Radio am Scheideweg: Uneinigkeit über die richtige Technik

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Dass der Hörfunk eine Zukunft hat, ist für die Landesmedienanstalten klar. Welcher Verbreitungsweg der richtige ist, darüber gingen die Meinungen auf dem Technischen Symposium aber auseinander.

UKW, DAB Plus und IP-Radio – drei mögliche Wege in die Zukunft des Radios, doch welcher den Hörfunk am besten stützen kann, darüber sind sich die Experten der Landesmedienanstalten uneins. Dies wurde wieder auf dem Technischen Symposium der Medienanstalten in Berlin deutlich.

Drei Bereichsleiter Technik aus drei Ländern hielten je ein Plädoyer für eine Technologie. Für den „klassischen“ Verbreitungsweg über UKW sprach sich Walter Berner von der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) in Baden-Württemberg aus. Dabei legte er besonderen Wert auf die Kraft des Bekannten, denn via UKW bekämen „Sender und Hörer das, was sie wollen“. Angesichts von knappen Kapazitäten und eingeschränkter Reichweite wird diesem Weg jedoch nur noch eine kurze Halbwertzeit eingräumt.
 
Von den neuen Verbreitungswegen ist DAB Plus bereits am weitesten fortgeschritten. In vielen Ländern ist der Ausbau bereits weit fortgeschritten, auch wenn nicht alle davon überzeugt sind und auch die privaten und lokalen Sender dem Digitalradio skeptisch gegenüberstehen. Dennoch ist Dr. Tilman Lang von der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein (MA HSH) überzeugt: „Nur mit DAB Plus lässt sich das Interesse der Programmveranstalter an terrestrischen Übertragungskapazitäten bedienen.“
 
Wäre noch das IP-Radio, von dem Dr. Dirk Jäger von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) sagt, dass es „die Basis für neue Innovationen, für mehr Vielfalt und mehr Wachstum“ sei. Doch auch hier gibt es, besonders beim Empfang im Auto, noch einige offene Fragen. Die unklare Lage bei der Entwicklung des Radio beschäftigt auch den Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) Siegfried Schneider, der die Innovationen zwar für spannend hält, gleichzeitig aber zu Bedenken gibt: „Die alten Stärken des Radios bleiben weiterhin wichtig. Radio weckt Emotionen, Radio bietet regionalen Service.“
 
An das Beibehalten der Stärken glaubt der Trendforscher Prof. Peter Wippermann jedoch nicht: „Durch das Internet verändert sich auch der Radiobegriff dramatisch – er hat mit der klassischen Radiowelt nichts mehr zu tun.“ Für eine Zukunft des Hörfunks scheint ein Einigung unerlässlich, doch im Moment auch noch weit weg. [buhl]

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89 Kommentare im Forum

  1. Warum will so mancher eigentlich UKW unbedingt mittelfristig mit der Brechstange abschaffen? Ich sehe die Zukunft des terrestrischen Radios eher in einer Hybridlösung: UKW und DAB Plus parallel! UKW=Grundversorgung (wie heute; teuer für die Betreiber, begrenzte Bandbreite aber Massenverbreitung in allen Haushalten und mobil im Auto) und DAB Plus für alle, die mehr wollen: Mehr Programme, Auswahl in der Musikfarbe, wirtschaftlicher für kleine lokale bzw. private Anbieter, rauschfreier Klang. Muss man immer alles technische abschaffen, nur weil es "alt" ist? (Siehe Glühbirnen) UKW ist alt, aber gut! Gruß Holz (y)
  2. Bleibt auch noch die Möglichkeit der Verbreitung über DVB-T2, sozusagen als Beigabe für ein Bundespaket im Gleichwellenbetrieb.
  3. Sehe ich genauso. FM ist ein solider Standart, der einfach perfekt für die Grundversorgung ist. DAB+ ist ein intressanter Standard für ein mobiles Zusatzangebot, primär an bundesweiten Spartenprogrammen. Wichtig wäre da aber eine breite Unterstützung durch die Hardwarehersteller, vorallem bei Radionavis fürs Auto und Smartphones. Stationär daheim ist die Vielfalt die über DVB-C/S Radio und vorallem über Webradio möglich ist ohnehin unschlagbar.
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