ProSiebenSat.1 mit Ampya gescheitert

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Nachdem ProSiebenSat.1 nun den Musikdienst Deezer innerhalb seiner Gruppe vermarktet, soll der bis dato als Marke erfolglose ProSiebenSat.1-Dienst „Ampya – powered by MyVideo“ kurzerhand in dem neuen Service aufgehen. Funktioniert der Plan der Sendergruppe denn dieses Mal?

Um diversen Musikstreaming-Diensten wie Spotify und der Vermarktung von Musik zum Beispiel über den Giganten YouTube etwas entgegenzusetzen, hatte ProSiebenSat.1 jüngst angekündigt, Anteile am Wettbewerber Deezer, dem internationalen Streaming-Dienst der französischen Odyssey Music Group, zu übernehmen. Deezer sollte zudem die bestehende Kooperation mit Vodafone vom bislang eher im Schattendasein befindlichen ProSiebenSat.1-Angebot „Ampya – powered by MyVideo“ übernehmen und weiterführen.

Es ist der zweite Versuch von ProSiebenSat.1 in der Welt der Musikvermarktung endlich mitzuspielen. Auch bei der Videovermarktung konnte man angesichts der großen Konkurrenz von YouTube & Co. bislang nicht wirklich in Deutschland punkten. Man vermarktete aber auch wiederholt nur innerhalb der Sendergruppe und damit innerhalb bestehender Zielgruppen. Das ist preiswert, macht sich im Geschäftsbericht gut, ist aber letztlich zum Scheitern verurteilt, da man neue Zielgruppen so gar nicht erschließen kann – ein andauernder Fehler von ProSiebenSat.1.
 
Es geht jetzt um alles oder nichts. Das lineare TV-Geschäft, das zeigen nicht zuletzt die Video Days der Games Com in diesen Tagen, ist stark rückläufig. Die aufstrebende YouTube-Generation der Video Days haben mit dem Fernsehen nichts am Hut, bemerkten mehrere Journalisten und Blogger in diesen Tagen bereits sehr richtig.
 
Und dennoch: Der Weg von ProSiebenSat.1 kann so falsch nicht sein, über eigene Plattformen wie MyVideo oder jetzt Deezer eine neue Generation zu erreichen – könnte man jedenfalls auf den ersten Blick meinen. Welcher Marktmacht und welcher Werbemacht man anderseits gegenübersteht, kann man sich indes lebhaft ausmalen. ProSiebenSat.1 hat nun mal YouTube nicht erfunden und kann es auch kein zweites Mal erfinden. Überhaupt wirkt die Sendergruppe wenig innovativ. Ein Statement nach dem Motto „Me too“ reicht in diesen Zeiten nicht mehr, um neue Geschäftsfelder ertragreich beackern zu können.
 
„Finde Deine Freunde bei Deezer…“ ist die Werbebotschaft, wenn man Songs auf Deezer kostenlos hören möchte. Die Werbebotschaft kommt in regelmäßigen Abständen und – ganz ehrlich – sie nervt.
 
Die Botschaft ist schon verstanden: Man will bei ProSiebenSat.1 endlich Kasse mit den Streaming-Kunden machen. Diese neuen Kunden verabschieden sich aber eher nach kurzen Gratiswochen wieder von Deezer, so hört man. „Freunde“ finden sie dort sowieso nicht. Die haben sie im Zweifel auch schon auf Facebook gefunden.
 
Es ist der zweite Versuch von ProSiebenSat.1 und es mag auch der letzte sein, die neue mediale Welt doch noch einmal in der jüngeren Zielgruppe drehen zu können. Gelingt es, Deezer und MyVideo bei jungen Leuten in Deutschland als coole Marken zu platzieren, hätte ProSiebenSat.1 nicht nur den Musikmarkt in Deutschland aufgemischt, sondern wäre auch wieder ganz weit vorn in der Vermarktung von attraktiven Inhalten in Deutschland. Denn: Daran krankt es derzeit in der Sendergruppe.
 
Gelingt es jedoch nicht, Deezer und MyVideo endlich dauerhaft in den Alltag junger Leute zu integrieren, nützen der Sendergruppe auch noch so viele neue Apps nichts, um langfristig Zielgruppen hinzugewinnen und damit den Bestand der Kunden für die gesamte Firmengruppe halten zu können.
 
Dieses erneute Scheitern von ProSiebenSat.1 wäre schade, gerade angesichts des Jubiläums von 30 Jahren Privatfernsehen in Deutschland. Denn es würde zeigen, dass man in drei Jahrzehnten so gar nichts hinzugelernt hat, was eigene Innovationskraft und nachhaltige Markenarbeit auch außerhalb des eigenen Dunstkreises angeht. [Kommentar von Torsten Herres, Herausgeber]

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13 Kommentare im Forum

  1. Pro7 hat doch längst die jüngere Zielgruppe verloren. Daran konnte myvideo, ampya etc. nichts ändern. Deezer wird sie jetzt auch nicht mehr retten.
  2. AW: ProSiebenSat.1 mit Ampya gescheitert Das wäre nicht unbedingt der Untergang. Es gibt viel mehr Leute als diese "jüngere Zielgruppe", die ohnehin schon zu hart umkämpft wird. Jenseits dieser Gruppe zu schauen, lohnt m.E. nach mehr als auf wenige Junge zu schauen.
  3. AW: ProSiebenSat.1 mit Ampya gescheitert Blödsinn: Der Sender ProSieben ist bei den ganz jungen 14-29 Jährigen nach wie vor Marktführer.
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