Podcast-Offensive: Audible startet mit 22 deutschen „Originals“

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Der Podcast-Markt in Deutschland diversifiziert sich. Streaming-Anbieter bieten nun exklusive Inhalte nur für die eigenen Kunden an. Einer von ihnen ist Audible.

Das gesprochene Wort ist wieder im Trend. Zumindest bei Medienmarken, die in Podcasts eine neue Möglichkeit suchen, ihre Inhalte unter die Leute zu bringen. So haben die Online-Auftritte von „Spiegel“, „Zeit“ oder „Rheinische Post“ in den vergangenen Monaten alle ein paar neue Audio-Podcasts gestartet – frei im Internet verfügbar, finanziert durch Werbung.

Nun wird der Hörbuch- und Hörspiel-Produzent Audible offensiv: Abonnenten der Amazon-Tochter können ab Donnerstag 22 neu produzierte, wöchentlich erscheinende Podcastreihen hören. Mit dabei sind unter anderem die Comedians Micky Beisenherz und Oliver Polak, die Journalisten Jörg Thadeusz und Nina Ruge oder die Autorin Ronja von Rönne. Hinzu kommen Kooperationen mit Medienmarken wie „Der Spiegel“, „Vice“, „Galore“, „Titanic“ und „11 Freunde“. 
 
„Jeder Hörer soll mindestens einen Podcast finden, den er jede Woche regelmäßig hören will“, sagt Paul Huizing, Programmverantwortlicher von Audible Deutschland. Zu den 17 extra für den deutschen Markt entwickelten „Audible Originals Podcasts“ kommen fünf englischsprachige. Darüber hinaus sollen in Zukunft monatlich jeweils zwei neue Reihen starten. Bis März sei das Programm schon durchgeplant, sagt Huizing – genaueres verrät er allerdings noch nicht.
 
„Es ging immer darum, dass wir ein sauberes Programm aufstellen, das basiert auf Hörerwünschen“, sagt Huizing. Deswegen sei zunächst viel Energie in die Marktforschung gesteckt worden. Ergebnis: Zwei Drittel der Podcasthörer wünschten sich ein größeres Angebot von etablierten Medienmarken. Und 44 Prozent wollen bessere deutschsprachige Shows.
 
Auf dem amerikanischen Markt sind Podcasts mittlerweile ein beliebtes Medium. Erfolgsserien wie „Serial“ erreichen locker Downloadzahlen im zweistelligen Millionenbereich. In Deutschland geht der Trend ebenfalls nach oben – aber langsam. Die letzte ARD/ZDF-Onlinestudie zeigte, dass 13,1 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung zumindest gelegentlich Podcasts hören. Im Vorjahr waren das noch 11 Prozent. Und bei den 14-29-Jährigen sind es bereits 26,5 Prozent.
 
Wichtigste Anlaufstelle für Podcasts bleibt iTunes und die dazugehörige Podcast-App für Apple-Geräte: Hierüber findet ein Großteil der Hörer die Angebote. Doch Streaming-Anbieter wollen dem Konkurrenz machen. So bietet etwa Spotify mittlerweile eine breite Palette an Podcasts an, die zum Großteil auch über iTunes verfügbar sind. Außerdem betreibt der Dienst den exklusiven Podcast „Fest und Flauschig“, in dem sich Jan Böhmermann und Olli Schulz wöchentlich „über dies und das und jenes“ unterhalten. Auch der Konkurrent Deezer konnte sich ein bekanntes Duo sichern: Moderatorin Sarah Kuttner und Medienjournalist Stefan Niggemeier quatschen in „Das kleine Fernsehballett“ über Serien und TV-Shows.
 
Mit dem Podcast „Juwelen im Morast der Langeweile“ von Oliver Polak und Micky Beisenherz hat Audible ein ähnliches Angebot mit dem Konzept „lustige Menschen sprechen miteinander“. Diese Podcasts seien schnell herzustellen, sagt Huizing: „Wenn zwei sich unterhalten, dann kann man das recht schnell produzieren, dann braucht man nur einen Aufnahmeknopf und ein Tonbandgerät.“
 
Doch es geht auch aufwendiger. Wechselnde Gesprächspartner suchen sich etwa Nina Ruge, die wöchentlich in „Das Bunte Gespräch“ mit einem Promi spricht, und Jörg Thadeusz, der in „Brand Eins – das Gespräch“ mit Persönlichkeiten aus der Wirtschaft über Erfolg und Misserfolg diskutiert. Im Podcast „180Grad“ werden Geschichten von Menschen erzählt, die in kurzer Zeit ihr Leben grundlegend verändert haben. „Blaupause“ porträtiert Menschen, die heute Technologien von morgen nutzen und so in ihrer eigenen Utopie leben. Und experimentell wird es mit „Träumende Tiere“: Hier können die Hörer nach einer kurzen Vorstellung einem Tier beim Schlummern lauschen. Das soll beim Einschlafen helfen.
 
Die Strategie von Audible erinnert dabei an die von Netflix: Mit einer großen Investition (laut Audible eine siebenstellige Summe) eine große Palette an eigenen Inhalten mit hoher Qualität liefern – um so die Abonnenten zu binden. 9,95 Euro kostet das Abo, dafür bekommen die Kunden monatlich ein Hörbuch und Zugang zu den Podcasts.

[Benedikt Wenck]

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1 Kommentare im Forum

  1. Und die dauerdudelden, deutschen Superhitsderachzigerundneunziger-Radiosender behaupten weiterhin, das gesprochene Wort wolle keiner hören...
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