„Polizeiruf 110“: Rostocker Duo ermittelt „Im Schatten“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Die Mafia in Rostock: Im neusten Fall taucht das „Polizeiruf“-Duo König und Bukow tief in die Kriminalitätsszene der Hansestadt ein und kommt sich dabei auch persönlich ein bisschen näher.

Die 200 000-Einwohner-Stadt Rostock hat einen boomenden Seehafen. Früher war er das Tor der DDR zur Welt, heute ist er Deutschlands beliebtester Kreuzschifffahrtshafen – und einer der zentralen Umschlagplätze für die Drogenmafia. So sieht es zumindest der italienische Enthüllungsjournalist Roberto Saviano. Savianos jahrelange Recherchen, die ihn zu einem Todfeind der Mafia gemacht haben, sind der Aufhänger für den inzwischen 14. „Polizeiruf 110“ aus Rostock, den das Erste an diesem Sonntag (20.15 Uhr) zeigt.
 
Darin wühlt sich das bewährte Duo Katrin König und Alexander Bukow, gespielt von Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner, durch die dunklen Abgründe der Rostocker Kriminalitätsszene. „Im Schatten“ ist entsprechend der mehrdeutige Titel. Eine Anlehnung an die schattenhafte Parallelwirtschaft, verborgen vor Öffentlichkeit und Justiz, aber mit realen Auswirkungen auf das Leben jedes Einwohners.

Der Fall, der LKA-Profilerin König und Hauptkommissar Bukow zusammen mit den Kollegen der Zollfahndung beschäftigt, ist reichlich mysteriös. Schnell sind zwei Menschen tot, kurze Zeit darauf liegt auch noch der Zoll-Einsatzleiter erschossen unter einer Autobahnbrücke. Die Ermittlungen führen König und Bukow nicht nur in die Pizzeria, die offensichtlich Hauptquartier des „‚Ndrangheta“-Netzwerkes in der Hansestadt ist, sondern auch in die Büros sowie das private Umfeld der Zoll-Kollegen. Denn diese könnten sich den Drogenbaronen zu stark genähert haben.
 
Ganz schwierig wird es zumindest für König, als auch noch die junge Zollbeamtin Jana Zander, stark gespielt von Elisabeth Baulitz, in die Ermittlungen eingreift. Denn sie hat offensichtlich eine starke Bindung zur Familie des getöteten Zoll-Kollegen und treibt möglicherweise ein doppeltes Spiel.
 
Drehbuchautor Florian Oeller und Regisseur Philipp Leinemann geben ihren beiden Protagonisten im neuen „Polizeiruf“ reichlich Gelegenheit, ihre mehr als komplizierte Beziehung zu pflegen. Hübner spielt wie gehabt den launischen und schnoddrigen Bullen, der gleichzeitig von heftigen familiären Problemen geplagt wird. Sarnau ist die intellektuelle, eher unnahbare Ermittlerin.
 
Immer noch „per Sie“ kommen sich die beiden zumindest ein bisschen näher, bis Bukow besoffen nach hinten umkippt. Es bleibt beim schwer verständlichen und für viele Zuschauer auch lebensfernen „Sie“, so dass Bukow bald verzweifelt ruft „Frau König, kommen wir eigentlich mal zusammen?“. So bleiben die beiden ein Ermittlerpaar voller Gegensätze, das sich, für die deutsche Krimiszene nicht unüblich, nicht ganz legaler Mittel beim Verhören von Verdächtigen bedient.
 
Wie Autor Oeller, der sein drittes „Polizeiruf“-Drehbuch vorgelegt hat, im ARD-Interview sagt, möchte er mit „Im Schatten“ auf die Verflechtungen der Mafia in die deutsche Wirtschaft aufmerksam machen. „Die ‚Ndrangheta ist bestens finanziert und vernetzt, wobei sich ihre legalen und illegalen Geschäfte mehr und mehr gleichen und gegenseitig bedingen.“ Deutschland diene als gigantische Geldwaschanlage.
 
Oeller fordert deshalb die Schließung von Lücken in der Anti-Mafia-Gesetzgebung, denn deutsche Strafverfolger würden gehindert, der Mafia Grenzen zu setzen. Zumindest Profilerin Katrin König versucht, dem Rostocker Mafiaboss diese Grenzen deutlich aufzuzeigen – und zeigt dabei für sie eher untypisch heftige Emotionen.

[Joachim Mangler/buhl]

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