„Polizeiruf 110“: Die dramatischen Folgen eines Freispruchs

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Ein Mörder, der im Prozess vor gut zehn Jahren freigesprochen wurde, ein oberbayerisches Dorf, das weder die Tat noch den damaligen Verdächtigen vergessen kann und eine Polizistin, die eine wahre Hetzjagd auslöst. „Polizeiruf 110“-Kommissar Meuffels hat es diese Woche alles andere als leicht.

Oberflächlich betrachtet ist das kleine Dorf in Oberbayern ein friedlicher Ort. Doch unter der Oberfläche brodelt es gewaltig, denn die Dorfbewohner sehen in Xaver Edlinger bis heute einen Mörder. Vor zehn Jahren wurde in dem Dorf ein junger Mann umgebracht, der Täter wurde nie gefasst und der Hauptverdächtige Xaver wurde freigesprochen. Zwar kehren die Bewohner langsam zur Normalität zurück, doch vergessen tun sie nicht – und das lassen sie den vermeintlich Kriminellen auch spühren. Als ausgerechnet Xavers zukünftige Schwägerin und Polizistin Anna Burnhauser (Anna Maria Sturm) die Geschichte wieder ausgräbt, bricht eine regelrechte Hetzjagd aus. Die ARD zeigt die Episode „Schuld“ am 29. April um 20.15 Uhr.

Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) muss in seinem dritten Fall tief in die Befindlichkeiten eines Dorfes eintauchen, in dem seine Assistentin Anna Burnhauser aufgewachsen ist. Anna ist auch diejenige, die aus Unerfahrenheit und Panik die dramatischen Ereignisse auslöst. Ihre Schwester Kati (Barbara Bauer) ist schwanger und will heiraten – ausgerechnet Xaver (Daniel Christensen).

Anna hält ihn trotz des Freispruchs vor vielen Jahren für den Mörder. Fieberhaft rollt sie die alten Ermittlungen wieder auf und hat prompt Erfolg. Eine DNA-Spur beweist eindeutig, dass Xaver tatsächlich den Mord begangen hat. Aufgeregt platzt sie in die Verlobungsfeier ihrer Schwester und bezichtigt ihren künftigen Schwager des Mordes.

Doch damit setzt sie eine Spirale des Unglücks in Gang. Xaver wird verfolgt und Annas Familie ist entsetzt, dass sie das Glück ihrer Schwester zerstört hat. Auch Xavers Schwester Rosa (Sarah Lavinia Schmidbauer), ihr Mann Max (Michael Grimm) und ihr Sohn stehen am Abgrund. Und sogar Annas Karriere steht auf dem Spiel, hätte sie doch nach dem Freispruch aus rechtlichen Gründen gar nicht mehr ermitteln dürfen. Am Ende bleibt Anna und Hauptkommissar von Meuffels nichts anderes übrig, als Xaver in seinem Haus vor den wütenden Dorfbewohnern zu schützen. Und ihn vielleicht am Ende doch noch zu einem Geständnis zu bewegen.

Regisseur Hans Steinbichler hat „Schuld“ nach dem Drehbuch von Stefan Kolditz sparsam, dafür aber umso eindringlicher inszeniert. Wie schon in seinem hochgelobten Debütfilm „Hierankl“ geht es auch hier wieder um Heimat, aber nicht romantisch verklärt. Steinbichler zeigt eine dramatische Mischung aus Liebe und Hass, aus Sehnsuchtsort und Hölle, in der die Figuren ungehemmt und ungekünstelt agieren: Mal verzagt, mal voranpreschend. Mal leise und vorsichtig, ein anderes Mal laut schreiend vor Verzweiflung.

Mittendrin in diesen schmerzhaften Gefühlsausbrüchen ist der preußisch-zurückhaltende von Meuffels, der Ruhe ins Chaos bringt. Während draußen vor dem Hof die erzürnten Männer des Dorfes die Stellung halten, spielt sich im Haus etwas ganz anderes ab: Das Drama eines Mannes, der gerade noch ein schönes, normales Leben vor Augen hatte. Und der nun erkennt, dass es für ihn in seiner Heimat keine Zukunft mehr gibt. So entsteht ein packender Film mit sehr intensiven Momenten, die mitunter nur schwer auszuhalten sind. Ein Krimi und ein Ensemble, bei dem man sich schon auf die Fortsetzung freut.

[Cordula Dieckmann/fm]

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