ProSieben in der Klemme: Was kommt nach „Big Bang Theory“?

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Bild: Destina - Fotolia.com
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„The Big Bang Theory“ hat ProSieben über viele Jahre als Aushängeschild gedient, doch mit dem großen Finale beginnt die Uhr zu ticken. Was kommt dann? Eins scheint sicher: Nichts aus eigener Kraft.

„Penny! Penny! Penny!…“ – War Sheldons energisches Klopfen bei seiner Nachbarin Penny vor zwölf Jahren noch ein Grund den Kopf zu schütteln, ist es mittlerweile zu einem lieb gewonnenen Running Gag geworden, der Fans mindestens zum Schmunzeln bringt. Und so wie Sheldons Marotten zu einem Aushängeschild für „The Big Bang Theory“ geworden sind, so ist die Serie über die Jahre auch zum Gesicht von ProSieben geworden. Seit Anfang an ist der deutsche Privatsender mit dabei, wenn die vier Nerds versuchen, mit den „Normalen“ und vor allen den Frauen zurechtzukommen. Es ist eine erfolgreiche Langzeitbeziehung, die die Darsteller zu Megastars machte und Prosieben gute Quoten in der jungen Zielgruppe bescherte. Doch nun tickt die Uhr.

Wenn ab September die finale Staffel bei ProSieben startet, beginnt für ProSieben der letzte Tanz mit seinem Superstar. Zwölf neue Episoden gibt es noch, dann ist die Geschichte rund um Leonard, Penny, Sheldon, Howard, Raj und Co. auserzählt. Und während Fans um das Ende trauern und andere ohnehin der Meinung sind, dass sich „The Big Bang Theory“ längst überlebt hat, muss sich ProSieben um die drängende Frage kümmern, was danach kommt. Wofür steht der Sender dann?
 
ProSieben macht es sich hier seit Jahren ziemlich einfach. Wirft man einen Blick in den EPG fällt auf, dass der Free-TV-Sender fast den gesamten Tag eine Hand voll Serien durchnudelt. Immer und immer wieder. Hier finden sich auch die Vorgänger von „The Big Bang Theory“: „How I Met Your Mother“ ist noch genauso prominent vertreten wie zu den Zeiten, als die liebenswerte Suche nach der perfekten Frau noch aktuell war. 2014 war endlich klar, wer die Mutter von Ted Mosbys Kindern ist, Prosieben sucht trotzdem noch vier Mal am Tag weiter.

Gleiches gilt für „Two and a Half Men“, ebenfalls eine US-Serie, mit der ProSieben lange erfolgreich war: 2015 war die Geschichte um die Harpers zu Ende, werktags treten sie noch zehn Mal am Tag bei Prosieben auf. Zehn Mal, obwohl es seit vier Jahren keine neuen Folgen mehr gibt. Das gleiche Spiel hat ProSieben auch mit „Scrubs“ gespielt, doch die haben es nach mittlerweile neun Jahren dann doch mal aus dem täglichen Marathon geschafft. Wieder mit dabei ist dagegen „Eine schrecklich nette Familie“, eine erfolgreiche Sitcom aus den 90ern.
 
Al Bundy darf Sonntag und Montag Vormittag wieder ran.  Der überwiegende Rest des Tages gehören Charlie Harper, Sheldon Cooper, Ted Mosby und natürlich Homer Simpson, unterbrochen nur von ein wenig „2 Broke Girls“, „Mom“ und „The Middle“. Die einzige Abwechslung findet sich am Abend mit der obligatorischen Stunde „Taff“, „Galileo“, den Nachrichten und den abendlichen Spielfilmen und Shows. Wobei auch der Montagabend den von Sheldon und Co. besetzt wird und mittwochs zumindest erstmal die Ärzte aus „Grey’s Anatomy“ und danach die „Seattle Firefighters“ ran dürfen, bevor der Harper-Clan übernimmt.
 
Für die Zuschauer von ProSieben wird sich auch nach dem Finale von „The Big Bang Theory“ nicht viel ändern. Die Nerds werden auch weiterhin acht bis zehn Mal am Tag bei ProSieben über die Bildschirme flimmern – dann wie ihre Kollegen gefangen in der ewigen Wiederholungsschleife. Zumindest auf dem Sendeplatz am Montagabend gab es mit den neuen Folgen ab und an etwas Neues, nun einfach auf Dauer eine weitere Wiederholung. Es ist ja nicht so, als hätte man nicht jede Folge gefühlt schon 200 Mal gesehen.
 
Doch ewig kann sich Prosieben darauf nicht ausruhen. Eine Saison wird „The Big Bang Theory“ den Sender noch tragen bevor auch die Nerds in die ewige Abnudelschleife gehen, die sicher noch ettliche Jahre anhalten wird. Und dann? Dann muss aus den USA erstmal eine neue Hit-Serie kommen, mit der sich der Privatsender positionieren kann. „The Young Sheldon“ hätte eine Möglichkeit sein können, das „TBBT“-Rad noch einige Jahre zu drehen, doch die Serie blieb offenbar hinter den Erwartungen zurück.
 
Aus den eigenen Reihen ist damit nicht zu rechnen, es gibt ja kaum etwas, was nicht aus der Retorte kommt und schon zig Mal durchgelaufen ist. Bleibt nur warten auf den nächsten großen Fisch, den man angeln kann – und hoffen, dass das eigene Boot vom Gewicht der Altlasten nicht absäuft. Zumal man auch die Frage stellen muss, wie zeitgemäß das Vorgehen von Prosieben noch ist, wo exzessiver Serienkonsum mittlerweile doch etwas ist, was vor allem über Streaming-Dienste wie Netflix und Co. bedient wird – und das zeitlich flexibel mit den Folgen meiner Wahl. [Ein Kommentar von Frances Schlesier]

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6 Kommentare im Forum

  1. Es ist eine ganz einfache Rechnung, die jetzt allmählich zur Abschlussrechnung kommt. Wenn man so auf Lizenzware setzt in der Daytime und diese irgendwann plötzlich wegfallen könnte, wird es für den Lizenskäufer zum Genickbruch. Also P7S1 muss auch in der Daytime mehr selbst produzieren, als Lizenzen in Dauerrotation zu verbrennen. Nicht dass es RTL besser macht als P7, aber wenigstens produzieren die, oder lassen im eigenen Auftrag produzieren. Und dass gerade die Jungen den beiden in teilen mit der Zeit stetig weglaufen, weil Dauerrotation oder selbst produzierter Trash nicht deren Niveau bedient - suchen sie ihr Heil um fiktionalen Content bei den (S)VOD's. Also mehr guten und vor allem fiktionalen Content Herr Conze, dann wirds auch wieder was mit dem Audience Flow & Growth. Joyn your (own) Content P7S1! Aber bitte besser als "Jerks"-Niveau.
  2. Welche Serie soll das denn sein? Ich kenne nur "Young Sheldon". Auf was spielt die Autorin an? Die Quoten können kaum gemeint sein, denn "Young Sheldon" ist nach "The Big Bang Theory" die erfolgreichste Serie im ProSieben-Programm. Die Quoten in den USA können ebenfalls nicht gemeint sein, denn CBS hat "Young Sheldon" bereits vor einem halben Jahr gleich um zwei weitere Staffeln verlängert. Mit diesem Text könnte sich die Redakteurin bei einer Seite, die mit "Q" beginnt, bewerben, denn dort hat man es mit den Fakten bekanntlich auch nicht so genau.
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