Schul-Digitalisierung ab 2019 immer noch offen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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In weniger als zwei Monaten soll es losgehen: Ab dann sollen die Schulen in Deutschland schrittweise auf immer digitaleren Unterricht umstellen. Doch kann sich die Politik wirklich dazu durchringen?

Sechs Wochen vor dem geplanten Start der Digitalisierung von Deutschlands Schulen ist das Zustandekommen des Projekts weiter offen. FDP und Grüne forderten die Koalition am Dienstag in Berlin auf, für die dafür vorgesehene Grundgesetzänderung auf sie zuzugehen. Für die geplante Grundgesetzänderung sind Union und SPD auf Stimmen der Opposition angewiesen. Hierfür hatten sich FDP und Grüne auf gemeinsame Verhandlungen mit der Koalition verständigt.

„Wir haben das Bestreben, in den nächsten zwei Wochen zu einer Einigung zu kommen, aber im Sack ist da noch nichts“, sagte die stellvertretende Grünen-Fraktionschefin Katja Dörner. Bund und Länder wollen die Schulen in Deutschland ab 2019 schrittweise komplett internetfähig machen und im Unterricht digitalen Methoden stärker zum Durchbruch verhelfen. Der Bund will für die technischen Grundlagen in den nächsten fünf Jahren fünf Milliarden Euro zahlen.
 
Unter anderem dafür will die Bundesregierung das Grundgesetz ändern. Denn Bildung ist eigentlich Ländersache, eine grundsätzliche Mitfinanzierung der Schulen durch den Bund daher nicht möglich. Dieses Kooperationsverbot soll mit der Grundgesetzänderung gelockert werden.
 
„Uns geht es gemeinsam mit der FDP darum, dafür zu sorgen, dass Investitionen in Köpfe möglich sind“, sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.
 
FDP-Fraktionsvize Katja Suding sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir wollen bundesweit hochwertige Bildungsstandards und eine bessere Vergleichbarkeit der Schulsysteme in den Ländern erreichen.“ Union und SPD teilten das Ziel der FDP, dass Elternhaus und Bundesland den Bildungserfolg der Kinder nicht mehr so stark bestimmen dürften. „Das darf kein Lippenbekenntnis sein, sondern muss mit der Änderung des Grundgesetzes ermöglicht werden“, sagte Suding. „Wir erwarten, dass SPD und Union sich weiter auf unsere Position zubewegen.“
 
Dörner erläuterte, es gehe darum, die Kooperation zwischen Bund und Ländern in der Bildung zu ermöglichen. Der Bund solle nicht nur in Beton und Kabel investieren dürfen. Für die Union sei das aber ein sehr schwieriges Thema.
 
Hintergrund ist, dass die Union – anders als die SPD – mehrheitlich gegen ein Ende des Kooperationsverbots ist. Göring-Eckardt sagte, die Grünen erwarteten von der Koalition einen verhandelbaren Vorschlag. [dpa]

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15 Kommentare im Forum

  1. Da schon die Initiative „Schulen ans Netz“ vor Jahren gescheitert ist, wird der zweite Anlauf dazu wohl auch wieder nichts. Die Initiative „Schulen ans Netz“ hat u.a. dazu geführt, dass einige Grundschulen zwar einen befristet kostenfreien Internetanschluss der Telekom bekommen haben, jetzt die Kosten dafür aber selber tragen müssen. Die technische Ausstattung bestand dabei aus ein paar alten Desktop-PCs mit wenig und noch älterer Peripherie, die durch eine zeitlich befristete Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von jemanden betreut wurde, der kaum Ahnung davon hatte. Jetzt betreu ich das ehrenamtlich, sonst wäre schön längst nichts mehr funktionsfähig, nichtmal der PC und Drucker im Schulsekretariat. Mittlerweile wurden sehr teure, digitale Whiteboards als digitaler Wandtafel-/Kreide-Ersatz angeschafft, die kaum richtig (gut) funktionieren. Damit überhaupt halbwegs ausreichende Technik für eine Klasse vorhanden ist, wurden und werden ältere Notebook-Computer aus Leasingrückläufern angeschafft. Für neue Technik fehlt einfach das Geld. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, weil (Schul-)Bildung in Deutschland an unterster Stelle steht und in einigen Bundesländer wie z.B. dann an ganz unterster Stelle. Richtig ausgebildete Lehrer bewerben sich in solchen Bundesländern dann kaum noch und es werden hauptsächlich Quereinsteiger als Lehrer angestellt, um den Lehrermangel nicht offensichtlich werden zu lassen.
  2. Es gibt keinen Mangel an "Digitalisierung" in Schulen mehr. Die Schüler bringen doch längst alle Gadgets selbst mit, inklusive eigenem Internetzugang. Sogar in Entwicklungsländern ist das mittlerweile so. Wie dieses Material dann in den Unterricht eingebunden wird, hängt am Lehrkörper. Wenn dieser aus digitalen Analphabeten besteht, ist das Problem eher dort zu suchen. Jedenfalls wirkt es gerade zu anachronistisch, nach 2010 in Schulen irgendwelchen alten Desktop-PCs abzuladen. Das riecht dann eher nach Elektroschrottentsorgung auf Kosten des Steuerzahlers. Der PC ist tot.
  3. Damit arbeitet man aber in fast jeder Firma. Da brauchste nicht mit einem Tablett kommen. Es macht daher kaum Sinn sich nur auf Tabletts zu stürzen!
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