PR-Talent mit Marotten: Vor 25 Jahren starb Bernhard Grzimek

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Er widmete sein Leben den Tieren, brachte den deutschen Fernsehzuschauern die Fauna Afrikas näher und bekam für seinen Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ sogar einen Oscar. Auch 25 Jahre nach seinem Tod ist Bernhard Grzimek noch fest im Bewusstsein der Deutschen verankert.

Privat hatte der Mann aus Neise in Oberschlesien viele Marotten. Seine Begeisterung für Scherzartikel wie Furzkissen schien grenzenlos. Beruflich verschieb sich Bernard Grzimek dem Tierreich und galt als einer der Vorreiter für den internationalen Naturschutz. Seit den 1950er Jahren betrat er die deutschen Fernsehbildschirme regelmäßig mit seiner Sendung „Ein Platz für Tiere“, in der er über drei Jahrzehnte lang Nahaufnahmen von wilden Tieren in die Wohnzimmer der Zuschauer brachte. Viele erinnern sich noch heute an den charmanten Moderator und ihre Neugier, welches Tier er ihnen dieses Mal präsentierte.

Bernhard Grzimek wurde am 24. April 1909 im oberschlesischen Neiße geboren. Schon als Kind habe sein Großvater Hühner im Garten der Mietwohnung seiner Eltern gehalten, erzählt Christian. Über die Hühnerhaltung habe er als Schüler die ersten Bücher geschrieben, später wurde er Tierarzt und beschäftigte sich mit Verhaltensforschung. 1945 übernahm er in Frankfurt die Leitung des zerstörten Zoos, den er wieder aufbaute und berühmt machte. Damals seien 3,5 Millionen Besucher pro Jahr gekommen, berichtet Enkel Christian – viele, weil sie hofften, „vielleicht sieht man ihn mal“.

Ein netter, harmloser Fernsehonkel war er aber nicht. In der Biografie von Claudia Sewig, „Bernhard Grzimek – Der Mann, der die Tiere liebte“, wird er als ungeheuer fleißig, streitbar und eitel beschrieben. Seine Popularität nutzte er geschickt für Kampagnen gegen das Robbenschlachten, die Jagd auf bedrohte Pelztiere oder die Käfighaltung von Hühnern. Gegen die Mode, Froschschenkel zu essen, ging er mit Aufklebern vor, die er in Restaurants auf die Speisekarten drückte. „Damit hat er sich nicht immer Freunde gemacht, es gab auch Lokalverbote“, erinnert sich Enkel Christian, der seit seinem elften Lebensjahr jedes Jahr zwei Wintermonate mit seinem Großvater auf Reisen ging und dafür von der Schule befreit wurde.

Grzimek habe den Naturschutz in die Moderne geführt, sagt Manfred Niekisch, Nachfolger Grzimeks als Direktor des Frankfurter Zoos und Professor für internationalen Naturschutz. „Insbesondere aber hat er es verstanden, die damals ganz neuen Massenmedien Film und Fernsehen für seine Zwecke und Ziele zu nutzen.“ Grzimek sammelte viele Millionen für seine Projekte in Afrika, vor allem für die Erhaltung des Nationalparks Serengeti in Tansania.

Für seinen 1959 entstandenen Film „Serengeti darf nicht sterben“ erhieltGrzimek 1960 einen Oscar. In Deutschland hatte die FilmbewertungsstelleBedenken, den Streifen mit dem Prädikat „wertvoll“ zu versehen, heißtes in einer Würdigung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF).Moniert wurde unter anderem der Satz: „Es wäre besser um die Weltbestellt, wenn die Menschen sich wie Löwen benähmen.“

Bei denDreharbeiten kam Grzimeks Sohn Michael ums Leben – ein persönlicherSchicksalsschlag, den Grzimek nie verwand und an der seine Ehe mitHildegard zerbrach, die er schon 1930 geheiratet hatte. 19 Jahre nachdem Tod seines Sohnes heiratete der inzwischen geschiedene GrzimekMichaels Witwe Erika. Biografin Sewig berichtet von zwei Kindern miteiner Geliebten, die Grzimek erst Jahrzehnte später kennenlernen. EinAdoptivsohn habe sich nach Drogenproblemen das Leben genommen.

Äußerlichimmer seriös und korrekt gekleidet, liebte Grzimek Scherzartikel,bisweilen war er richtig albern. Er legte Furzkissen und künstlicheHundehaufen aus und freute sich wie ein Kind, wenn er jemanden damiterschreckte. Während eines offiziellen Banketts in Simbabwe habe erplötzlich in seine Jackentasche gegriffen und seiner Tischnachbarin einelebendige Gottesanbeterin in den Ausschnitt gesteckt, berichtete seinMitarbeiter und Nachfolger in Afrika, Markus Borner. Die Frau fiel inOhnmacht. Verziehen wurde ihm immer, und noch heute wird er in Afrikaverehrt.

Bei einem Zirkusbesuch brach Grzimek in Frankfurt am 13.März 1987 im Alter von 77 Jahren tot zusammen. Seinem Wunsch gemäßwurde die Urne mit seiner Asche neben dem Grab seines Sohnes Michael imNgorongoro-Krater in Tansania beigesetzt. Zur Trauerfeier kamen hoheWürdenträger mit der tansanischen Ministerin Gertrude Mongella an derSpitze. Seine Bild-Agentur Okapia, die Grzimek zusammen mit seinem SohnMichael 1954 als Produktionsfirma für Dokumentarfilme gründete, führtEnkel Christian weiter. [Sabine Ränsch/fm]

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