Panasonic OLED TX-65CZW954 im Test: Ihre Fragen beantwortet

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Was unterscheidet Panasonics OLED-TV von den Modellen der Konkurrenz? Sie konnten uns mit Fragen löchern und wir liefern die Antworten.

Welche Qualität weist die Zwischenbildberechnung auf?
 
Die Zwischenbildberechnung ist in drei Intensitäten einstellbar und verhält sich im Vergleich zu Panasonics diesjährigen LED-LCDs nicht identisch. In niedriger Stufe behalten Kinofilme nahezu den ursprünglichen Look und dennoch erreicht die Bewegtbilddarstellung ein 100-Hertz-Niveau – sollen Kinofilme wie im Kino wirken, ist die Niedrig-Einstellung unser Tipp. In der Mitteleinstellung entsteht der bekannte „Hobbit“-Effekt in Kinofilmen: Kameraschwenks und Bewegungen erscheinen butterweich. Das Besondere: Artefakte sind so gut wie nicht sichtbar, in Extremsituationen schaltet die Zwischenbildberechnung einen kleinen Gang zurück, um Bildfehler zu vermeiden. In unseren Augen ist die Zwischenbildberechnung des OLEDs ein exzellenter Kompromiss. Panasonics Lösung ist in der Praxis zudem deutlich besser als die Zwischenbildberechnung anderer OLED-TVs. Einziger erkennbarer Fehler unabhängig von der getroffenen Einstellung (auch in der Aus-Voreinstellung): In seltenen Situationen (diagonale Bildbewegungen bei sehr hoher Geschwindigkeit) wie im Film „Gravity“ können Details (Sterne) leicht verwischt erscheinen.
 
Wie ist die Qualität der Bewegtbildschärfe?
 
Da alle Hersteller im UHD-Zeitalter auf 100-Hertz-Technik im Premium-Segment setzen, lassen sich weitere Steigerungen bei LED-LCDs nur durch Backlight-Scanning/Blinking erreichen, d.h. die LED-Beleuchtung erzeugt für Sekundenbruchteile Schwarzphasen, um dem Hold-Type-Effekt der LCD-Technik entgegenzuwirken. Diese Steigerung der Bewegtbildschärfe auf „200-Hertz-Niveau“ geht immer mit einem Lichtverlust einher – das Bild wird schärfer, aber dunkler. Panasonics OLED-TV ermöglicht diesen Kompromiss nicht. Der Vorteil: Das Bild bleibt komplett flimmerfrei und die Brillanz wird nicht in Mitleidenschaft gezogen. Vergleicht man die Bewegtbildschärfe eines 100-Hertz-VA-LCD-Panels mit Backlight Scanning und die Qualität des OLED-TVs, so erreicht der TX-65CZW954 (beide Displays bei maximaler Helligkeit) die bessere Bewegtbildschärfe. Da die OLED-Zellen selbst keinerlei zusätzliche Nachzieheffekte erzeugen, erscheint das Bild insbesondere bei Real-Testbildern klarer. Stellt man theoretische Testmuster wie helle Laufschriften vor einem dunklen Hintergrund dar, kann der Eindruck zugunsten des LED-LCDs ausfallen, in der Praxis ist der TX-65CZW954 aber genauso „scharf“ wie die besten LED-LCDs mit Backlight-Scanning. Künstliche Nachzieh- und Schliereneffekte treten mit dem OLED-Panel nicht auf

Ist der Fernseher für HDR-Signale geeignet?
 
Ja, es können auch über HDMI UHD-HDR-Signale zugespielt werden (SMPTE-Standards ST2084 und ST2086). Allerdings unterscheidet sich der Bildeindruck von einem HDR-LED-LCD. Durch die limitierte Flächenhelligkeit (140 Nits) und limitierte Maximalbrillanz (430 Nits) werden die HDR-Zielvorgaben verfehlt. Da der TX-65CZW954 allerdings keine Aufhellung im Schwarz zeigt und die Zwischenstufen des HDR-Signals darstellen kann, erreicht man im dunklen Raum dennoch den gewünschten HDR-Effekt. HDR-LED-LCDs können den HDR-Effekt auch bei Umgebungslicht vermitteln, allerdings ist der Blickwinkel derart limitiert, dass immer nur eine Person den HDR-Effekt mit einem LED-LCD korrekt vermittelt bekommt – mit dem TX-65CZW954 genießen auch mehrere Filmfans gleichzeitig die Kontrastvorteile des größeren Dynamikspielraums.
 
Ist die verlustfreie PC-Signaldarstellung bei voller Farbauflösung (4:4:4) möglich?
 
Ja, sowohl bei Full HD (1080p Pure Direct) als auch UHD (4K Pure Direct). Die Umschaltung in den Modus mit voller Farbauflösung gelingt einfacher als bei anderen Herstellern: Einfach den Pure Direct Modus anwählen und der Fernseher stellt das Signal verlustfrei dar (restliche Bildeinstellungen bleiben erhalten). Nachteil: Die Zwischenbildberechnung ist nicht länger anwählbar, auch nicht im 1080p-Pure-Direct-Modus (dies ist bei allen uns bekannten Herstellern aktuell der Fall).
 
Wie ist die Qualität der 3D-Darstellung?
 
Exzellent und auf dem Niveau bisheriger UHD-OLED-TVs. Zum Vergleich: LED-LCDs mit UHD-Auflösung weisen das Problem auf, dass die Panels auf Lichtdurchlass getrimmt werden. In einer Makroansicht kann man erkennen, dass die Pixel fast nahtlos Zeile für Zeile ineinander übergehen, „Freiräume“ gibt es kaum noch. Dies ist Gift für den Polfilter, der die Zeilen für das linke und rechte Auge trennen muss. OLED besitzt den Vorteil, dass die Freiräume zwischen den lichterzeugenden Zellen vergleichsweise groß sind, d.h. die Trennung Zeile für Zeile wird stark verbessert. Dadurch erkennt man kein Übersprechen (Crosstalk) und der Blickwinkel ist angenehm groß (dennoch sollte man den OLED-TV auf Blickhöhe installieren, horizontal gibt es keine Einschränkungen). In Sachen Auflösung erreicht man eine Full-HD-Qualität, d.h. 3D-Blu-rays werden exzellent umgesetzt. Durch die hohe Bildbrillanz im Vergleich zum Shutter-3D-Verfahren, die flimmerfreie Darstellung und die enorme Bildtiefe ergibt sich die bestmögliche 3D-Darstellung, die man sich derzeit wünschen kann. Ein wichtiger Hinweis: Zwei Polfilterbrillen liegen dem TV zwar bei, aber mit diesen Brillen konnten wir im Test Doppelkonturen sehen. Als wir 3D-Polfilter-Brillen von LG verwendeten, verschwanden die Doppelkonturen vollständig. Zusätzliche Nachteile der Panasonic 3D-Lösung: Die 3D-Konvertierung funktioniert nicht bei 4K-Signalen und 3D-Signale lassen sich nicht in 2D wandeln.
 
Hat es Panasonic geschafft, die Abdunklung der Bildränder (Vignettierung-Effekt) auszumerzen?
 
Zu unserer großen Überraschung zeigte der TX-65CZW954 keinerlei künstliche Randabdunklungseffekte, ganz gleich, welches Material wir abspielten (z.B. „Harry Potter 7.2“, „Interstellar“). Im Vergleich mit LED-LCD-Fernsehern, die diesen Effekt nicht zeigen, sind nahezu keine Unterschiede auszumachen.
 
Werden Abstufungen in dunklen Bereichen differenziert dargestellt?
 
Der TX-65CZW954 zeigt eine sehr genaue Durchzeichnung, die sich optimal durch die Helligkeits- und Gamma-Regler feinjustieren lässt. Damit lässt sich die Durchzeichnung auf das Quellmaterial, das Umgebungslicht oder den persönlichen Geschmack abstimmen – echte Defizite sind nicht erkennbar, Probleme bisheriger OLED-TVs, die lediglich eine grobe Abstimmung ermöglichten bzw. zu Detailverlusten oder Überbelichtungen tendierten, treten nicht auf.
 
Treten Streifenmuster (Banding, DSE-Effekte) und Verfärbungen bei hellen Flächen auf?
 
Eine absolut perfekte Bildausleuchtung ohne Verfärbungen, Farbtemperaturabweichungen etc. bot bislang kein Consumer-Fernseher, ganz gleich ob CRT, Plasma, LCD oder OLED. Auch Panasonics TX-65CZW954 ist in dieser Hinsicht nicht perfekt, d.h. es sind bei sehr dunklen einheitlichen Grau- oder Farbflächen minimale vertikale Schatteneffekte auszumachen und bei einheitlich hellen Weißflächen zeigen sich dezente Farbtemperaturunterschiede. Den Vergleich mit den meisten LED-LCDs und bisherigen OLED-TVs gewinnt Panasonics TX-65CZW954 dennoch, was zugleich unterstreicht, welchen Aufwand Panasonic bei der Optimierung betrieben hat. Im Praxisbetrieb bemerkten wir die angesprochenen Nachteile meist nicht, häufig mussten wir diese mit Testmustern provozieren und zugleich auf die jeweiligen Stellen im Bild achten.
 
Wie genau lässt sich der TV kalibrieren?
 
Der TX-65CZW954 lässt sich umfangreich kalibrieren, die manuelle Bildabstimmung ist allerdings anspruchsvoll. Da es sich um einen OLED-TV handelt, ist zu beachten, dass Unterschiede bei den Messwerten auftreten können, je nachdem welche Fläche die gemessenen Testmuster einnehmen. Zudem verringert der TV die Bildhelligkeit vollautomatisch, wenn ein Standbild gänzlich ohne Bewegung über mehrere Minuten dargestellt wird – dies kann u.U. die Messergebnisse verfälschen. Für Einsteiger empfehlen wir die THX-Voreinstellungen für dunkle oder helle Räume – bis auf einen etwas limitierten Farbumfang ist die Darstellung sehr natürlich. Für Profis empfehlen wir den Modus True Cinema (nicht den Kinomodus) oder die professionellen Modi. Bei einer Kalibrierung sollte darauf geachtet werden, dass man über die 2-Punkt-Regler die wichtigsten Korrekturen vornimmt und nicht versucht jede „Delle“ zu kompensieren – zu starke Eingriffe durch die 10-Punkte-Farb- oder Gamma-Korrektur können Abstufungen oder Verfärbungen provozieren.
 
Wie gut ist die Farbabdeckung nach DCI-P3-Norm?
 
Der OLED-TV bietet eine exzellente Farbraumabdeckung, erreicht im Maximalbereich aber nicht das Niveau des TX-65CXW804, der nahezu den gesamten DCI-Farbraum abdeckt. Diese Aussage betrifft vornehmlich die Grün- und Cyanbereiche, während Gelb-, Rot-, Magenta- und Blautöne die Kinonorm fast erreichen oder teilweise sogar übertreffen. Die OLED-Vorteile sind zudem nicht zu unterschätzen: Farben behalten unabhängig vom Helligkeitspegel und Blickwinkel ihre Charakteristik, künstliche Farbverschiebungen sind kaum zu sehen (bzw. zu messen). LED-LCDs mit Farbzusatzfilter mögen die „kräftigeren“ Farben erzeugen, das OLED-Bild erscheint in Summe dafür meist natürlicher.
 
Eignet sich der TX-65CZW954 auch für Videospiele?
 
Nein. Die Bildqualität ist zwar auch mit Videospielen sehr gut, aber die Eingabeverzögerung ist mit aktivierter Zwischenbildberechnung gigantisch hoch (200 ms, mehr als dreimal so hoch wie mit Panasonics CXW804-LED-LCDs), selbst im Spielemodus arbeitet der TV nicht gerade reaktionsschnell (86 ms). Da die Flächenhelligkeit des OLEDs deutlich geringer als die der CXW804-LED-LCDs ist und im Ausnahmefall Nachleuchteffekte entstehen können, halten wir Videospiele für diesen TV für ungeeignet.
 
Wie fällt der Vergleich mit bisherigen OLED-TVs und HDR-LED-LCDs aus?
 
Panasonics TX-65CZW954 zeigt im Filmbetrieb die beste Bildqualität, die wir jemals bei einem TV gesehen haben (dies schließt CRT-TVs und die letzte Pioneer-Kuro-Generation mit ein). Für ein optimales Bildergebnis sollte der Raum leicht abgedunkelt werden, obwohl der TV auch im Wohnzimmer keinerlei Helligkeitsprobleme zeigt – die Bildhelligkeit ist im Schnitt doppelt so hoch wie bei Plasma-TVs und effektiv kaum von einem normalen Edge-LED-LCD zu unterscheiden. Zudem ist der Kontrastfilter für Restlicht optimiert, d.h. eine künstliche Aufhellung der Bildfläche wie bei Plasma-TVs gibt es nicht. Allerdings ist die perfekte Schwarzdarstellung (und damit auch der bestmögliche Bildkontrast) nur im dunklen Raum wahrnehmbar. HDR-LED-LCDs erzeugen im hellen Raum das subjektiv kontraststärkere Bild, im dunklen Raum schlägt der TX-65CZW954 aber auch diese TVs. Der TX-65CZW954 ist die ultimative „Film-Maschine“ für Blu-rays, 3D-Blu-rays und UHD-Streams, zudem ist er bestens vorbereitet für die Ultra HD Blu-ray.
 
Was ist der größte Vorteil des TX-65CZW954 gegenüber LED-LCDs?
 
Der Blickwinkel. Zwei Praxisbeispiele: Im Testlabor sitzen wir knapp drei Meter von 65-Zoll-TVs entfernt, wenn wir Filme etc. abspielen. Selbst wenn wir bei einem LED-LCD perfekt mittig sitzen, bemerken wir, dass der Bildkontrast im Randbereich dezent geringer ausfällt als in der Bildmitte (dunkle Bereiche scheinen an den Bildrändern auszubleichen). Die VA-LCD-Paneltechnik besitzt nahezu keinerlei Blickwinkeltoleranz, wenn man Filme in dunkler Umgebung betrachtet. Beispiel 2: Sobald man zu zweit oder zu dritt vor einem 65-Zoll-TV sitzt, ist es mit einem LED-LCD nicht möglich, dass alle Zuschauer den bestmöglichen Bildkontrast wahrnehmen – der maximale Kontrast wird nur perfekt mittig und auf Augenhöhe erreicht. Der TX-65CZW954 erzeugt immer einen exzellenten Kontrast, selbst wenn man extrem seitlich auf die Bildfläche schaut. Die gemessenen Werte sind somit für fast alle Sitzpositionen gültig, bei LED-LCDs gelten die Messwerte nur für einen einzigen perfekt ausgerichteten Sitzplatz.
 
Kann der TX-65CZW954 OLED-TV einen erstklassigen HDR-LED-LCD vollständig ersetzen?
 
Nein. Mit OLED ist es derzeit schlicht nicht möglich, eine derart hohe Bildbrillanz zu erzeugen. Zugleich gibt es immer noch keinen OLED-TV, den wir bei Videospielen einem HDR-LED-LCD vorziehen würden. Der größte Vorteil der HDR-LED-LCDs ist die Preis-Leistung: Panasonics TX-65CXW804 und Samsungs UE65JS9590 sind deutlich günstiger als der TX-65CZW954, für einen ähnlichen Preis des OLEDs erhält man bereits einen Samsung UE78JS9590 oder Sony KD-75X9405. Wer vorwiegend allein Filme schaut, kann sich den Aufpreis für OLED in unseren Augen sparen: Sobald man perfekt mittig und auf Augenhöhe vor den genannten LED-LCDs sitzt, können auch der Bildkontrast und die Farbwiedergabe restlos überzeugen (Raumbeleuchtung nicht gänzlich ausschalten). Umgekehrt kann keiner der genannten LED-LCDs den TX-65CZW954 ersetzen und es gibt aktuell schlichtweg keinen Fernseher, der Kinofilme im dunklen Raum fehlerfreier präsentiert – hier gibt es schlichtweg keine Dimming-Artefakte oder Abstimmungsfehler. Zudem ist OLED die perfekte „Familientechnologie“: Durch den exzellenten Blickwinkel macht das Filmeschauen mit mehreren Personen endlich wieder Spaß – sogar in 3D. Nun müssten nur noch die Preise „familienfreundlich“ ausfallen.
 
Lesen Sie morgen im letzten Teil unseres XXL-Specials: Wir ziehen unser Testfazit und präsentieren das abschließende Testvideo zum TX-65CZW954.

Der Test im Überblick:
 
Teil 1: Die Verwirklichung eines Traums
Teil 2: Leuchtende Bilder dank perfektem Schwarz?
Teil 3: Der Filmwiedergabe verpflichtet
Teil 4: Der perfekte OLED-TV?
Teil 5: Der perfekte Fernseher?
Teil 6: Ihre Fragen beantwortet[ct]

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