„Polizeiruf 110“: Letzter Fall für Krause

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Ein Flugzeug stürzt ab, darin ein Koffer voller Geld. Während der Fall sich ohne größere Überraschungen aufklären lässt, beschließt Dorfpolizist Horst Krause, dass es Zeit ist aufzuhören. Eine Kultfigur verabschiedet sich damit aus der „Polizeiruf“-Welt.

„Es wird Zeit, dass Schluss ist“, sagt Dorfpolizist Horst Krause. Sein letzter Fall vor der Pensionierung hat ihm zugesetzt. Das Opfer kennt er seit dessen Kindheit, die Eltern schätzt er. Doch die Erfahrung der zurückliegenden Dienstjahre schützt ihn nicht vor der menschlichen Enttäuschung, die am Ende der Ermittlungen steht. Desillusioniert quittiert der liebenswerte Polizeihauptmeister den Dienst. Man hätte Krause zum Abschied einen spannenderen „Polizeiruf 110“ als die Folge „Ikarus“ gewünscht, die die ARD am Sonntag um 20.15 Uhr ausstrahlt. Die Melancholie jedoch passt – und setzt den brandenburgischen Wachtmeister in seiner zu klein geratenen Uniformjacke ein letztes Mal in Szene.
 
26 Mal war der heute 73-Jährige als Polizeihauptmeister Krause im Einsatz – und damit die Konstante in dem „Polizeiruf 110“ des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Geboren wurde die Serienfigur des gemütlichen Polizisten 1998 in der „Polizeiruf“-Folge „Das Wunder von Wustermark“ mit Katrin Sass als Kriminalhauptkommissarin Tanja Voigt. Regisseur Bernd Böhlich fand den Namen von Darsteller Horst Krause passend für die Rolle. Ein Jahr später wurde die Figur dann zum festen Bestandteil der Krimireihe.
 
Die Vorgesetzten an seiner Seite wechselten in den 17 Jahren mehrfach, waren jedoch stets Frauen: Auf Wanda Rosenbaum (Jutta Hoffmann) folgten Johanna Herz (Imogen Kogge) und zuletzt ab 2011 Olga Lenski (Maria Simon). Das Duo war total unterschiedlich, aber harmonisch als Team.
 
Der trockene Humor, gepaart mit den Bildern brandenburgischer Weite – das hatte etwas Eigenes und Familiäres, meinte Maria Simon (39) während des letzten gemeinsamen Drehs. „Wir waren ein ganz besonderes Team.“ Krause gab sich wortkarg. „Für mich sind Interviews das Furchtbarste. Eine einzige Tortur“, sagte er in einem Interview der „Zeit“. Seinen Abschied kommentierte er bei der Premiere seines letzten „Polizeirufs“ knapp: „Das hat sich verbraucht.“

Gemessen an der aktuellen Folge könnte er recht haben. Schon nach wenigen Minuten ahnt der Zuschauer, welche Tragödie sich hinter dem vermeintlichen Unfall des jungen Fliegers Daniel Reef (Hauke Diekamp) verbirgt. Der junge Mann hängt schwer verletzt im Baum, nachdem er bei Loopings aus einem offenen Flieger gefallen ist. Von der alten Maschine fehlt zunächst jede Spur. Daniel überlebt, liegt jedoch im Koma.
 
Krause ist erschüttert. Persönlich informiert er die Eltern, die er gut kennt. Vater Martin Reef (Martin Feifel) betreibt gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Peter Tender (Bernhard Schir) eine Solarmodulfabrik in der Uckermark. Die beiden haben viele Arbeitsplätze geschaffen – doch inzwischen steckt die Branche in einer Krise und das Unternehmen schreibt tiefrote Zahlen.
 
Das Flugzeug wird schließlich gefunden, mit ihm der leicht verletzte Anjela Krol (Margarita Breitkreiz) – und ein Koffer mit 750 000 Euro. Für diesen scheint sich Tender zu interessieren, dem die Maschine gehört. Und dann stellt sich heraus, dass der Sicherheitsgurt manipuliert wurde und gerissen ist.
 
Den Rahmen für den Krimi bietet erneut ein Stück brandenburgische Realität: Das Land gehört zu den bedeutendsten Solarstandorten Deutschlands. Doch die Branche steckt in der Krise und kämpft gegen harte Konkurrenz aus Asien. In den vergangenen Jahren gingen in der Region Frankfurt (Oder) und in der Uckermark viele Arbeitsplätze verloren.
 
Während Lenski und Krause den Fall ohne größere Überraschungen aufklären, laufen in der Dienststelle Vorbereitungen für den Abschied des Seniors. Doch der liebenswerte Dorfpolizist wählt seinen eigenen Weg für den Abgang.
 
Für Kommissarin Lenski beginnt damit auch ein neuer Abschnitt: Sie wird in eine deutsch-polnische Ermittlergruppe in Frankfurt (Oder) versetzt. „Das ist neu – im Leben wie im Film und gibt unseren Fällen eine zeitgemäße, authentische Dimension“, sagt Cooky Ziesche, Leiterin der RBB-Filmabteilung. Neuer Partner von Lenski wird Kriminalhauptkommissar Adam Raczek alias Lucas Gregorowicz, der unter anderem bekannt ist aus dem Kinofilm „Soul Kitchen“ (2009). Die erste Folge will der RBB im Juli drehen, laufen soll sie zum Jahresende.
 
Auch Krause plane weitere Filmprojekte, heißt es. Seine Lebensrolle habe er aber wohl im Polizeihauptmeister Horst Krause gefunden, sagte der Schauspieler einmal im Interview. „Was auch kommen mag, da wird wohl nichts drüber gehen.“

[Marion van der Kraats/id]

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16 Kommentare im Forum

  1. AW: "Polizeiruf 110": Letzter Fall für Krause Schade das man auch hier wieder mit der Abrissbirne kommt.
  2. AW: "Polizeiruf 110": Letzter Fall für Krause Hotte Krause wird mir fehlen. Er erinnert mich an einen ehemaligen Dorfsheriff in meiner Jugend, gewaltig und gewichtig, nachsichtig im Kleinen, unnachgiebig im Großen und doch immer Mensch geblieben. Alles hat einmal ein Ende, Hotti ist inzwischen 73 und man nimmt ihm halt den Sheriff nicht mehr richtig ab. Mir wurde das Glück zu teil, Herrn Krause einmal persönlich zu treffen. Der Mann ist einfach ein liebenswerter Kauz und ich glaube, er hat sich vor allem selbst gespielt. Danke Hotti, Danke für die vielen Jahre der Figur Hauptmeister Krause.
  3. AW: "Polizeiruf 110": Letzter Fall für Krause Deshalb wurde im Film wohl auch sein Name wie im Real Life gewählt. Und er kam deshalb auch authentisch rüber, was den Hauptreiz bei seinen Filmen ausmachte.
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