Paukenschlag zum Prozessauftakt: Kika-Herstellungsleiter gesteht

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der im Kika-Prozess angeklagte ehemalige Top-Manager hat den Millionenbetrug gestanden. Als Grund gab er am Montag vor dem Landgericht Erfurt seine massive Spielsucht und die Arbeitssituation beim Kinderkanal an.

„Ich bedaure zutiefst, dass ich das Vertrauen meiner Mitarbeiter und Vorgesetzten missbraucht und meinen Freunden und der Familie nicht von den Problemen erzählt habe“, sagte der 43-Jährige zum Prozessauftakt. Der Angeklagte verlas ein rund halbstündiges Geständnis. Darin gab er an, dass er sein gesamtes Vermögen an Automaten verspielt habe. Auch das durch Scheinrechnungen veruntreute Geld habe er im Casino wieder verloren. „Ich habe alles verspielt, was ich in die Hände bekam“, sagte der ehemalige Herstellungsleiter.
 
Seine Sucht erklärte der ehemalige Kika-Manager unter anderem mit der Arbeit beim Kinderkanal. An den Automaten habe er versucht, seine Frustrationen unter anderem über die Arbeitssituation beim Kinderkanal auszugleichen. Das Klima sei rau, der Umgang brutal gewesen. Zudem hätten praxisferne Vorschriften des federführenden MDR die Arbeit erschwert. Er habe sich überfordert gefühlt, den Betrieb fast im Alleingang aufzubauen und sei in wichtige Entscheidungen nicht eingebunden worden.

Von den Scheingeschäften habe außer ihm niemand gewusst, sagte der frühere zweite Mann in der Führungsriege des Erfurter Senders. Diejenigen, die seine Rechnungen gegengezeichnet hätten, hätten sie inhaltlich nicht prüfen können. Er selbst habe sich in das Gefühl gerettet, dem Kinderkanal keinen Schaden zuzufügen, weil der ehemalige Programmgeschäftsführer Frank Beckmann ihn einmal aufgefordert habe, das gesamte Kika-Budget auszuschöpfen.
 
Dem ehemaligen Herstellungsleiter wird Bestechlichkeit und Untreue in 48 besonders schweren Fällen vor. Er soll über knapp fünf Jahre hinweg mit 61 Scheinrechnungen einer Berliner Firma mehr als 4,6 Millionen Euro abgezweigt haben. Von der Firma, die keinerlei Leistung erbrachte, habe er dafür im Schnitt 57,5 Prozent der Summe für sich erhalten. Wegen weiterer Verdachtsfälle über 200 000 Euro Schmiergeld und Sachleistungen wie Flüge sei ein weiterer Haftbefehl gegen ihn erlassen worden (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen elf Verdächtige – sieben Geschäftsführer und vier weitere Kika-Mitarbeiter.
 
Im Dezember war bekannt geworden, dass der Beschuldigte Sendungen abgerechnet habe, die niemals produziert wurden. Die Scheingeschäfte kamen erst ans Licht, als sich der Chef der inzwischen insolventen Berliner Produktionsfirma selbst anzeigte. Der Schaden belaufe sich auf mindestens 8,2 Millionen Euro und hatte weitreichende Konsequenzen für die internen Abläufe in der Senderanstalt (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
 
Über die weiteren Entwicklungen des Kika-Prozesses informieren wir Sie im laufe des Nachmittags auf DIGITALFERNSEHEN.de.
 
Update 12.02 Uhr: Zusätzliche Informationen hinzugefügt[dpa/js]

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