Schneeberger: „Verstehe die Konkurrenz zwischen ARD & ZDF nicht“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Im diesen Montagabend startenden Zweiteiler „Bier Royal“ spielt sie eine Hauptrolle, aber auch darüber hinaus bezieht Schauspielerin Gisela Schneeberger gerne mutig Stellung.

Gisela Schneeberger ist eine begnadete Schauspielerin und Kaberettistin. Ob nun privat oder als Darstellerin fällt es ihr scheinbar stets leicht, klare Worte zu finden – am liebsten in bayerischer Mundart. Im Zweiteiler „Bier Royal“ ist sie nun am heutigen Montagabend (20.15 Uhr, im Zweiten) als Witwe des Familienpatriarchen Franz-Xaver Hofstetten in ihrer Paradedisziplin zu bestaunen. Auch im Gespräch mit DIGITAL FERNSEHEN nimmt Schneeberger keine Auszeit davon.

Das Interview führte Stefan Hofmeir.

Wie arbeitet man als Schauspielerin eigene Erfahrungen mit ein, ohne die Rolle im Drehbuch zu verändern?
Schneeberger: Man hat ja viele Charaktere in sich, man schöpft immer wieder aus sich selbst. Aber natürlich auch aus der Beobachtung seiner Umgebung. Aber ich habe im echten Leben noch nie solche Machtkämpfe geführt wie in diesem Film.

Hätte man aus Bier Royal statt einem Zweiteiler auch eine Serie machen können?
Ja, das wurde mal besprochen. Vielleicht wird’s auch noch eine Serie …

Aber bei einer Serie würde ich immer gerne ein bisschen mitreden, wie es weitergeht. Beim „Schleudergang“ vor ein paar Jahren (BR) war das durchaus möglich. Da habe ich mich viele Mal mit dem tollen Autor Peter Bradatsch getroffen und wir haben zusammen an der Figur gefeilt. Und die Redaktion hat das durchaus begrüßt.

Braucht es mehr ur-deutsche Geschichten?
Ich finde deutsche Stories schon interessant, wenn sie nicht mit so einem Heiligenschein daherkommen.

Auf den Streamingkanälen gibt es inzwischen viele selbst produzierte deutsche Serien. Aber selten sieht man dort erfahrene Schauspielerinnen. Wie kommt das?
Babylon Berlin habe ich dann erst in der ARD gesehen und fand es ganz erfrischend, dass da so viele neue Gesichter waren. Manchmal geht es einem bei Kollegen so – und den Zuschauer vielleicht auch bei mir: ‚Ach das kenn ich jetzt schon von der‘.

Wobei bei den Streamingdiensten auch viele Spielfilme von Ihnen abrufbar sind wie beispielsweise der legendäre Film „Kehraus“ mit Gerhard Polt, Dieter Hildebrandt und Bruno Jonas.
Ehrlich! Der wird ja leider nie mehr im Fernsehen gezeigt. Früher kam der regelmäßig zum Faschingsende. Da gibt’s leide interne Streitigkeiten. „Kehraus“ war eigentlich mit einer unserer besten Filme.

Man sieht Sie zu selten im Fernsehen. Sind die Drehbücher zu schlecht oder setzen Sie sich inzwischen eine Quote?
Das ist so eine Wahrnehmungssache: Freunde sagen oft, man sieht dich ja dauernd im Fernsehen. Heute kann ich mir die Rollen Gott sei Dank aussuchen. Oft liegt es nicht an den Drehbuchautoren, es liegt an den Redaktionen.

Hätten Sie ein Beispiel?
Ich habe vor ein paar Jahren so einen tollen Film gemacht mit Axel Ranisch als Regisseur („Familie Lotzmann auf den Barrikaden“, Anm. de Red.). Eine ganz skurrile Komödie, die wirklich in Teilen Loriot-Format hatte. Der Film kam ganz toll auf den Hofer Filmfestspielen an, lief dann nach 3 Jahren im August letzten Jahres erst fast um Mitternacht als Erstausstrahlung. Ich habe dann beim Redakteur meine Verwunderung ausgedrückt. Und mir wurde zurückgeschrieben: ‚Wir finden die Sendezeit dem Format angemessen.‘ Und jetzt ist dieser Film sogar für den Grimme-Preis nominiert, das macht uns alle sehr stolz.

Das war ein Aufruf an die Programmplaner bei den Sendeanstalten …
Ja, ja, ja! Und was mich ständig als Zuschauerin ärgert: Ich schaue eigentlich viel fern, ich bin gar nicht so ein Weggeher am Abend. Da läuft dann am Samstagabend zum Beispiel Dann läuft Samstagabend in der ARD irgendeine Musikantenstadel und im ZDF eine Quizsendung oder umgekehrt … Man spricht also dasselbe Publikum an, anstatt dass man in einem Kanal vielleicht irgendeinen schrängen Psychokrimi senden würde. Diese Konkurrenz zwischen ARD und ZDF verstehe ich nicht, wo es doch heute so eine erdrückende Vielzahl von Privatsendern gibt.

Wo sieht man Sie 2019 noch?
Wir haben den Kinofilm „Die heiße Nummer 2“ gedreht, der im Herbst in die Kinos kommt. Vor sieben Jahren gab es bereits den ersten Film. Drei Frauen in einem Ort, wo alles Berg ab ging, gründeten eine Telefon-Sex-Hotline. Das war damals absolut „up-to-date“. Jetzt haben sich die Autoren eine andere Geschichte mit uns drei Frauen im Bayerischen Wald einfallen lassen. [sh]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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  • Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com

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