Sky will TV-Rechte für Bundesliga behalten – Telekom-Störfeuer

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Spannender Poker um die anstehende Vergabe der Bundesligarechte: Der Bezahlsender Sky will erneut die Pay-TV-Rechte erwerben. Doch nun droht harte Konkurrenz. Die Telekom will ihr Produkt Entertain aufhübschen und könnte sich mit dem Thronfolger des verstorbenen Medienmoguls Leo Kirch verbünden.

Kein Kommentar, alles Spekulation! In der Konzernzentrale der Deutschen Telekom ist das Thema seit Wochen tabu. Doch inzwischen verdichten sich die Gerüchte, dass der Konzern bei der anstehenden Vergabe der Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga ab 2013/2014 ordentlich mitmischen will. Medienberichten zufolge zimmern die Bonner an einer Allianz mit dem Unternehmen KF15 GmbH & Co KG, einer Firma des verstorbenen Medienzars Leo Kirch. Deren Ziel ist laut bereits seit November kursierendem Branchengeflüster  der Erwerb der Live-Rechte für das Bezahlfernsehen – und das wäre eine Kampfansage an den bisherigen Rechteinhaber Sky.
 
Tatsächlich sind die Avancen der Telekom im Zusammenhang der Rechtevergabe durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) seit längerem bekannt. Ende vergangenen Jahres hatte Deutschland-Chef Niek van Damme unterstrichen, dass die Telekom alle Möglichkeiten für einen Erwerb der Übertragungsrechte sorgfältig prüfe. Es geht um die Erweiterung der Aktivitäten rund um die IPTV-Plattform Entertain. Derzeit verfügen die Bonner lediglich über Lizenzen für das Internetfernsehen (IPTV). So können derzeit Entertain-Kunden zusätzlich das Produkt „Liga total!“ hinzubuchen und wöchentlich Bundesligaspiele live sehen.Telekom: Eigene TV-Aktivitäten rechtlich unzulässig

 
Basis für die Übertragung sind die schnellen Breitbandnetze der Telekom. Mehr als 20 Millionen Haushalte können entweder über das DSL-Netz mit 16 Megabit oder das VDSL Netz mit bis zu 50 Megabit hochauflösendes Fernsehen empfangen. Doch angesichts der Möglichkeiten blieben die tatsächlichen Abonnentenzahlen unter den Erwartungen. Ende September lagen sie bei 1,6 Millionen. Das soll sich nun mit dem Angebot Entertain über Satellit ändern, mit dem die Telekom seit September vergangenen Jahres am Markt ist.
 
Ein Zugpferd besonderer Art ist die Bundesliga. Durch die größere Reichweite registriert die Telekom nach Angaben ihres Deutschland-Chefs wieder eine größere Nachfrage nach Entertain. Mit Fußball, so die Hoffnungen des rosa Riesen, könnte Entertain am Ende doch noch eine Erfolgsgeschichte werden. Deshalb schielt van Damme bei der DFL-Ausschreibung vor allem auf die Satellitenrechte.
 
Doch die werden nur im Paket mit den Kabel- und terrestrischen Lizenzen ausgeschrieben, die für die Telekom nicht interessant sind. Seit Jahresende 2011 werde es immer wahrscheinlicher, dass die Telekom nicht nur für IPTV-Rechte bieten werde, sondern auch für Fernsehrechte, hieß es in einer Untersuchung von Morgan Stanley. Tatsächlich ergäben sich daraus aber medienrechtliche Fragen. Denn an der Telekom ist der Bund direkt und indirekt noch mit mehr als 30 Prozent beteiligt. Solchen Unternehmen ist es nicht erlaubt, Rundfunk mittelbar oder unmittelbar zu veranstalten (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
 
Aber die Telekom hat solchen Einwänden vorgebaut: „Wir sind kein Inhalteanbieter“, betont ein Sprecher. Ein Szenario: Ein kompletter Erwerb der Live-Rechte für das Pay-TV durch KF 15 und die dazugehörige Rechteagentur Sirius Sports Media, spekulierte unlängst das Branchenmagazin „Sponsors“. Ein möglicher Abnehmer sei die Telekom. Und so könnte van Damme am Ende doch an die Satellitenrechte kommen. „Das ist eine Option mit hoher Wahrscheinlichkeit“, folgerte die „Süddeutsche Zeitung“ vor wenigen Tagen.DFL-Geschäftsführer: Keine reine Drohgebärde gegen die ARD

 
Der Hintergrund der Überlegungen ist offensichtlich: Durch die gesteigerte Exklusivität erhofft sich der Ligaverband höhere Einnahmen seitens des Pay-TV-Anbieters Sky. Vorstandschef Brian Sullivan hatte im Frühjahr den Anspruch formuliert, „in den nächsten 20 bis 30 Jahren die Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga zu halten“. 
Seifert machte deutlich, dass das Internet-Szenario nicht als reine Drohgebärde gegenüber der ARD zu werten sei, deren „Sportschau“-Chef Steffen Simon im Januar erklärt hatte, eine Zusammenfassung der Samstagsspiele nach 20.00 Uhr komme für seinen Sender nicht in Frage (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete): „Wir bluffen nicht. Jedes Szenario ist realistisch“, betonte Seifert. 
 
Der DFL führte die Einführung des neuen Szenarios auf die veränderte Mediennutzung zurück. Rechteanbieter könnten die Entwicklung nicht ignorieren, dass sich Zuschauer zunehmend über Smartphone oder Tablet-PCs auch mobil auf dem laufenden hielten. Auch an den privaten Medienunternehmen und öffentlich-rechtliche Anstalten, „die beide erheblichen Aufwand treiben, um sich in den neuen Medien entsprechend zu positionieren“ gehe dieser Trend nicht vorbei, sagte der Ligachef.

Frühere Kirch-Tochter KF15 für die DFL als Unsicherheitsfaktor

 
Tatsächlich steht der Bieterprozess aber erst am Anfang. Ende kommender Woche (9. Februar) will die DFL in Frankfurt weitere Details der Ausschreibung und die Rechtepakete erläutern. Eine endgültige Entscheidung über die Vergabe soll voraussichtlich erst im Mai fallen. Neben der Vergabe der Pay-TV-Rechte steht für viele Fußballfans eine andere Frage im Vordergrund: Wird die „Sportschau“ der ARD den Bieterkampf um die Übertragungsrechte überleben? Denn es geht nicht nur um Pay-TV, sondern auch um die Übertragungsrechte im frei zugänglichen Fernsehen, vor allem für die Zusammenfassung der Samstagsspiele.
 
Dabei hatte das Bundeskartellamt der DFL grundsätzlich gestattet, dass die Rechte für die zeitversetzte Zusammenfassung auch ins Internet wandern können, was das Aus für die Sportschau wäre (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Diese Entscheidung sei nicht im Interesse der Zuschauer, kritisierte prompt die ARD.  Der Sender habe Interesse an einer zeitnahen Nachverwertung der Rechte und werde sich deshalb um einen Erwerb im bisherigen Umfang bemühen, sagte ein Sprecher. ARD-Intendantin Monika Piel empörte sich öffentlich über die Entscheidung.
 
Der DFL kommt die Wettbewerb um die Rechte gelegen, Konkurrenz belebt das Geschäft: Schließlich sollen über die Ausschreibung deutlich mehr erlöst werden, als die bisherige Summe von 415 Millionen Euro jährlich. Mehr als 30 Interessenten sollen sich bei der DFL bereits gemeldet haben, darunter auch der Mobilfunkbetreiber Vodafone und die Internetriesen Yahoo und Google.
 
Experten halten es aber für wahrscheinlich, dass sich der Ligaverband nach der 2008 vom Bundeskartellamt ausgebremsten Zentralvermarktung durch die Kirch-Tochter Sirius auf die „sichere“ Variante mit dem langjährigen Partner Sky verständigen wird. Im Millionenpoker um die höchste deutsche Spielklasse des Profifußballs sind den Verantwortlichen unkalkulierbare rechtliche und finanzielle Risiken ein Dorn im Auge.

[Peter Lessmann/ar]

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126 Kommentare im Forum

  1. AW: Sky will TV-Rechte für Bundesliga behalten - Telekom-Störfeuer [wegen "Beleidigung der Redaktion" vom Autor entfernt]
  2. AW: Sky will TV-Rechte für Bundesliga behalten - Telekom-Störfeuer Interessant finde ich in diesem Zusammenhang diese Meldung... Zeitung - Constantin Medien will sich von Sportsegment trennen | Unternehmen | Reuters
  3. AW: Sky will TV-Rechte für Bundesliga behalten - Telekom-Störfeuer sie BRAUCHEN die Tv Rechte, sonst sind die weg.
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