Schreie und Nebel: Gruselmeister John Carpenter wird 70

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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In „Halloween – Die Nacht des Grauens“ schreit Jamie Lee Curtis wie am Spieß. Bei „The Fog“ sorgen Nebelschwaden für Gänsehaut. Horrormeister John Carpenter lässt auch mit 70 Jahren nicht locker. An übernatürliche Dinge glaube er aber nicht, erzählt der Regisseur.

John Carpenter kann es nicht lassen. 40 Jahre nach seinem Horrorschocker „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978) bringt er seinen damaligen Jungstar wieder zum Schreien. Die jetzt 59-jährige Jamie Lee Curtis tritt in der zehnten „Halloween“-Fortsetzung nochmals dem maskierten Massenmörder Michael Myers gegenüber. Ihre durchdringenden Schreie als die Babysitterin Laurie Strode in der fiktiven Kleinstadt Haddonfield machten Curtis damals über Nacht berühmt und brachten ihr den Spitznamen „Scream Queen“ ein.

Carpenters „Halloween“-Inszenierung wurde zum Vorbild zahlreicher Gruselschocker und Slasher-Filme anderer Regisseure. Der Horrormeister, der am Dienstag (16. Januar) 70 Jahre alt wird, will das neue Gänsehaut-Spektakel im Oktober in die Kinos bringen. Allerdings überlässt er seinem Kollegen David Gordon Green („Stronger“) die Regie, er selbst ist als ausführender Produzent und als Komponist an Bord.
„Ich muss nicht mehr Regie führen, das ist okay, wenn ich nie mehr hinter der Kamera stehe. Ich habe eine verdammt gute Karriere gehabt“, erzählt er kurz vor seinem runden Jubiläum der Deutschen Presse-Agentur. „Jetzt sind die jüngeren Jungs und Mädchen dran. Ich hoffe wirklich, dass mehr Frauen Regie führen. Das wünsche ich mir.“
Seine Filme sind nichts für schwache Nerven, doch der Regisseur hält sich mit blutrünstigen Gemetzeln und herumfliegenden Körperteilen zurück. Seine Handschrift ist subtiler, die Tonkulisse hat große Wirkung. Der Sohn eines Musikprofessors, der im ländlichen Kentucky aufgewachsen war, beherrscht viele Instrumente. Für fast alle seine Filme hat er den Soundtrack selbst komponiert.
„Meine erste Liebe war das Kino, aber gleich danach kam die Musik“, sagt Carpenter. Für den ergrauten Filmemacher spielt die Musik jetzt die größere Rolle. Im vorigen Herbst war er mit seinem dritten Studioalbum „Anthology: Movie Themes 1974-1998“ auf einer mehrwöchigen Konzerttournee quer durch die USA und Kanada unterwegs, begleitet von Sohn Cody Carpenter und seinem Patenkind Daniel Davies. „In meinem Alter mit den beiden in einer Band Musik zu machen, das ist doch großartig“, freut sich Carpenter. „Ganz im Ernst, es könne nicht besser sein“.
Sein Filmhandwerk lernte er an der USC Filmschule in Los Angeles und zeigte schon früh Talent, mit wenigen Mitteln eine große Wirkung zu erzielen. Seinen ersten und einzigen Oscar holte sich der junge Filmstudent 1970 mit dem Kurzfilm „The Resurrection of Bronco Billy“.
Sein Spielfilmdebüt gab er mit „Dark Star – Finsterer Stern“ (1971), eine Science-Fiction-Satire, die Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“ auf die Schippe nimmt. Nach dem Kult-Thriller „Assault – Anschlag bei Nacht“ (1976) schickte er in „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978) einen psychopathischen Killer los.
Es war ein Billig-Film, mit einem Budget von 300 000 Dollar, der  trotz anfänglich schlechter Kritiken zum Kult und schließlich zum Millionen-Hit wurde. Aus Geldnot komponiert er damals die Musik selbst.
2006 wurde „Halloween“ in das renommierte Filmarchiv der US-Regierung in Washington aufgenommen. Seit 1988 wählt die Behörde jährlich 25 bedeutsame Filme aus, die in ihrer ursprünglichen Fassung konserviert werden. „Darauf bin ich sehr stolz“, betont Carpenter. „Dieser Gruselfilm war der Grundstein für meine Karriere und ich schätze ihn wirklich sehr.“
1980 brachte er den Horror-Hit „The Fog – Nebel des Grauens“ in die Kinos. Die Geister einer zu Tode gekommenen Schiffsmannschaft nehmen in einem Hafenort Rache. Bei dem Remake des Nebel-Thrillers im Jahr 2005 mischte Carpenter nur noch als Produzent mit. Die Regie übertrug er dem Briten Rupert Wainwright.
Horror ist seine Spezialität, aber Carpenter ließ sich nicht auf ein Genre festlegen. „Die Klapperschlange“ (1981) war ein düsteres Endzeitspektakel, mit Kurt Russell als Weltenretter. 15 Jahre nach der Mission in Manhattan schickte er die „Klapperschlange“ alias Russell zum Einsatz nach Los Angeles – Titel: „Flucht aus L.A.“. Bei den Kritikern fiel er damit allerdings durch.
Die Leidenschaft für Horror ist bei Carpenter rein beruflicher Natur. „An übernatürliche Dinge glaube ich nicht und ich habe auch keine Angst an düsteren Drehorten“, versichert der Regisseur. „Filme sind nur Geschichten, das wirkliche Leben dagegen kann erschreckend und schwierig sein.“
Immer wieder legte er lange Drehpausen ein. Nach „Ghosts of Mars“ (2001) mit Rapper Ice Cube als futuristischer Action-Held, ließ er sich fast zehn Jahre Zeit, um seine Fans mit „The Ward“ (2011) in eine gruselige geschlossene Anstalt zu schicken. Es war seine bisher letzte Spielfilminszenierung.
Ein weiteres Regie-Projekt steht derzeit nicht an, aber dafür neue Musik. „Ich arbeite an mehreren Filmmusiken, auch für die nächste „Halloween“-Folge, vielleicht gibt es auch neue Alben und eine weitere Konzerttour.“ In Europa stand er bereits in England und in Skandinavien auf der Bühne. „Das verspreche ich jetzt, beim nächsten Mal trete ich auch in Deutschland auf“, fügt er augenzwinkernd hinzu.

[Barbara Munker]

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2 Kommentare im Forum

  1. Über die Qualität seiner Filme kann man geteilter Meinung sein (ich mag sie größtenteils), aber seine Filmmusiken fand ich immer dilettantisch und kontraproduktiv. So verschieden sind die Geschmäcker.
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