Buyers Club“ zeigt er sich in einem ganz anderen Licht. Abgemagert und mit HIV infiziert kämpft er als Medienkamenten-Schmuggler ums überleben – und um einen Oscar. Denn mit er bisher stärksten Rolle seiner Karriere hat er Chancen auf den begehrten Preis.

Die Bilder sind sicher noch vielen Kinofans im Gedächtnis. Im Film „Magic Mike“ schwang Matthew McConaughey zuletzt als sinnlicher Striptänzer seinen muskelbepackten Körper über die Leinwand. Nur kurze Zeit später ist der Fleisch gewordene Sex-Appeal des US-Amerikaners zusammengeschrumpft. Und zwar im wörtlichen Sinne: Mehr als 20 Kilos soll er für seinen Part im Aids-Drama „Dallas Buyers Club“ abgenommen haben. Als Schauspieler aber wird McConaughey in seiner neuen Rolle mehr denn je zu einem echten Schwergewicht.
 
Der Film beruht lose auf der Lebensgeschichte des 1992 gestorbenen Rodeo-Reiters Ron Woodroof. McConaughey verkörpert die gleichnamige Hauptfigur. In der Leinwandversion wirkt Woodroof auf den ersten Blick wenig sympathisch. Der texanische Redneck wird dargestellt als stereotypischer Vertreter des sogenannten White Trash (etwa: „Weißer Abschaum“). Er lebt in einem Trailerpark und ernährt sich von Alkohol, Koks und Sex. Mit kleinen Wettbetrügereien bessert der Elektriker seinen Verdienst auf. Das Geld verschleudert er für Partys mit Prostituierten. Bis er eines Tages wegen eines Arbeitsunfalls ins Krankenhaus eingeliefert wird.

Die Ärzte stellen fest, dass sich Woodroof mit dem HI-Virus infiziert hat. Sie geben ihm noch 30 Tage. Es sind die 80er Jahre, gegen die Krankheit grassieren vielerorts heftige Vorurteile. Und Rons Freunde sind genauso homophob wie er. Sie halten HIV für eine Krankheit, die nur Schwule haben, und lassen ihn fallen. Der virile Cowboy ist am Boden zerstört. Auch das Vertrauen in die Mediziner verliert er bald. Er kommt zur Erkenntnis, dass alle Aids-Studien lediglich die Gewinne der Pharma-Industrie in die Höhe schnellen lassen sollen. Nur die Ärztin Eve (Jennifer Garner) scheint Zweifel an den Methoden ihrer Kollegen zu hegen. Kann Ron die attraktive junge Frau für sein neues Projekt gewinnen?
 
Weil jegliche Mittel gegen HIV noch rar sind, beschließt der Todkranke, selber welche zu besorgen. Schnell macht er daraus ein einträgliches Geschäft: den Dallas Buyers Club, in dem er Infizierte mit illegal erworbenen und noch nicht in den USA zugelassenen Medikamenten aus dem Ausland – hauptsächlich aus Mexiko – versorgt. Doch um den Kreis der Käufer auszuweiten, benötigt der Pillen-Schmuggler Hilfe. Und zwar ausgerechnet vom Transvestiten Rayon (Jared Leto).

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Diese Entwicklung der Figur Ron Woodroof vom Schwulenhasser zum Schwulenfreund kratzt mit ihrem pädagogischen Impetus zwar am Klischee. Doch davon abgesehen ist der Film mit seiner dramatischen Fallhöhe eine herausragende Charakterstudie, die vor allem von McConaughey bemerkenswert getragen wird. Der Schauspieler wirkt dabei nicht nur so beeindruckend wegen seines Wandels vom durchtrainierten Schönling zum abgemagerten Proleten. McConaughey zeigt hier starke Gefühle: Er schreit, weint, liebt, lacht, leidet und pöbelt, als könnte jeder Moment der letzte sein. Es ist also vor allem auch sein erstaunlich kraftvolles Charisma – eine Mischung aus Verzweiflung, Trotz und Überlebenswille – in diesem Drama, das die Rolle des Ron Woodroof zur bislang stärksten seiner Karriere macht.
 
So gehört das Aids-Drama „Dallas Buyers Club“ neben „12 Years a Slave“ und „American Hustle“ zu den eindrucksvollsten Werken des Kinojahr-Auftakts 2014. McConaughey und Leto wurden dafür Anfang Januar bereits als beste Dramendarsteller bei den Golden Globes geehrt, dem US-Filmpreis von Hollywoods Verband der Auslandspresse. Die Auszeichnung gilt als Indiz für mögliche Gewinner der Oscar-Verleihung am 2. März.
 
Der Plot des Films vor dem Hintergrund von Woodroofs Biografie profitiert von der starken Regie des Frankokanadiers Jean-Marc Vallée („Victoria, die junge Königin“) sowie von einem klaren Konflikt: Woodroof wird zum Gauner, weil er um sein Leben bangt. Mit dem Schmuggel illegaler Medikamente für den Dallas Buyers Club hinterfragt er eine Gesetzgebung, die im Widerspruch zu einer menschlichen Moral steht. Woodroof kämpft letztlich nicht nur für seinen eigenen Profit, sondern auch für das Ziel, vielen Menschen Hoffnung auf Heilung zu verschaffen.Kinokritiken im Überblick
[Franziska Bossy/fm]

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