Rockmanager Murray sucht in „Rock the Kasbah“ den nächsten Star

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Stars findet man überall – sogar in Afghanistan. Dorthin verschlägt es Bill Murray in „Rock the Kasbah“, der trotz Staraufgebot und ungewöhnlicher Geschichte zu einer etwas langatmigen Tragikkomödie gerät.

„American Idol“, „Voice of Germany“ oder „Afghan Star“: Auch in Afghanistan sind Casting-Shows im Fernsehen beliebt. Nun gibt es einen Film dazu: „Rock the Kasbah“ mit Bill Murray und Bruce Willis. Eigentlich hätte der auch Potenzial, um berührend, komisch und spannend zu sein. Immerhin ist die Geschichte ungewöhnlich, und hochkarätige Schauspieler wie Bill Murray, Bruce Willis und Kate Hudson spielen mit. Doch Altmeister Barry Levinson hat eine über weite Strecken langatmige Tragikkomödie gedreht, die trotz lustiger und anrührender Szenen nicht fesseln kann.

Der abgebrannte Rockmanager Richie (Murray) sucht verzweifelt seine nächste Starsängerin – und findet sie ausgerechnet in Afghanistan. Die Paschtunin Salima soll ihren ersten Erfolg in der beliebten TV-Casting-Show „Afghan Star“ feiern. Doch Richie hat nicht mit ihrer sittenstrengen Familie gerechnet. Außerdem hat ihn der zwielichtige Söldner Brian (Willis) in kriminelle Waffengeschäfte verwickelt. Der Traum vom großen Comeback droht zum Alptraum zu werden.
 
Der Film ist an einer wahren Begebenheit aufgehängt: „Afghan Star“ gibt es wirklich. Die Show entspricht Sendungen wie „American Idol“ oder „The Voice of Germany“ und ist sehr populär. Durchschnittlich fünf Millionen Menschen schauen laut dem Sender Tolo zu, wenn Männer und einige wenige Frauen um die Wette singen. Unter den Teilnehmern war auch eine junge Paschtunin, die so wie Salima im Film mit ihrem Auftritt für große Diskussionen sorgte und gleichzeitig den jungen Frauen im Land Hoffnung gab, die sich von strikten Moralvorstellungen und Verboten befreien wollten.
 
Mittlerweile wollen die Produzenten nicht mehr öffentlich über ihre Sendung sprechen. Zu viele Drohungen haben sie und manche Teilnehmer bekommen, vor allem die weiblichen. Erst im vergangenen Oktober hatten die Taliban Tolo TV zum militärischen Ziel erklärt. Einer der Gründe: Die Sendung fülle die Köpfe junger Leute mit „unmoralischen, unislamischen Gedanken und Vorstellungen“. Ende Januar schlugen sie tatsächlich zu und töteten sieben Angestellte des Senders mit einem Anschlag auf einen Bus, der die jungen Leute nach Hause fuhr.

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Doch nicht jeder, der diese Sendung nicht gutheißt, ist gleich ein Taliban. Das verkennt der Film, der auf die Befindlichkeiten der Menschen in Afghanistan nicht eingeht. Im Gegenteil. Über weite Strecken ist ein Unverständnis spürbar, warum die Menschen dort nicht frohen Herzens die amerikanische Lebensweise einfach übernehmen. Warum stellt sich dieser Paschtunen-Vater aus dem hinterwäldlerischen Bergdorf bloß so an, wenn seine Tochter plötzlich im Fernsehen auftritt? Eine interessante Frage, mit der sich der Film aber nicht auseinandersetzt. Stattdessen setzt er alte Traditionen und Moralvorstellungen mit den radikalen Ansichten der Taliban gleich.
 
Hier wäre ein differenzierteres Bild wünschenswert gewesen, zumal die meisten Zuschauer von Afghanistan ohnehin kaum eine Vorstellung haben. So bleiben die Antworten des Films simpel: Die Amerikaner haben Recht, die Traditionalisten selbstverständlich unrecht, ja sie wirken mit ihrer strengeren Moral sogar fast albern. Diese westliche Überheblichkeit macht den Film an manchen Stellen regelrecht ärgerlich.
 
Daran können auch Bruce Willis als skrupelloser Söldner Brian nichts ändern, ebensowenig wie Kate Hudson, die als verführerische Edelhure Merci ihr Herz für den gescheiterten Richie entdeckt und ihn bei seiner Mission unterstützen will. Wirklich beeindruckend ist eine andere: Die Palästinenserin Leem Lubany, die nicht nur mit ihrer Schönheit, sondern auch mit ihrer Stimme und ihrem eindringlichen Auftreten bezaubert.Kinokritiken im Überblick
[Cordula Dieckmann/buhl]

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