Steven Spielberg: Erfolgsregisseur „außer Kontrolle“ [Portrait]

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Steven Spielberg hat mit seinen Filmen wie „E.T.“, „Indiana Jones“ oder „A.I.“ mehr Menschen zum Staunen und zum Weinen gebracht als jeder andere Hollywood-Regisseur. Schon als Teenager drehte er seinen ersten Kurzfilm, mit 65 Jahren gibt er keine Ruhe.

Steven Spielberg kann an seinem Geburtstag gleich auf zwei neue Filme anstoßen. Am 18. Dezember wird der dreifache Oscar-Preisträger 65 Jahre alt, drei Tage später läuft seine 3D-Comic-Verfilmung „Tim und Struppi“ in den US-Kinos an. Zu Weihnachten beschert er seinen Fans dann das Drama „Gefährten“. Der Film über die Freundschaft zwischen einem jungen Mann und seinem Pferd in der Zeit des Ersten Weltkriegs kommt Mitte Februar auch in die deutschen Kinos.
 
Danach geht es für Hollywoods angegrautes Multitalent nonstop weiter. Für den Historienfilm „Lincoln“ holt er Daniel Day-Lewis als US-Präsidenten vor die Kamera. 2012 will er auch noch das futuristische Epos „Robopocalypse“ über einen Aufstand von Robotern drehen. Wenn George Lucas ruft, würde er sofort einen fünften „Indiana Jones“-Streifen inszenieren, verkündete Spielberg kürzlich. Und als Produzent will er im geplanten „Jurassic Park 4“ noch einmal Dinosaurier zum Leben erwecken.
 
Doch er sehe sich nicht als Workaholic, sagte Spielberg im Oktober vor dem „Tim und Struppi“-Start in Paris der Nachrichtenagentur dpa. „Nein. Ich bin eher ein Filmemacher außer Kontrolle“, sinnierte der Regisseur. „Ich liebe es einfach, Seemannsgarn zu spinnen. Egal ob ernste historische Stoffe oder große Unterhaltungsstreifen wie jetzt ‚Tim und Struppi‘. Seit ich 12 Jahre alt war, habe ich Filme gedreht, damals noch auf 8-mm“.

Der im US-Staat Ohio geborene Kino-begeisterte Sohn einer jüdischen Familie ließ sich auch nach zwei Absagen an kalifornischen Filmhochschulen nicht von seinen Hollywood-Ambitionen abbringen. Als Regieassistent bei TV-Serien fand er den Einstieg und drehte 1974 seinen ersten Spielfilm, „The Sugarland Express“, ein Roadmovie mit Goldie Hawn. Gerade 28 Jahre alt schreckte er mit dem Horror-Streifen „Der weiße Hai“ Hollywood und Zuschauer auf, ließ die Kinokassen klingeln und läutete damit die Ära der „Blockbuster“-Filme ein.
 
Mit dem Science-Fiction-Thriller „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und der Abenteuer-Saga „Indiana Jones“ setzte Spielberg seinen Siegeszug fort. Sein Außerirdischer „E.T.“ (1982) war der bis dahin kommerziell erfolgreichste Film überhaupt und wurde erst von Spielbergs Dinosaurier-Spektakel „Jurassic Park“ und später von der „Titanic“ überholt. Spielberg brachte Milliarden in die Kinokassen, wurde aber als „ewiges Kind“ Hollywoods nie ganz ernst genommen. Das änderte sich erst mit dem Drama „Die Farbe Lila“ („The Colour Purple“) über das Schicksal einer schwarzen Frau in den US-Südstaaten, das mit elf Oscar-Nominierungen bedacht wurde.
 
Die große Wende kam mit dem Holocaust-Drama „Schindlers Liste“. „Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich war, bevor ich nach Polen ging“, sagte Spielberg, als er 1994 den Golden Globe und dann zwei Oscars – für Regie und Produktion – erhielt. „Dieser Film hat mein Leben verändert“. Der Regisseur hatte sich jahrelang mit dem Stoff befasst und Nachforschungen über eigene Verwandte betrieben, die in Konzentrationslagern umgekommen waren. Danach gründete er die „Shoah-Stiftung“ zur Erforschung und Dokumentation der Juden- Vernichtung.

Seinen zweiten Regie-Oscar nahm er 1999 für „Der Soldat James Ryan“entgegen, den die „New York Times“ zum „besten Kriegsfilm unserer Zeit“ernannte. Mit „Amistad“ verfilmte Spielberg eine Sklaven-Revolte aufeinem Segelschiff, mit „Minority Report“ und „Krieg der Welten“ wagte ersich in die Zukunft, mit „Terminal“ und „Catch Me If You Can“ probierteer Slapstick und Comedy, mit dem Thriller „München“ setzte er einpolitisch-brisantes Drama spannend um.
 
Als wäre die Arbeit als Kino-Regisseur nicht schon genug: Spielbergist Mitbegründer des Hollywood-Studios DreamWorks. Er hat sich auch demFernsehen verschrieben und zahlreiche Mini-Serien gedreht, darunter dieKriegsreihen „Band of Brothers – Wir waren wie Brüder“ und „ThePacific“. Im November lief auf ProSieben seineScience-Fiction-Produktion „Falling Skies“ an. Als Produzent stand erhinter Kassenschlagern wie „Poltergeist“, „Zurück in die Zukunft“ und“Men in Black“. Für Clint Eastwood produzierte er dessen Kriegsfilm“Flag of Our Fathers“, für die Coen-Brüder den Western „True Grit“, fürJ.J Abrams zuletzt den Sci-Fi-Streifen „Super 8“.
 
Nebenbei steckt er Orden und Preise ein. 2008 erhielt SpielbergFrankreichs „Orden der Ehrenlegion“, ein Jahr darauf den Golden Globefür sein Lebenswerk. Kollege Martin Scorsese überreichte dem Meister desklassischen Erzählkinos mit lobenden Worten die Globe-Trophäe.Bescheiden gab Spielberg den Dank sofort zurück. „Da steht meineInspiration“, sagte er über Scorsese.
 
Seit zwanzig Jahren ist der siebenfache Vater in zweiter Ehe mit derSchauspielerin Kate Capshaw verheiratet. 1984 hatte er ihr die weiblicheHauptrolle in „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ gegeben. Von derFamilie lässt sich der Filmemacher gerne bremsen. „Die hat bei miroberste Priorität. Wenn meine Familie mich braucht, kriegen sie von mirso viel Zeit wie sie wollen. Dann müssen die Filme warten“, versicherteSpielberg. Glücklicherweise kehrt er immer wieder schnell zu seinerzweiten Liebe zurück. „Ich wüsste gar nicht, wie ich ohne dasFilmemachen existieren sollte“.PORTRAITS im Überblick
[Barbara Munker]

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