Sigmund Gottlieb wird 65: Beim BR endet eine Ära

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Mit der Pensionierung von Sigmund Gottlieb geht im Bayerischen Rundfunk (BR) eine Ära zu Ende. Als Moderator von „Brennpunkt“-Sendungen und als Kommentar in den „Tagesthemen“ war er das BR-Gesicht in der ARD.

Seit einem Vierteljahrhundert ist er das Gesicht des Bayerischen Fernsehens in der ARD. Millionen Zuschauer kennen ihn als Moderator von „Brennpunkt“-Sendungen und – weit mehr als 300 Mal – als Kommentator der „Tagesthemen“. Seinen 65. Geburtstag am 21. Oktober will Sigmund Gottlieb aber fernab der Öffentlichkeit still genießen – und sich zugleich auf die Zeit nach dem Fernsehen vorbereiten. Denn Ende März geht er in den Ruhestand – das Ende einer Ära im BR.
 
„Damit hat die Mauer wohl keinen Sinn mehr.“ Als Gottlieb am Abend des 9. November 1989 im ZDF-„heute-journal“ diese Prognose abgab, konnte er nicht ahnen, wie schnell er recht bekam. Der Fall der Berliner Mauer und die deutsche Wiedervereinigung waren für ihn die schwierigste und spannendste Zeit seines Berufslebens. Schwierig in der Einordnung später auch die „Brennpunkte“ zum Kosovo-Krieg Ende der 90er Jahre.

„Bei dem Versuch, der komplexen Wahrheit nahezukommen, lagen wir damals das eine oder andere Mal auch daneben“, räumt Gottlieb ein, der 1991 vom ZDF zum BR wechselte. Der Vorwurf der „Lügenpresse“ kam erst später auf, vor allem seit der Ukraine-Krise 2014. Gottlieb hält diesen Vorwurf für „maßlos überzogen“, aber er mahnt zugleich: „Wir müssen daran arbeiten, unsere Qualitätsstandards und Erklärkompetenz zu erhalten. Bei Hintergründen und in der Tiefenschärfe können wir noch besser werden.“

Auch Gottlieb selbst stand schon mehrfach im Kreuzfeuer der Kritik. Der gebürtige Nürnberger, der aus seiner wertkonservativen Haltung keinen Hehl macht, zog sich den Vorwurf übergroßer CSU-Nähe zu. Im Juli sorgte sein Exklusiv-Interview des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan nach dem gescheiterten Putschversuch für Schlagzeilen. Viel zu unkritisch habe er das geführt, bescheinigten ihm Kommentatoren. „Dieser Vorwurf ist jenseits der Realität, wenn man die Umstände kennt“, hält Gottlieb dagegen. Das Interview sei bereits „knapp an der Kante“ dessen gewesen, was Erdogan zu einem Abbruch bewegt hätte.
 
Womit der Bayerische Rundfunk künftig häufiger punkten will, sind investigative Recherchen. „Ich glaube, dass das die Königsdisziplin des Journalismus wird“, sagt Gottlieb. Das im Frühjahr gebildete Team „BR Recherche“ habe unter anderem die sogenannten Cum-Cum-Deals der Commerzbank aufgedeckt und damit einen Scoop gelandet.
 
Seit 21 Jahren ist Gottlieb TV-Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks. Sein Nachfolger wird im Frühjahr vom BR-Intendanten Ulrich Wilhelm vorgeschlagen und vom Rundfunkrat gewählt. Was Gottlieb nach seinem Abschied vom BR vorhat, will er noch nicht verraten. „Tagesthemen“-Kommentare wird er aber nicht mehr sprechen. [Bernward Loheide/kw]

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8 Kommentare im Forum

  1. Man kann sich an seinem Stil sicher reiben, er gehört aber noch zu den ganz wenig verbliebenen wertkonservativen Journalisten bei ARD/ZDF. Jetzt sind bald nur noch Linksgrüne übrig, keine Vielfalt mehr.
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