Schlagabtausch bei Constantin über Verkauf des Filmgeschäfts

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Stößt Constantin Medien das traditionsreiche Filmgeschäft Constantin Film ab? Darüber soll auf der aktuellen Hauptversammlung entschieden werden. Am Mittwoch ging der Streit zwischen den Hauptaktionären darüber in die erste Runde.

Das Unternehmen ist die Constantin Medien AG – die Veranstaltung keine Filmpremiere, sondern die Hauptversammlung. Der Machtkampf zwischen den Hauptaktionären Dieter Hahn und Bernhard Burgener wird auf offener Bühne ausgetragen. Es ist bereits die zweite Hauptversammlung innerhalb weniger Monate, da das erste Aktionärstreffen im Chaos endete.
 
Nun kündigt sich ein Showdown an: „Lieber Bernhard, am Ende wird die Entscheidung zwischen uns beiden liegen müssen“, sagt Hahn, der auch dem Aufsichtsrat vorsteht.

Der „liebe Bernhard“ Burgener war früher Vorstandschef der Constantin und ist mittlerweile Chef der Schweizer Tochterfirma Highlight, die das Constantin-Filmgesellschaft führt.
 
Die Constantin Medien AG hat neben dem Film ein zweites Standbeine: Sportfernsehen und -marketing sowie das Filmgeschäft. Aufsichtsratschef Hahn und der mit ihm verbündete Vorstandschef Fred Kogel wollen das Filmgeschäft verkaufen, damit Schulden von 100 Millionen Euro abzahlen und sich auf das Sportbusiness konzentrieren. „Es ist Zeit, dass unser Konzern einen großen strategischen Schritt nach vorne macht“, sagt Kogel.
 
Die zweite Gruppe um Burgener will das Filmgeschäft behalten. „Nicht alle Eier in einen Korb“, sagt der Schweizer Unternehmer. Die Constantin Film ist ein traditionsreiches Unternehmen. Von den Edgar-Wallace-Krimis der 1960er Jahre über internationale Großproduktionen wie „Der Name der Rose“ bis zum Kinohit „Fack ju Göhte“ war Constantin an vielen Kassenerfolgen beteiligt.
 
Hahn macht auf der Hauptversammlung eine Vereinbarung vom November 2015 öffentlich, wonach Burgener dem Verkauf des Filmgeschäfts bereits zugestimmt hatte. Hahn wirft Burgener und Freunden nun Selbstbedienung in Millionenhöhe vor: „Sie zahlen sich unanständig hohe Gehälter, schanzen sich teure Darlehen auf unser aller Kosten zu und fahren die größten Dienstwagen, die sie sich vorstellen können.“ Burgener weist das zurück.
 
Doch Aufsichtsratschef Hahn legt auch einen Vorschlag vor, wie der Streit gelöst werden könnte: Einer soll die Anteile des anderen übernehmen. Wer den höchsten Preis zahlt, soll den Zuschlag bekommen. „Ich nehme diesen Ball gerne auf“, antwortet Burgener.
 
Einige, aber keineswegs alle der Gegner des Hahn-Lagers zählen zur von Vorständen deutschlandweit gefürchteten Spezies der „räuberischen Aktionäre“. Manche stellen Anträge zur Abberufung des Versammlungsleiters und der Abwahl mehrerer Aufsichtsräte, die samt und sonders abgelehnt werden.
 
Scharfe Kritik an Aufsichtsratschef Hahn kommt aber auch von anderen unzufriedenen Kleinaktionären. Mehrere vermuten, dass Hahn und Verbündete die Hauptversammlung manipulieren wollen – sei es durch fehlende Unterlagen oder den Ausschluss von Stimmrechten missliebiger Anteilseigner. „Diese Art von Spielereien ist eine Unverschämtheit gegen viele Aktionäre“, sagt der Münchner Anwalt Franz Wagner.
 
Aufsichtsratschef Hahn und Kogel aber machen deutlich, dass sie ihren Plan auf jeden Fall durchziehen wollen. Sämtliche Anträge der Kritiker werden abgelehnt. Wegen der Streiterein war die Tagesordnung auf zwei Tage angesetzt. [Carsten Hoefer/kw]

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