Streit unter Österreichs Privatsendern – ATV verlässt Verband

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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In Österreichs Senderlandschaft kommt es zur Spaltung. Der Sender ATV verlässt den Privatsenderverband VÖP. Dieser würde nur noch einseitig die Interessen der in Deutschland ansässigen Mediengruppe ProSiebenSat.1 vertreten und nicht mehr jene der österreichischen Sender.

Zwischen den privaten Fernsehveranstaltern in Österreich kommt es nach langem Streit nun offenbar zum vollständigen Bruch. ATV, der älteste Privatsender des Landes, kündigte am Montag an, den Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) zu verlassen. Als Grund nannte der Sender, dass der VÖP die Interessen der österreichischen Privatsender schon seit längerem nicht mehr in der angedachten Art und Weise vertreten würde.

Der eigentliche Streit findet dabei zwischen ATV und der Sendergruppe ProSiebenSat.1 statt. Diese ist in Österreich offiziell mit dem einheimischen Sender Puls 4 vertreten, bietet aber auch die deutschen Programme Sat.1, ProSieben, Kabel Eins, Sixx, Sat.1 Gold und ProSieben Maxx als österreichische Versionen an und ist somit der dominierende Marktteilnehmer unter den Privatsendern. Bereits seit längerem kritisiert ATV den großen Einfluss, den ProSiebenSat.1 innerhalb des VÖP ausübt. So würde der Verband zunehmend nur einseitig die Interessen der in Deutschland beheimateten Sendergruppe wahrnehmen und die Wünsche anderer österreichischer Programmveranstalter ignorieren.
 
Entladen hat sich der Streit nun an der Forderung nach einer plattformunabhängigen Must-Carry-Regelung für Österreichs Privatsender, die vor allem von ATV forciert wurde. Das Ziel war es, sicherzustellen, dass die österreichischen Privatsender vor allem in den Kabelnetzen nicht von den deutschen Privatsendern verdrängt werden. Eine Forderung, an der ProSiebenSat.1 naturgemäß wenig Interesse gezeigt hatte. So war ATV nach eigenen Angaben gezwungen gewesen, mit seiner Forderung selbst gegenüber der Politik vorstellig zu werden. Dies wäre jedoch laut Sender eigentlich die Aufgabe des Verbandes gewesen.
 
Die einseitige Parteinahme des VÖP für die Mediengruppe ProSiebenSat.1 würde sich laut ATV jedoch auch in der Personalpolitik des Verbands zeigen. Auf die festgestellten Missstände habe man bereits mehrfach hingewiesen, ohne dass es jedoch zu Konsequenzen gekommen sei.
 
„Diskriminierendes beharrliches Verhalten eines Vereins, seiner Organwalter oder Vereinsvorstände, die es einem Mitglied unzumutbar machen, dem Verein länger anzugehören, stellen einen wichtigen Austrittsgrund dar“, so die beinahe schon vernichtende Kritik von ATV am VÖP. Der Sender möchte sich künftig außerhalb des Verbandes für ein starkes österreichisches Privatfernsehen einsetzen. Tatsächlich dürfte es jedoch für die Privatsender in der Aplenrepublik nun schwieriger werden, ihre Interessen beispielsweise gegenüber der Politik und gegenüber den öffentlich-rechtlichen Sendern zu vertreten. Die österreichische TV-Landschaft droht also, sich von einem dualen- zu einem Dreieckssystem zu entwickeln. [ps]

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5 Kommentare im Forum

  1. AW: Streit unter Österreichs Privatsendern - ATV verlässt Verband ATV verlässt Verband Österreichischer Privatsender | ATV Privat TV GmbH & Co KG, | APA-OTS
  2. AW: Streit unter Österreichs Privatsendern - ATV verlässt Verband Gut so. Habe mich die ganze Zeit gewundert wieso man alles aus Deutschland importiert und nicht selbstbewußt was mal auf deutsch selbst produziert.
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