Spektakuläre Mission: Erste Sonde zur Sonnenatmosphäre gestartet

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Bild: © jim - Fotolia.com
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Weltweit erstmal soll ein menschengemachtes Objekt die äußere Hülle der Sonnenatmosphäre durchfliegen. Mit einem Tag Verspätung ist die Sonde am Sonntag gestartet. Warum sie nicht schmilzt, erklärt die Nasa ganz einfach.

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat eine Sonde gestartet, die erstmals die extrem heiße Sonnenatmosphäre durchfliegen soll. Die „Parker Solar Probe“ hob am Sonntag an Bord einer „Delta IV Heavy“-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ab, wie die Nasa mitteilte. Der zunächst für Samstag geplante Start war nach Nasa-Angaben gestoppt worden, weil während der letzten Minuten des Countdowns eine Unregelmäßigkeit beobachtet worden sei.

„Parker Solar Probe“ soll die Sonne in großen elliptischen Bahnen umkreisen und dabei die äußere Schicht der Sonnenatmosphäre, die Korona, durchqueren. An ihrem geringsten Abstand werde sie eine Geschwindigkeit von 700 000 Kilometer pro Stunde erreichen. Damit würde sie von Hamburg nach Berlin gut eine Sekunde benötigen.
 
Geschützt von einem fast zwölf Zentimeter dicken Karbonpanzer werde die „Parker Solar Probe“ mehr Hitze und Strahlung aushalten müssen, als je ein Flugkörper zuvor, berichtete die Nasa. Die Sonde sei 700 Kilogramm schwer und etwa so groß wie ein Kleinwagen. Sie soll sich dem Stern unseres Planetensystems bis auf rund 6,2 Millionen Kilometer nähern und dabei über 1370 Grad Celsius aushalten.
 
Die Sonde wird laut Nasa durch eine Region in der Sonnenatmosphäre fliegen, die eine Temperatur von vielen Hunderttausend Grad hat. Warum schmilzt sie dennoch nicht? Neben dem Hitzeschild und anderer technischer Raffinessen liege das vor allem an der dünnen Sonnenatmosphäre, erläutert die Nasa: Die Temperatur ist ein Maß dafür, wie schnell sich Teilchen bewegten, die Hitze aber für die Energie, die diese zusammen übertragen. Da es im All sehr wenige Teilchen gibt, können sehr hohe Temperaturen herrschen, ohne ein Objekt sonderlich zu erhitzen.
 
Stecke man eine Hand in kochendes Wasser, so halte man das viel kürzer aus, als mit einer Hand in einem 100 Grad heißen Ofen, erläuterte die Nasa mit dem Verweis, dies bitte nicht daheim auszuprobieren. Die Sonnenkorona enthalte so wenige Teilchen, dass die Hitze, die die Sonde auszuhalten haben, vor allem von den intensiven Lichtstrahlen der Sonne stamme.
 
Die Nasa-Forscher versprechen sich von der bis 2025 angesetzten Mission Erkenntnisse darüber, warum die Korona um ein Vielfaches heißer ist als die Oberfläche der Sonne und somit auch über die Funktionsweise von Sternen. Die Daten könnten zudem künftige Wettervorhersagen genauer machen. Da die Sonne die Quelle von Licht und Wärme für das Leben auf der Erde ist, erhoffen sich die Forscher auch neues Wissen über die Evolution. Das Projekt soll zudem Auskünfte über die schnellen Solarwinde geben, die Satelliten empfindlich stören können.
 
Mit der „Parker Solar Probe“ benannte die Nasa erstmals eine Sonde nach einem lebenden Wissenschaftler, dem Astrophysiker Eugene Parker (91), einem emeritierten Forscher der University of Chicago. Er habe schon als junger Mann in den 1950er Jahren die Existenz von Sonnenwinden vorhergesagt.
 
Die Nasa-Sonde ist nicht die erste, die die Sonne aus der Nähe untersuchen wird. Bereits in den 1970er Jahren starteten die deutsch-amerikanischen Sonden Helios 1 und Helios 2, die jedoch mit rund 45 Millionen Kilometern einen gebührenden Abstand zum Hitzeball hielten. Sie befanden sich damit innerhalb der Umlaufbahn des sonnennächsten Planeten Merkur. Zum Vergleich: Die Sonne ist im Schnitt 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
 
Auf die Sonnen-Expedition der Nasa soll 2020 eine europäische folgen: Dann ist der Start des „Solar Orbiter“ der europäischen Raumfahrtagentur Esa geplant. Die Missionen wurden unabhängig voneinander entwickelt. [Christina Horsten und Simone Humml]

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