Es ist soweit: Zum ersten Mal startet RTL eine Ausgabe des „Dschungelcamp“ im Sommer. Dass es soweit kommt, war zu erwarten, doch tut sich der Sender damit auch einen Gefallen oder geht der Versuch, die Cashcow weiter zu melken, am Ende furchtbar schief?
Es ist wohl die Show, die in diesem Sommer mit der größten Spannung erwartet wird: „Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein!“, die Sommer-Variante von RTLs „Dschungelcamp“. Nach ersten Gerüchten im Januar hat der Kölner Sender Anfang Juni endlich die Karten auf den Tisch gelegt und offiziell bestätigt, dass die Urwald-Show einen Ableger bekommt, der im Sommerloch für Aufregung sorgen und die Quoten in die Höhe treiben soll. Überraschend kommt der Schritt dabei nicht, denn das „Dschungelcamp“ ist seit Jahren DIE Cashcow des Privatsenders. Kein anderes Format bringt RTL so zuverläassig herausragende Quoten ein wie die Urwald-Show.
Kein Wunder also, dass die Kölner nach einem Weg gesucht haben, ihre Cashcow noch ein gutes Stück mehr zu melken als bisher. Denn schon in den letzten Jahren hat RTL das „Dschungelcamp“ in jedem nur möglichen Format seines Programms untergebracht, sodass treue RTL-Zuschauer eigentlich rund um die Uhr Neuigkeiten über die Promi-WG im Busch bekommen konnten. Das einzige Problem: Das Zugpferd im Kölner Stall läuft jedes Jahr nur zwei Wochen. 2015 wird sich das nun ändern, denn am heutigen Freitag schickt RTL das Sommer-Camp an den Start. Doch tut sich der Sender damit wirklich einen Gefallen?
Sicher, RTL gewinnt dadurch gut zehn Tage dazu, in denen die Kölner für ihren Quoten-Hit die Trommel schwingen können und Zuschauer anziehen, doch inhaltlich bekommen diese ein ganz anderes Konzept präsentiert – und das könnte hinsichtlich der von RTL erhofften Wirkung durchaus gehörig schief gehen. Denn das Sommer-Camp zeigt nicht den gewohnten Dschungel-Alltag und die zum Programm gehörenden Ekelprüfungen, sondern eine Studio-Show. Dabei müssen sich die Kandidaten auch dabei Prüfungen stellen, wobei diese zum Teil schon in den vergangenen Wochen gedreht wurden und teils live im Studio absolviert werden müssen.
Interessenten können sich zwar bestimmt ziemlich sicher sein, dass der Klassiker „Iss irgendetwas ekliges“ in der ein oder anderen Form wieder mit dabei sein wird, doch ein wesentlicher Bestandteil fehlt: der Alltag im Camp. Davon hat die Sommer-Variante nichts zu bieten, aber gerade das ist es, weshalb viele Fans die Sendung immer wieder einschalten: C-Promis, die unter außergewöhnlichen Umständen zurecht kommen müssen und vor allem der stets zu erwartende Lagerkoller, wenn die Allüren der Teilnehmer aufeinanderprallen und zum großen Eklat führen – das sind die Momente, die die Zuschauer des „Dschungelcamp“ begeistern. Kakerlaken-Essen hat seinen Reiz nach nunmehr fast zehn Jahren einfach verloren.
Zumindest hinsichtlich der Kandidaten-Frage ist RTL auf Nummer Sicher gegangen, denn statt vollkommen neue Gesichter zu präsentieren, nehmen ausschließlich solche C-Promis an der Show teil, die bereits in einer der bisherigen neun Ausgaben von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ zu sehen waren.
Mit dabei sein werden Nadja „Naddel“ Abd El Farrag, Carsten Spengemann, Christina „Mausi“ Lugner, Mathieu Carrière, Sarah „Dingens“ Knappik, Eike Immel, Julia Biedermann, Werner Böhm, Ingrid van Bergen, Willi Herren, Barbara Engel, Costa Cordalis, Micaela Schäfer, Peter Bond, Brigitte Nielsen, Ailton, Walter Freiwald, Sara Kulka, Jay Khan, Melanie Müller, Michael Wendler, Gabriella Christina de Almeida Rinne, Joey Heindle, Georgina Bülowius, Dustin Semmelrogge und Fiona Erdmann. Auch Tanja Tischewitsch stand ursprünglich auf der Kandidaten-Liste, sie sagte allerdings vor gut zwei Wochen aus persönlichen Gründen ab. Für sie springt Ex-„Bachelor“-Finalistin Angelina Heger ein.
Sie werden jeweils in Dreiergruppen nach Staffeln sortiert gegeneinander antreten, wobei jeweils die Ex-Camper wieder zusammengebracht werden, die auch gemeinsam im Dschungel waren. Die Aufteilung erfolgt also nach den bisherigen Staffeln. In dementsprechend neun Vorrunden wird aus jeder Season ein C-Promi ausgesiebt, der dann ins große Finale einzieht, in dem dann der Sieger ermittelt wird. Ihm winkt ein Ticket zurück in den Dschungel, er darf im Januar wieder ins reguläre Camp zurückkehren.
Einen ersten Einblick in die Aufgaben hat RTL bereits gewährt: So werden beispielsweise Werner Böhm, Dustin Semmelrogge und Costa Cordalis (Staffel 1) in einem ehemaligen Abhörbunker des Kalten Krieges gesperrt, wo sie eine grauenvolle Nacht verbringen müssen. Einer von ihnen spielt dabei ein falsches Spiel. Barbara Engel, Eike Immel und Julia Biedermann (Staffel 3) werden dagegen auf einer einsamen Insel ausgesetzt, während Christina „Mausi“ Lugner, Ingrid van Bergen und Peter Bond (Staffel 4) aus einem Gefängnis ausbrechen müssen.
Das mag für manchen Zuschauer zwar ganz nett klingen, doch es klingt eben auch nach jeder x-beliebigen Spiel-Show und nicht nach „Dschungelcamp“ – und von denen gibt es genug im Fernsehen. Schon mehrfach hat sich gezeigt, dass es eben nicht ausreicht, irgendwelche C-Promis Aufgaben lösen zu lassen, es braucht mehr, damit eine Show funktioniert.
Ob es im Fall von RTL reichen wird, einfach das „Dschungelcamp“-Label aufzukleben, wird sich zeigen müssen. Das Sommer-Camp hat durch seinen Namen auf jeden Fall Potenzial, doch inhaltlich lauern einige Schwächen, die das Experiment auch zum großen Flopp machen könnten. Wo „Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein!“ letztlich landen wird, wird sich ab heute Abend zeigen – wobei die ersten verlässlichen Zahlen wohl erst Anfang nächster Woche zu erwarten sind. Denn Einschalten werden schon aus Neugier heute viele, die große Frage ist aber, wie viele auch dabei bleiben werden. [fm]
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