Russische Flirts und hinkende Zuhälter im Münster-„Tatort“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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In Münsteraner „Tatort“ liegt an diesem Sonntag (20.15 Uhr, ARD) Liebe in der Luft: die echte und die käufliche. Während sich Thiels Assistentin kopfüber in einen russischen Kollegen verknallt, findet das Team die Leiche Boernes Verflossener und dann taucht auch noch Zuhälter Hinkebein auf, der schon seit Jahren wegen des Mordes an einer Prostituierten gesucht wird.

Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) wird zum Tiger, Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) verfolgt einen hinkenden Zuhälter in Boxershorts und seine Assistentin blickt durch die rosarote Brille. Der ARD-„Tatort“ in Münster überzeugt mit einer ernsthaften und gut durchdachten Geschichte sowie starken Nebendarstellern. Einziger Nachteil, den der neueste Fall von Ermittler Thiel und seinem spleenigen Kollegen Boerne mit sich bringt: Der Täter ist schnell erraten. Dennoch haben sich die Drehbuchautoren einiges einfallen lassen, um die Verbrecherjagd der Folge „Hinkebein“ (Sonntag, 20.15 Uhr) wie gewohnt spannend zu gestalten.

Die Startvoraussetzungen sind gut. Der jüngste „Tatort“-Fall aus Münster entstand unter der Regie von Manfred Stelzer. Der bescherte der ARD mit der Folge „Spargelzeit“ 2010 die höchsten Einschaltquoten eines „Tatorts“ seit 13 Jahren. Die Drehbuchautoren Stefan Cantz und Jan Hinter hatten den Münster-„Tatort“ 2001 ins Leben gerufen und haben seitdem sieben Fälle zusammengedichtet. Da konnte (fast) nichts schiefgehen.

In Thiels Leben dagegen geht zunächst einiges schief. Der brummelige Ermittler muss eine Delegation russischer Kollegen bespaßen, die zu Besuch bei der Mordkommission in Münster ist. Während seine Assistentin Nadeshda (wie immer bezaubernd: Friederike Kempter) ihr Herz prompt an den schönen Russen Andrej verliert, nutzt Thiel jede Gelegenheit zur Flucht. Mit Hornbrille und schlechten Witzen geht ihm zudem der schmierige Polizei-„Presseheini“ Hausner (Arndt Schwering-Sohnrey) auf die Nerven. Da findet der ausnahmsweise mit Anzug bekleidete Thiel sogar die Nachricht von einer Leiche „ganz wunderbar“ und erklärt: „Ich bin raus aus dieser Völkerverständigungsnummer.“

Die Getötete ist Katja Braun (Tanja Schleiff), war früher Polizistin, später alkoholkrank und liegt nun nur mit einem Schlüpfer bekleidet in den Büschen. Einen Tag zuvor hat sie noch ihren alten Liebhaber Boerne in dessen Labor besucht und den „Tiger“, wie sie ihn nennt, um tausend Euro angeschnorrt. Seine Liaison mit ihr beichtet Boerne später Thiel, während er die Ex-Geliebte auf dem Seziertisch auseinandernimmt: „Es kam zum Äußersten. Ich bin ein Mann aus Fleisch und Blut.“ Ihr Chef als Liebhaber? Boernes kleinwüchsige Assistentin Alberich (Christine Urspruch) findet das zum Totlachen.

Der Rechtsmediziner selbst hat wenig zu lachen, als plötzlich jemand auftaucht, der noch eine Rechnung mit Katja Braun offen hat – und der auch Boerne nicht gut gesinnt ist: der Zuhälter Hinkebein, der wegen eines Jahre zurückliegenden Mordes an einer Prostituierten auf der Fahndungsliste steht. Kurzerhand engagiert der verängstigte Boerne Thiels taxifahrenden Hippie-Vater (Claus D. Clausnitzer) als Personenschutz. Eine zweifelhafte Wahl, denn der hält das zwar für einen „coolen, affengeilen Deal“, kifft jedoch entspannt im Auto statt aufzupassen – und öffnet damit die Tür für eine grandiose Verfolgungsjagd, an deren Ende Thiel mit nackten weißen Beinen in Unterhose vor einem Kinopublikum steht.

Zu den Verdächtigen gehört neben Hinkebein aber auch Katja Brauns schnoddriger Ex-Mann, ein abgekämpfter Kerl, der als Fahrer in einer Fleischerei arbeitet. Und auch Brauns kluge wie undurchsichtige Teenager-Tochter Marie (beeindruckend: Michelle Barthel) weiß mehr, als sie zugibt. Wie sich alles am Ende auflöst, ist zwar etwas vorhersehbar. Auf dem Weg dahin biegen die Autoren aber an so mancher Stelle unerwartet ab und bescheren dem „Tatort“-Zuschauer so einen unterhaltsamen Sonntagabend.

[Julia Wäschenbach/fm]

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5 Kommentare im Forum

  1. AW: Russische Flirts und hinkende Zuhälter im Münster-"Tatort" Irgendwie war das ganz schön mau. Die Gags haben sich wohl totgelaufen und müssen immer extremer werden, um überhaupt noch lustig zu wirken. Was zumindest bei mir nicht geklappt hat.
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