Smart Home im Eigenheim: Deutsche noch skeptisch

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Nach dem Boom in der Smart-Home-Branche haben sich 2018 verschiedene Institute mit der Frage beschäftigt, wie das Thema „Vernetzte Haustechnik“ in deutschen Haushalten angekommen ist.

Die Ergebnisse zeigen dabei ein gespaltenes Bild, wenn es um Smart Home Anwendungen in Küchen, Wohnräumen und Bädern geht. Bislang überwiegt die Skepsis bei vielen Nutzern. Der Grund: Die Geräte sind für den gewünschten Mehrwert schlichtweg noch zu teuer. Dabei besteht aber ein grundsätzliches Interesse am vernetzen Eigenheim. 
 
Laut einer der Studien haben bislang nur vier bis neun Prozent der Befragten in Lichtschalter, intelligente Heizsysteme oder sprachgesteuerte Lautsprecher investiert. Ausnahme: Internetfähige TV-Geräte, die schon in 39 Prozent aller Haushalte stehen. Sie werden von vielen Herstellern mittlerweile so günstig angeboten, dass eine Investition lohnenswert ist – vor allem vor dem Hintergrund der steigenden Nutzung vieler Streamingdienste wie Youtube, Netflix, Amazon oder Sky Go. Der Erfolg der sprachgestützten Lautsprecher ist dagegen bislang schwächer als erhofft: Systeme wie Amazon Echo oder Google Home werden bislang vor allem genutzt, um Musik, Nachrichten oder den Wetterbericht zu hören, so eine weitere Studie von IHS Markit. Für die Steuerung der vernetzten Haustechnik bleiben sie aber weitestgehend ungenutzt.
 
Smart Home-Anwendungen werden in Zukunft zum Standard
Laut vieler Experten ist es nur eine Frage der Zeit, bis Smart Home Lösungen zum Standard in deutschen Eigenheimen werden. Das glauben auch die Fachleute von TÜV Rheinland, die dies kürzlich in einer Studie über „Cybersecurity Trends 2018“ aufgeschlüsselt haben. 
 
Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Viele Funktionen, die sich per Spracherkennung oder über das Smartphone steuern lassen, sind nicht nur praktische Hilfestellungen im Alltag, sondern bieten auch jede Menge Komfort: Automatisch gesteuertes Licht, Duschen, deren Temperatur sich per Smartphone vorwärmen lässt, oder Heizungen, die sich aus der Ferne regulieren lassen, sind nur einige Beispiele für die neue Art, sein Zuhause zu erleben. Weil die Geräte darauf ausgelegt sind, Strom und Wasser effizient einzusetzen, ist dies nicht nur eine Investition in die eigene Geldbörse, sondern auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Vor allem eine langfristig älter werdende Gesellschaft wird in Zukunft von den vernetzen Geräten profitieren. Höhenverstellbare Waschtische, Sensoren, die defekte Wasserleitungen und kleinste Überschwemmungen im Haus anzeigen, oder clevere Küchengeräte gehören dazu.

Smart Home – viele Anwendungen, wenige gemeinsame Schnittstellen
Tatsächlich muss sich die Investition in die neuen Geräte am Ende rechnen. Damit ein Haus auch wirklich vernetzt funktioniert, kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel, bei vielen Anwendern auf Kritik stößt: So basieren viele Geräte auf unterschiedlichen IT-Lösungen und haben dabei zu wenig gemeinsame Schnittstellen. Das führt in vielen Fällen dazu, dass Haustechnik-Lösungen nur bei einer begrenzten Anzahl an Geräten wirklich funktionieren. So hat der Anwender beispielsweise eine App für die Steuerung von Licht und Beschattungssystemen, möglicherweise eine zweite oder gar dritte App für die Steuerung der Küchengeräte oder Regulierung der Heizung. Das erschwert den Alltag mehr, als dass es helfen würde.
 
Ein System, welches sich dieser Problemstellung annimmt, ist das Funksystem eNet Smart Home – eine Allianz, in der sich Anbieter für Lichtsteuerung, Heizung, Sicherheit und Beschattungssysteme zusammengeschlossen haben, um die Haustechnik intelligent zu vernetzen. Darunter befinden sich namenhafte Spezialisten für Gebäudetechnik wie Jung, Siedle oder tado. Mit der dazugehörigen App sind maßgeschneiderte Lösungen für Bauherren möglich, die sich zentral steuern lassen und auch im Rahmen einer Renovierung denkbar sind. Aufwendige Unterputzarbeiten sind nicht nötig.
 
Der Clou: Ganz unterschiedliche Funktionen im Haus lassen sich mit nur einer App über das WLAN steuern – alle Daten sind dabei vollverschlüsselt und können nicht von Dritten abgehört werden. Mit einem speziellen Login ist auch ein Fernzugriff möglich, wenn sich Eigentümer nicht im Haus befinden.
 
Cybersecurity – Privatsphäre im eigenen Haus muss geschützt sein
Dass sich Smart Home Anwendungen in den kommenden Jahren zu einem Standard entwickeln werden, scheint in der Branche ein gesicherter Fakt zu sein. Allerdings sind heute noch viele Geräte gegenüber Cyberangriffen nicht sicher und Daten nicht ausreichend geschützt, so die kürzlich veröffentlichte Studie von TÜV Rheinland.
 
Die Herausforderung an die digitalen Geräte: Damit die einzelnen Anwendungen im Haushalt über eine Schnittstelle funktionieren, müssen sie Daten austauschen – und zwar auf einem sicheren Weg. Schon 2016 wurden mehr als vier Milliarden Datensätze geknackt – und das bei 357 Millionen Malware Varianten auf dem Markt. Weil immer mehr Dienste an Cloudlösungen angedockt werden, bedeutet dies für Attacken aus dem Netz eine steigende Zahl möglicher Angriffspunkte und folglich Unsicherheit beim Anwender. Um in dem schnelllebigen Markt Zeit und Geld zu sparen, setzen Softwareentwickler gerne auf offen zugängliche Quellcodes, so die Experten von TÜV Rheinland. Das mache die Smart Home Anwendungen anfällig für Schwachstellen in der Cybersecurity.
 
Sicherheitspakete verschiedener Anbieter stellen dabei eine zentrale Sicherheitslösung für internetfähige Geräte dar. So schützt beispielsweise die „Bitdefender Box“ vom gleichnamigen Unternehmen beliebig viele Geräte vor dem gefürchteten Passwortdiebstahl, Malware, Identitätsraub oder Spionage. Durch verschiedene Gutschein-Aktionen sind die Produkte einiger Hersteller wie Bitdefender dabei relativ preiswert zu erhalten. Damit ist die Frage nach einer umfassenden Datensicherheit in der Haustechnik zwar nicht beantwortet, sie bietet dem Eigentümer aber immerhin einen ersten Schutz.

[fp]

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72 Kommentare im Forum

  1. Das hofft man schon seit über 20 Jahren. Die meisten Anwendungen sind vollkommen Unnütz. (Kühlschrank oder Waschmaschine über Smart Home). Die Anwendungen die noch halbwegs Sinn machen sind aber so teuer das es sich kaum lohnt. So kostet eine Lamellen Jalousien Steuerung ab 115€ aufwärts und das für Jalousien die man für 15 € kauft.
  2. Und was dazu kommt, ist die nicht vorhandene Sicherheit. Viele diese SH-Geräte können ohne Probleme gehackt werden, also man öffnet Tür und Tor mit der Benutzung.
  3. Das größte Problem sind die vielen zueinander inkompatiblen Systemen. Das schreckt mich sogar ab..
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