Russische Rakete abgestürzt – ISS-Manöver gescheitert

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Eine Woche nach dem Absturz eines unbemannten Raumfrachters erschüttern zwei neue Pannen die geplagte russische Raumfahrt. Immer wieder geht es dabei auch um Motorenprobleme. Experten sehen die stolze Nation in einer tiefen Krisen.

Bei einer neuen schweren Panne in der russischen Raumfahrt ist eine „Proton-M“-Trägerrakete mit einem Satelliten an Bord in Sibirien abgestürzt. Kurz zuvor war auch ein Manöver zum Anheben der Internationalen Raumstation ISS gescheitert, weil ein Motor nicht bereit gewesen war. Die Höhen-Korrektur soll an diesem Montag wiederholt werden, wie das Flugleitzentrum der Agentur Interfaxzufolge am Sonntag mitteilte.
 
Über die zwei Pannen ließ sich auch Präsident Wladimir Putin informieren, wie ein Kremlsprecher sagte. Experten sprachen von einer schweren Krise in der russischen Raumfahrt, die sich mit „kosmischer Geschwindigkeit“ vertiefe. Das zeige auch der jüngste Absturz eines unbemannten Progress-Raumtransporters vor wenigen Wochen. „Es sieht so aus, als bräuchte Russland die Raumfahrt nicht mehr. Deshalb gibt es keine ausreichende Kontrolle“, kritisierte der Experte Juri Karasch.
 
Die Löhne seien zu niedrig. Es gebe zu wenige Spezialisten und kaum neue Projekte, sagte der Wissenschaftler von der Russischen Raumfahrt-Akademie. Sein Kollege Alexander Schelesnjak betonte dem Radiosender Echo Moskwy zufolge, Russland habe seine führende Position verloren. Es dauere mindestens sieben bis zehn Jahre, um zu alter Stärke zurückzufinden.

Kurz nach dem Start der „Proton-M“-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in der zentralasiatischen Republik Kasachstan hatte es am Samstag aus zunächst unbekannten Gründen eine Havarie gegeben. Nach ersten Erkenntnissen gab es Probleme mit einem Motor – und zwar an der dritten Raketenstufe.
 
Bis Klarheit über die Ursachen der Havarie herrsche, seien alle weiteren Starts mit „Proton“-Trägerraketen abgesagt, teilte die Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. Betroffen ist der für Anfang Juni geplante Transport eines britischen Kommunikationssatelliten. Der nun zerstörte 5,4 Tonnen schwere mexikanische Kommunikationssatellit MexSat1 hatte Mexiko und Südamerika mit Dienstleistungen versorgen sollen.
 
Nach Darstellung russischer Raumfahrtexperten könnten bis zu zehn Tonnen hochgiftiger Treibstoff an Bord der abgestürzten Trägerrakete gewesen sein. Die betroffene, dünn besiedelte Region Transbaikalien im Süden von Sibirien ist bekannt für ihre unberührte Natur. Behörden betonten, es gebe keine Hinweise auf Umweltschäden. Treibstoff und Trümmer sollen demnach zum großen Teil explodiert und verglüht sein.
 
Untersucht werden soll zudem, warum die ISS in der Nacht zum Samstag nicht wie geplant bei einem Routinemanöver um 2,8 Kilometer angehoben werden konnte. Zum Anheben der ISS sollte der Antrieb des angedockten Raumfrachters Progress M-26 genutzt werden. Allerdings habe die Bodenstation kein Signal über die Bereitschaft des Motors erhalten, teilte Roskosmos mit.
 
Die ISS bewegt sich in einer Höhe von rund 400 Kilometern über der Erde. Wenn die Station an Höhe verliert, wird die Bahn regelmäßig mit Hilfe von Motoren korrigiert. Die sechs Raumfahrer an Bord der ISS waren an der Operation nicht beteiligt.
 
Die pannengeplagte russische Raumfahrt hatte erst Ende April einen unbemannten Progress-Frachter mit Treibstoff, Nahrungsmitteln und Sauerstoff verloren. Grund für das Scheitern des Transports war die Fehlzündung einer Raketenstufe. Der Frachter verglühte am 8. Mai beim Eintritt in die Erdatmosphäre. Die Vorräte an Bord der ISS reichen nach Behördenangaben aus.
 
Wegen der Panne waren auch die nächsten bemannten Raumflüge verschoben worden. Die ursprünglich für vergangenen Donnerstag geplante Rückkehr von drei ISS-Crewmitgliedern ist nun Mitte Juni vorgesehen. Das neue Datum für die Landung der Italienerin Samantha Cristoforetti sowie des US-Astronauten Terry Virts und des Kosmonauten Anton Schkaplerow in der kasachischen Steppe steht noch nicht fest. Die neue ISS-Besatzung bricht nicht wie geplant bereits Ende Mai auf, sondern erst Ende Juli. [Ulf Mauder]

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