Paukenschlag: RTL-Chef Gerhard Zeiler geht – Wechsel zu Turner

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Europas größter Fernsehkonzern RTL Group bekommt eine neue Führung – mit einer Frau an einer zukünftigen Doppelspitze. Vorstandschef Gerhard Zeiler verlässt das Unternehmen zum 18. April, wie die Bertelsmann AG als Muttergesellschaft am Dienstag in Gütersloh mitteilte.

Auch aus dem Vorstand der Bertelsmann AG scheide der 56-Jährige dann aus. Die RTL Group soll künftig von zwei Managern geführt werden: der bisherigen RTL Deutschland-Chefin Anke Schäferkordt sowie Guillaume de Posch, der bei der RTL Group seit Januar unter anderem für Unternehmensstrategie und -entwicklung zuständig ist. Schäferkordt soll auch den Platz Zeilers im Vorstand der Bertelsmann AG übernehmen.
 
Der Vorstand der RTL Group wird damit von zwei auf drei Manager erweitert: Neben Schäferkordt und de Posch bleibt Elmar Heggen Finanzvorstand. Neben ihrer Vorstandstätigkeit für die RTL Group bleibt Schäferkordt Chefin von RTL Deutschland. De Posch ist im Vorstand verantwortlich für alle Aktivitäten in anderen Ländern sowie das Produktionsgeschäft.

Zeiler verlasse Bertelsmann und die RTL Group in gegenseitigem und freundschaftlichem Einvernehmen, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen, teilte Bertelsmann weiter mit. Dem Vernehmen nach wechselt Zeiler zu einem US-amerikanischen Medienunternehmen, wo er eine internationale Aufgabe übernehmen soll. Der aus Wien stammende Zeiler arbeitet sei mehr als 13 Jahren bei RTL, davon fast neun Jahre als Chef der RTL Group.
 
Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe sagte, dass Schäferkordt die Vorstandsarbeit „bereichern“ werde. „Mit ihr zieht nicht nur eine herausragende Unternehmerin und sehr erfahrene Fernsehmacherin in den Bertelsmann-Vorstand ein, sondern erstmals auch eine Frau.“ Rabe bedauerte die Entscheidung Zeilers, das Unternehmen zu verlassen und betonte, dass die Trennung in aller Freundschaft erfolge. „Zeiler hat im Fernsehgeschäft Maßstäbe gesetzt“, erklärte er.
 
Laut einer Mitteilung der RTL Group sagte Zeiler, dass er zutiefst dankbar für wundervolle Jahre bei dem Unternehmen sei. Die Entscheidung zu gehen, sei nicht leicht gefallen. Er freue sich aber auf eine neue, internationale Aufgabe. Am Dienstagabend wurde bekannt, dass der Manager künftig das internationale Geschäft des Medienkonzerns Turner Broadcasting Systems von Ted Turner leiten soll. Er verantwortet damit künftig mehr als 130 Spartenkanäle wie CNN, TNT, Cartoon Network oder Turner Classic Movies in mehr als 30 Sprachen.
 
Man freue sich, Gerhard Zeiler im Team begrüßen zu dürfen. Sein Reichtum an weltweiten Erfahrung im TV-Geschäft und das tiefe Verständnis der digitalen Programmlandschaft würden ihn zu einem großartigen internationalen Partner machen, erklärte Turner-Broadcasting-Chef Phil Kent in einer Mitteilung. Zeiler steht künftig einem Stab von 3800 Mitarbeitern vor, der auch die Deutschlandaktivitäten von TNT Serie, TNT Film, Boomerang, Cartoon Network und dem am 8. Mai startenden Frauensender Glitz verantwortet. Er berichtet direkt an Kent.
 
Die RTL Group ist zu 91 Prozent im Besitz von Bertelsmann. Zu dem in Luxemburg ansässigen Unternehmen gehören 48 Fernseh- und 30 Radiostationen in 10 Ländern Europas. In Deutschland sind dies RTL, RTL2, Super RTL, N-TV und Vox. Mit FremantleMedia ist RTL außerdem einer der größten Fernsehproduzenten außerhalb der USA.

[ar/Helge Toben]

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7 Kommentare im Forum

  1. AW: Paukenschlag: RTL-Chef Gerhard Zeiler geht - Wechsel zu Turner Hier kann man wohl die "neuen Herausforderungen" auch wirklich annehmen. Zeiler hat sich deutlich verbessert, bestimmt auch gehaltlich.
  2. AW: Paukenschlag: RTL-Chef Gerhard Zeiler geht - Wechsel zu Turner Hm...ich bin mir da nicht so sicher. Gehaltsmäßig vielleicht, aber auch was den Status angeht? Leiter einer Europa-Dependance eines amerikanischen Kabelsenderunternehmens klingt für mich eher schlechter als "Chef des größten europäischen Fernsehlkonzerns". Womöglich spielen da aber noch persönliche Aspekte eine Rolle. Der Zeiler geht ja nun stramm auf die 60 zu, vielleicht will er jetzt ein Familienmensch werden und hat sich ganz bewusst einen Job gesucht, wo er nicht mehr reisen muss (er war ja nur 2 Tage die Woche in Luxemburg anzutreffen) und bei dem er sein Kind (das in GB lebt) regelmäßig sieht.
  3. AW: Paukenschlag: RTL-Chef Gerhard Zeiler geht - Wechsel zu Turner Natürlich ist das ein Abstieg. Er ist offenkundig bei Bertelsmann gescheitert, wollte schon zum ORF flüchten. Kriegen wir auf TNT Film jetzt auch so eine widersinnige Aufnahmerestriktion aufgeschaltet, weil dieser Mensch dort aufschlägt? Zeiler war doch derjenige, der am Lautstärkesten aus dem RTL-Lager die Nutzungsmöglichkeiten für Zuschauer einschränken wollte[1]. Der hat bei der Politik sogar absurde Regressansprüche gegenüber Internet-Providern[2] oder Gefägnisstrafen eingefordert[3], wenn das Fernsehpublikum den gewünschten Ablauf durch - Zitat - "parasitäre Nutzung unserer Sendersignale" wie das Einblenden fremder HbbTV-Dienste manipuliert hätte und dürfte somit als geistiger Vater der HD+ Restriktionen anzusehen sein. Neue Technologien oder zeitversetzte Nutzung: Für Zeiler war dies nur eine Gefahr für das bestehende Geschäftsmodell des Werbezeitenverkaufs. Solche Leute haben bereits die Plattenindustrie ins Grab geführt. "Zeiler hat im Fernsehgeschäft Maßstäbe gesetzt". Dem kann man wohl uneingeschränkt zustimmen. Meine Ansicht: Er hat es in Hinsicht auf programmliche Qualität, Nutzungsfreiheit und öffentlicher Außendarstellung auf ein nie dagewesenes Niveau herabgesenkt. Gut, dass er weg ist. Gott schützt Turner Broadcasting. ______________________________________________________ [1] http://www.digitalfernsehen.de/RTL-Chef-Es-braucht-Werbung-die-sich-nicht-wegzappen-laesst.news_836547.0.html [2] http://www.digitalfernsehen.de/RTL-Geschaeftsfuehrer-sagt-Verschluesselung-voraus.news_888887.0.html [3] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/urheberrecht-die-privaten-sender-werden-benachteiligt-1910641.html
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