Schauspieler und Sänger „Jopi“ Heesters verlässt die Bühne

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Der legendäre Johannes Heesters ist tot. Im Alter von 108 Jahren starb er an Heiligabend. Seine Frau Simone Rethel war bei ihm. Der Schauspieler und Sänger galt als der älteste aktive Unterhaltungskünstler der Welt.

Johannes Heesters ist tot. Der Grandseigneur der Operette starb an Heiligabend im Alter von 108 Jahren an den Folgen eines schweren Schlaganfalls, wie das Klinikum Starnberg mitteilte. Am Samstag um 10.15 Uhr sei er im Beisein seiner Frau „friedlich verstorben“. Heesters galt als der älteste aktive Schauspieler, Sänger und Entertainer der Welt. Er gehörte zu den populärsten Bühnendarstellern des 20. Jahrhunderts und wurde vor allem mit Operettenrollen bekannt.
 
Heesters war am 17. Dezember mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gekommen und lag seitdem auf der Intensivstation. Untersuchungen hätten die Diagnose eines schweren Schlaganfalls bestätigt, berichtete der Geschäftsführer des Klinikums Starnberg am Samstagabend.
 
Heesters‘ Paraderolle war der leichtlebige Graf Danilo aus Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“. Auch auf der Leinwand war Heesters in zahlreichen Filmen zu sehen wie „Gasparone“, „Hallo Janine“ und „Die Csardasfürstin“. Der gebürtige Niederländer, der mit seiner 45 Jahre jüngeren Ehefrau Simone Rethel-Heesters am Starnberger See lebte, war eine Operettenlegende des 20. Jahrhunderts und trat auch noch mit mehr als 100 Jahren mit erstaunlicher Vitalität und Sangesfreude auf.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) würdigte den Künstler als „Grandseigneur der leichten Muse“. Mit seiner einzigartigen Bühnenausstrahlung habe er die Herzen des Publikums erobert.
 
Noch in diesem Jahr hatte er in einem Kurzfilm die Rolle des Petrus übernommen, der Ende November in München Premiere hatte. Auch die Verfilmung einer Tschechow-Erzählung stand zuletzt in seinem Terminkalender. Im Juli 2010 war Heesters im Berliner Ensemble in einer kleinen Rolle als greiser König in einem Stück von Rolf Hochhuth umjubelt worden. Einen der letzten großen Erfolge feierte der Schauspieler im Singspiel-Klassiker „Im Weißen Rössl“ 2008 in Hamburg als greiser Kaiser Franz Joseph.
 
Am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort als Johan Marius Nicolaas Heesters geboren, begann der Künstler seine Bühnenlaufbahn als 17-Jähriger in Amsterdam. Die eigentliche Karriere begann 1935 in Berlin, wo er rasch zum Frauenliebling und unwiderstehlichen Charmeur aufstieg. Das lebensfrohe und genussfreudige Lied «Heut geh‘ ich ins Maxim, da bin ich so intim», das der Mann mit Frack, Zylinder und dem weißen Schal so oft sang, war ihm auf den Leib geschrieben.
 
Auch nach dem Krieg war Heesters gefragter Star auf der Leinwand und der Bühne sowie bald auch im Fernsehen. Auf dem Bildschirm sah man ihn seit 1956, unter anderem in „Meine Schwester und ich“ und in der Serie „Zwei Münchner in Hamburg“ oder im „Zweikampf“ der alternden Komödianten Heesters und Carl-Heinz Schroth in der TV- Verfilmung von Neil Simons Boulevard-Klassiker „Sonny Boys“.
 
Als greiser Casanova in Karl Gassauers „Casanova auf Schloss Dux“ ging Heesters ab 1986 auf Tournee. Ab 1996 stand er mit seiner Frau Simone Rethel gemeinsam auf der Bühne und spielte auch danach noch Theater, so im Jahr 2002 in München in Anton Tschechows Stück „Der Kirschgarten“ den uralten Diener Firs.
 
Am 16. Februar 2008 absolvierte Heesters seinen ersten Auftritt nach fast einem halben Jahrhundert in seiner Geburtsstadt Amersfoort. Wegen seiner Karriere in Nazi-Deutschland war Heesters von den niederländischen Bühnen jahrzehntelang boykottiert worden. Sein Tod wurde von den niederländischen Medien mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Dabei wurde auf den umstrittenen Besuch des auch bei Nazi-Größen beliebten Operettenstars im Konzentrationslager Dachau im Jahr 1941 verwiesen. Der Künstler habe wohl „keine blasse Ahnung“ gehabt, wie problematisch seine Auftritte in Deutschland in der Zeit des Zweiten Weltkriegs in seiner Heimat gesehen wurden, hieß es beim angesehenen Niederländischen Institut für Kriegsdokumentation (NIOD). 
 
Pieter Erkelens, der frühere Direktor des Theaters „De Flint“ in Heesters Heimatstadt Amersfoort, sagte hingegen: „Es gibt nur wenige Niederländer, die international gesehen so viel Wertschätzung für ihr Werk erfahren haben“. Und: „Wir müssen als Niederländer stolz sein auf so ein Toptalent“. Wenn es um den Zweiten Weltkrieg gehe, seien Niederländer oft „päpstlicher als der Papst“. Die Kompromisse, die Heesters damals eingegangen sei, „um weiterhin in Deutschland auftreten zu können, sind sehr begreiflich“.
 
Heesters beteuerte stets, in der NS-Zeit keine politischen Filme gedreht zu haben. „Ich hab mein Leben gelebt und bin zufrieden mit meiner Karriere, ich habe mich auch stets bemüht, den Weg meines Lebens gerade zu gehen, auch im Sturm der Zeit“, sagte Heesters rückblickend. Seinen künstlerischen Nachlass hat er der Berliner Akademie der Künste vermacht. [Wilfried Mommert]

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15 Kommentare im Forum

  1. AW: Schauspieler und Sänger "Jopi" Heesters verlässt die Bühne Zumindest hat er sich den passenden Tag für sein Abgang ausgesucht. Schön waren seine Auftritte jedenfalls nicht mehr. Und manch einer ist bestimmt nur hin gegangen und hat gehofft, dass er vielleicht auf der Bühne für immer umkippt.
  2. AW: Schauspieler und Sänger "Jopi" Heesters verlässt die Bühne Mal schauen wieviele Sender Ihr Programm deswegen umstellen
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