Schafft sich Sat.1 nun News and Pictures vom Hals?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Nachdem das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz die Vergabe der Drittsendezeiten bei Sat.1 gekippt hat, belässt der Sender dennoch die von dctp produzierten Sendungen im Programm. Direkt abgestraft wird jedoch News and Pictures. Für Sat.1 bietet sich die Chance, sich dauerhaft von dem langjährigen Geschäftspartner zu trennen.

Die 2013 durch die Landesanstalt für Medien und Kommunikation (LMK)-Rheinland-Pfalz durchgeführte Vergabe der Drittsendezeiten bei Sat.1 wurde gerichtlich gekippt. Laut den Richtern sei bereits die Ausschreibung fehlerbehaftet gewesen. Zudem sei die Vergabe der Drittsendezeiten unter zu großem Zeitdruck erfolgt und stark an den Befindlichkeiten der Produktionsfirma News and Pictures orientiert gewesen, die mit „Planetopia“ und „Weck Up“ zwei Drittformate bei Sat.1 sendet. Bei Sat.1 hat man nicht lange gefackelt: Nachdem das Urteil am Dienstag bekannt geworden war, hatte der Sender am gestrigen Donnerstag angekündigt, die beiden Sendungen unverzüglich aus dem Programm zu streichen.

Überraschend war in diesem Zusammenhang aber die Ankündigung, dass man im Gegenzug die Programme, die von der Produktionsfirma dctpals Angebote Dritter für Sat.1 produziert werden, auf einem anderen Sendeplatz auch weiterhin zeigen möchte. Offiziell hieß es dazu vom Sender: „Die Formate ‚Focus TV‘ beziehungsweise ‚Spiegel TV-Reportage‘ und ‚News & Stories‘ strahlen wir freiwillig auf zivilrechtlicher Basis weiterhin aus, allerdings auf einem anderen Sendeplatz.“
 
Doch was steckt hinter diesem Schritt? Tatsächlich erscheint dieser wie ein neuer Akt in einem Stück, das bereits im April 2012 seinen Anfang nahm. Schon damals hatte es einen Streit zwischen Sat.1 und der Produktionsfirma News and Pictures gegeben, welche schon seit Jahren Formate für den Unterföhringer Kanal produziert. So wollte der Sender dem Medienunternehmen ab 2013 einen neuen Vertrag mit deutlich schlechteren finanziellen Konditionen für die beiden Programme „Planetopia“ und „Weck Up“ bieten, da sie Produktionen aus Sicht von Sat.1 deutlich zu teuer waren. Dies wurde von News-and-Pictures-Geschäftsführer Josef Buchheit jedoch abgelehnt. Als es in der Folge zu keiner Einigung gekommen war, hatte die LMK schließlich zu Gunsten von News and Pictures entschieden und mit der Neuvergabe den alten Vertrag einfach fortgeschrieben.
 
Nach erfolgreichen Klagen von Sat.1 und den unterlegenen Bewerbern N24 und Meta Productions vor dem Verwaltungsgericht Neustadt war die LMK jedoch gezwungen gewesen, das Vergabeverfahren 2013 zu wiederholen – mit dem gleichen Ergebnis. Durch den Vorfall war es zudem zum Bruch zwischen dem Sender und der Landesmedienanstalt gekommen, sodass Sat.1 eine neue Sendelizenz bei der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) beantragt hatte und seit 2013 von dieser lizenziert ist.
 
Nun wurde auch die zweite Vergabe der Drittsendezeiten durch die LMK gerichtlich gekippt und wieder stehen die Beteiligten dort, wo sie 2012 angefangen hatten. Für Sat.1 könnte sich nun dennoch die Chance ergeben, sich dauerhaft von Partner News and Pictures zu trennen. Dass der Sender dies vorhat, deuten unter anderem die jüngsten Programmentscheidungen an, wonach die Formate von News and Pictures rausfliegen, während dctp auch ohne Drittsendelizenz an Bord bleiben darf. Auf Nachfrage von DIGITAL FERSEHEN zu den Gründen für diese Entscheidung nahm Sendersprecherin Diana Schardt direkten Bezug auf das Vergabeverfahren der LMK: „Nach konstruktiven Gesprächen mit dctp haben wir uns kurzfristig entschieden, die Formate freiwillig an anderen Programmplätzen fortzusetzen. Wir hatten uns ja ohnehin im Lizenzverfahren für die Auswahl von dctp ausgesprochen.“
 
Für News and Pictures ist dieser Schritt kritisch, da das Unternehmen maßgeblich von der Produktion für Sat.1 abhängig ist. Sollte die Ausstrahlung von „Planetopia“ und „Weck Up“ längerfristig ausgesetzt bleiben, droht der Firma Ende des Jahres wohl das Aus. Durch die Absetzung der beiden Formate könnte sich Sat.1 nun also dauerhaft von seinem langjärhigen Geschäftspartner lossagen. Denn wann es zu einer Neuvergabe der Drittsendezeiten für den Sender kommt, steht derzeit noch nicht fest und selbst wenn News and Pictures bei dieser erneut Berücksichtigung finden sollte, könnte es für das Unternehmen dann bereits zu spät sein. Wie dessen Geschäftsführer Josef Buchheit erklärte, wolle man die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts nun unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten prüfen und notfalls den Gang vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe in Betracht ziehen. Angesichts der aktuellen Situation dürfte dies aber wohl nur ein schwacher Hoffnungsschimmer sein. [ps]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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