Shenzhou 8: Deutschland und China kooperieren erstmals im All

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Deutsche und Chinesen machen gemeinsame Sache im Weltraum. Erstmals hat ein chinesisches Raumschiff eine deutsche Versuchsanlage an Bord. Außerdem ist Chinas erstes Rendezvous im All geplant: Das „Magische Schiff“ trifft das Raummodul „Himmelspalast“.

Grünes Licht für eine deutsch-chinesische Premiere im All: Bei seinem Flug zum ersten chinesischen Kopplungsmanöver hat das Raumschiff „Shenzhou 8“ eine deutsche Versuchsanlage an Bord. „Dramatisch wechselnde Wetterbedingungen“ am Raumfahrtbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi in Nordwestchina drohten zunächst, den Flugplan durcheinanderzuwirbeln. Doch war der Himmel am Montagnachmittag wieder klar, so dass die Verantwortlichen am geplanten Starttermin um 22.58 Uhr MEZ (Dienstag 05.58 Uhr Ortszeit) festhielten.
 
Mit der „Simbox“ genannten deutschen Experimentieranlage werden die Auswirkungen der Schwerelosigkeit erforscht. „Erstmals fliegt ein nicht-chinesisches Forschungsgerät auf dem Raumschiff ‚Shenzhou‘ mit“, sagte der Forschungsleiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Peter Preu, telefonisch aus Jiuquan (Provinz Gansu) der Nachrichtenagentur dpa in Peking. „Die Teams stehen unter Hochspannung“. Bis kurz vor dem Start arbeiteten die Wissenschaftler hochkonzentriert, um die biologischen Proben frisch und unbeschadet in die 40 Forschungsbehälter zu füllen, berichtete Preu.

Im Mittelpunkt des 17-tägigen Fluges steht allerdings ein anderes, viel riskanteres Experiment: das erste chinesische Rendezvous im All. Innerhalb von zwei Tagen nach dem Start wird das unbemannte „Magische Schiff“ an das Raummodul „Tiangong 1“ ankoppeln. Der „Himmelspalast“, der seit 31 Tagen die Erde umkreist, wurde dafür am Sonntag in eine Flugbahn in 343 Kilometer Höhe gebracht. Ein erfolgreiches Andockmanöver ist eine notwendige Grundvoraussetzung für die Pläne zum Bau einer Raumstation, die um 2020 fertiggestellt werden soll.
 
Während die USA, Russland und die Europäer ihre Raumfahrtprogramme zurückschrauben oder mit Rückschlägen zu kämpfen haben, verfolgt die zweitgrößte Wirtschaftsnation mit Nachdruck ihre ehrgeizigen Pläne im All. China entwickelt ein eigenes Navigationssystem und hat den Mond im Visier. In zwei Jahren ist eine unbemannte Mondlandung geplant. Auch baut China leistungsstärkere Raketen und einen dritten Raumfahrtbahnhof in Hainan in Südchina.
 
Mit zwei weiteren Raumflügen im nächsten Jahr soll „Tiangong 1“ eine Mini-Raumstation für Astronauten bilden. Es sind erste Schritte für den Bau einer 60 Tonnen schweren Raumstation, in der sechs „Taikonauten“ Platz finden sollen. Chinas erster Astronaut Yang Liwei sprach von einer „geräumigen Villa“ verglichen mit seiner Kapsel. Nach dem Auslaufen der Internationalen Raumstation ISS wäre China dann das einzige Land, das eine ständige Präsenz im Weltall hat.
 
Während andere Länder wie die USA zögern, eine Kooperation mit China im All einzugehen, gibt sich das chinesische Raumfahrtprogramm zunehmend offener. „China heißt Astronauten anderer Länder willkommen, an unserer Raumstation und in anderen bemannten Raumfahrtprogrammen teilzunehmen“, sagte Astronaut Yang Liwei, heute Vizedirektor des Raumfahrtprogramms, laut Staatsagentur Xinhua. Für die Europäische Raumfahrtagentur (Esa) ist der deutsche Astronaut Thomas Reiter zum Start nach Jiuquan gereist.
 
Deutschland ist das erste Land, das eine langfristige wissenschaftliche Kooperation mit China im All aufnimmt. Die biologischen und medizinischen Versuche haben „eine Pilot-Funktion für die künftige Zusammenarbeit beider Länder bei der wissenschaftlichen Nutzung des Weltraums“, sagte Forschungsleiter Preu. In der „Simbox“ laufen 17 Experimente, an denen sechs deutsche Universitäten beteiligt sind. In der Apparatur mit Wärmeschrank und Zentrifuge sind 40 Einheiten in Zigarettenschachtelgröße untergebracht, die einzeln gesteuert werden.
 
Es geht um Kernfragen, wie sich die Schwerelosigkeit auf Organismen auswirkt. Preu erwartet wichtige Erkenntnisse bei fundamentalen biologischen und medizinischen Fragen: „Wo genau greift die Schwerkraft in biologische Prozesse ein? Und wie kann man das Immunsystem stärken?“ Erforscht werde auch, wie effizient ein miniaturisiertes künstliches Ökosystem im Weltraum funktioniert. [Andreas Landwehr]

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