Sky-Vorstand Enßlin: „Kabelkunden wollen alle Sky-Produkte“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Nach der Deutschen Telekom und ProSiebenSat.1 hat auch der führende deutsche Bezahlanbieter Sky Deutschland Bedenken zur geplanten milliardenschweren Großfusion in der deutschen Kabelbranche zwischen der Liberty-Global-Tochter Unitymedia und dem baden-württembergischen Mitbewerber Kabel BW angemeldet.

Wettbewerber hatten im Rahmen des vom Bundeskartellamt eingeleiteten Konsultationsverfahrens erklärt, dass sich die geplante Übernahme negativ auf den Wettbewerb um Gestattungsverträge mit Wohnungsgesellschaften auswirke. Kabelunternehmen binden diese Großkunden vertraglich über einen langen Zeitraum an sich, teilweise bis zu zehn Jahre. Die geplante Fusion der Liberty-Global-Tochter Unitymedia und Kabel BW würde diese Marktverhältnisse weiter festigen.
 
Zuletzt hatte sich Unitymedia-Geschäftsführter Lutz Schüler ähnlich wie seine Vorgänger im Amt vordergründig gesprächsbereit zur Einspeisung weiterer HD-Sender von Sky Deutschland und vormals Premiere gezeigt. „Wir hoffen, noch in diesem Jahr die Einspeisung weiterer Sky-HD-Sender ankündigen zu können“, äußerte im Oktober auch Katrin Köster aus der Unternehmenskommunikation des Kabelnetzbetreibers im Gespräch mit DIGITALFERNSEHEN.de.

Gerade Sky ist jedoch ein weiterer Bedenkenträger bei der Fusion des neuen deutschen, von Liberty Global zentral gesteuerten Kabelgiganten in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. „Gespräche zur Einspeisung aller unserer HD-Sender gab es viele“, fasste Sky-Vorstand Holger Enßlin die Geschehnisse auf Anfrage der Redaktion am Mittwoch zusammen. „In den Netzen von Kabel BW sind wir mit allen Sky HD-Sendern vertreten, ebenso mit unserem neuen Festplattenreceiver Sky+ sowie unserem On-Demand Angebot Sky Anytime. Mit großem Erfolg für beide Firmen. Unitymedia lässt all dies zur Zeit nicht zu, zuletzt auch unseren neuen Sportnachrichtensender Sky Sport News in HD“. 
 
Als Argumente werden nach Informationen von DIGITALFERNSEHEN.de aus Verhandlungskreisen seitens Unitymedia mal der fehlende Ausbau, mal die veraltete Boxenpopulation und mal eine technisch notwendige Umstellung angeführt. „Fakt ist: Kabelkunden wollen alle Sky-Produkte und können nicht nachvollziehen wenn sie diese nicht bekommen sollen“, erklärte Enßlin. „Unitymedia scheint ein Konzept zu verfolgen, welches Sky nicht grundlos befürchten lässt, dass es nach einem Merger ebenso in Baden-Württemberg zum Tragen kommen wird“. 
 
In der Tat wurden nach und nach zahlreiche HD-Sender bei Unitymedia eingespeist, wobei die Einspeisung der Sky-HD-Sender bei Unitymedia in Vergessenheit zu geraten schien. Nach wie vor ist mit Sky Sport HD 1 nur ein einziger der aktuell mehr als ein Dutzend hochauflösenden Sky-Sender für Unitymedia-Kunden empfangbar. Enßlin zeigt sich dennoch optimistisch: „Das Bundeskartellamt hat bemerkt, dass es hier zu einer Schieflage gekommen ist. Ich gehe davon aus, dass der Spielraum noch groß genug ist, dies vor einer Entscheidung entsprechend zu berücksichtigen“, so Enßlin gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de
 
Die nach einem ersten Zwischenbescheid des Bundeskartellamts von Unitymedia eilig initiierten Nachbesserungen, darunter die Aufhebung der Grundverschlüsselung für Free-TV-Sender, könnten dabei nach Ansicht von Branchenbeobachtern ein klassischer Fall von „too little, too late“ sein. Zwar sprach Unitymedia-Geschäftsführer Lutz Schüler davon, dass nun mit dem Kompromissvorschlag gegenüber dem Kartellamt der Spielraum erschöpft sei. 
 
Nicht übersehen werden darf allerdings, dass Schüler lediglich ein Mandat besitzt, als Geschäftsführer von Unitymedia zu sprechen. Zu einem Statement im Namen des Mutterkonzerns ist er ebenso wenig berechtigt, wie er im Namen des Übernahmekandidaten Kabel BW Stellungnahmen abgeben kann. Auch wenn man das bei Liberty Global auf Nachfrage von DIGITALFERNSEHEN.de anders einschätzte, wird Schülers Einzelmeinung oder die des Unternehmens Unitymedia dem Kartellamt in diesem Fall aber wohl kaum ausreichen. In der Öffentlichkeit wurden Schülers Aussagen als Fauxpas in der sonst so sensiblen Fusionskommunikation des Kabelmanagers eingestuft. 
 
Mit einer endgültigen Entscheidung des Bundeskartellamtes zur Kabelfusion wird am 15. Dezember 2011 gerechnet. [th/ar]

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113 Kommentare im Forum

  1. AW: Sky-Vorstand Enßlin: "Kabelkunden wollen alle Sky-Produkte" Jaja, der Enßlin wieder. Bei Kabel BW gibt es mit nichten alle HD-Sender von Sky: nicht nur Sky Select HD und Blue Movie Nights HD 1 und 2 fehlen; nein auch Fox HD lässt sich nicht über Sky freischalten. Außerdem fehlt ESPN America HD! (Danke an Riddler) Sky Sport News gibt es im Übrigen -wie überall - auch bei UM zu sehen. Nur eben nicht in HD, weil Sky mal wieder knausert bei höheren Einspeisegebühren. Mit den "Bedenken" von Sky will man doch jetzt nur erreichen, dass man bei UM so gut wie nichts für die Einspeisung weitere Sky-HD-Sender bezahlen muss, weil Liberty Global sonst - nach Suggestion von Sky - keine Chance vor dem BKartellA hat.
  2. AW: Sky-Vorstand Enßlin: "Kabelkunden wollen alle Sky-Produkte" Es wird nicht besser wenn UM sich KBW einverleibt, im Gegenteil. Dann ist die Marktmacht und das Monopol noch größer und der Kunde wird dann noch mehr resignieren als jetzt schon. Ich schätze die Dam- und Herrschaften vom Kartellamt durchaus so kompetent ein, dass sie sich von den Lügen und den geringfügigen Zugeständnissen nicht täuschen lassen. Aber richtige finde ich auch seitens sky, dass es dieses Theater voll ausnutzt und UM voll über die Gosche fährt. UM tanzt sich einen Jux in der deutschen Medien- & Plattforum-Landschaft - dem muss eindeutig Einhalt geboten werden!
  3. AW: Sky-Vorstand Enßlin: "Kabelkunden wollen alle Sky-Produkte" Komisch das es bei allen anderen KNB funktioniert nur nicht bei diesen Freaks in Köln.
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