Stuttgarter „Tatort“-Ermittler zwischen Gut und Böse

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Das „Tatort“-Team aus Stuttgart wagt in seinem neuesten Fall ein Spiel auf Zeit, denn Lannert und Bootz haben nur wenige Stunden Zeit, um einen Anschlag zu verhindern. Dabei geraten die Ermittler in eine moralische Zwickmühle zwischen Gut und Böse: Wie weit kann man einem Verbrecher trauen?

Darf man einem Verbrecher vertrauen? Die „Tatort“-Ermittler in Stuttgart sind da uneins: Während Thorsten Lannert (Richy Müller) den Kriminellen Victor de Man noch gut aus seiner Zeit als verdeckter Ermittler kennt und ihm im Gegenzug für Insidertipps Hafterleichterungen zugestehen will, ist Kommissar Sebastian Bootz (Felix Klare) auf der Hut. Doch dieses Mal müssen die beiden den möglichen Coup einer Bande, die mit Narkosegas und Sprengsätzen hantiert, innerhalb weniger Stunden verhindern. Viel Zeit für gründliche Überlegungen und Diskussionen bleibt da nicht. Das Erste zeigt „Spiel auf Zeit“ an diesem Sonntag (20.15 Uhr).
 
Autor Holger Karsten Schmidt hat nach den ersten drei „Tatorten“ mit dem Duo Lannert/Bootz nun wieder das Drehbuch geschrieben. Dabei wechselt er von Action zu philosophisch anmutenden Gesprächen. Von einem explosiven Überfall auf einen Gefangentransport zu Bootz‘ Ehe-Aus, von einer Verfolgungsjagd über die Dächer der Stadt zu Deals mit Gefängnisinsassen und dem geplanten Anschlag.
 
Mitunter scheint das in der idyllischen Kulisse der Stuttgarter Weinberge etwas übertrieben. Wenn Bootz neunmalklug über die Logik von Verbrechern doziert, kann das schon mal anstrengend wirken. Auch dass die tickende Uhr dem Titel zufolge bei den Ermittlungen Druck macht, muss Staatsanwältin Emilia Álvarez (Carolina Vera) dem Zuschauer zwischendurch noch mal sagen. Insgesamt aber gelingt Regisseur Roland Suso Richter die Inszenierung.

Immer wieder taucht dabei die Frage auf, wie weit das Gute dem Bösen trauen darf. Wenn Kommissar Lannert beteuert, für den Häftling de Man, mit dem er per Du ist, seine Hand ins Feuer zu legen – und Bootz später feststellt: „Ich denke, der Fehler war, dass du ihm vertraut hast“. Oder wenn der wieder eingesammelte Straftäter dem Polizisten erst das Leben rettet und ihm bei der Rückkehr ins Gefängnis als Abschied mit auf den Weg gibt: „Ich hab‘ was gut bei dir.“ Allgemeingültig gelöst wird die moralische Zwickmühle nicht.
 
Der Südwestrundfunk (SWR) nimmt den Fall als Anlass für eine neue Ausgabe des Online-Spiels „Tatort+“. Schon seit der Vorabschau beim SWR-Sommerfestival auf dem Stuttgarter Schlossplatz am Samstag können Hobby-Ermittler bis Sonntagabend ihr Können unter Beweis stellen. Bis Mitte der Woche hatten nach Senderangaben schon mehr als 11 000 Menschen im Internet versucht, ein Verbrechen aufzuklären. Nach der Ausstrahlung in der ARD beginnt dann ein neuer Erzählstrang.
 
Der Film ist aber auch alleine zu verstehen. „Wer nur Fernsehen gucken will, muss auch zufrieden sein“, sagt eine SWR-Sprecherin. Beim Ludwigshafener „Tatort: Der Wald steht schwarz und schweiget“ im vergangenen Jahr hatten mehr als 100 000 Menschen mitgespielt, rund 20 000 von ihnen erfolgreich. „Wir sind damals dauernd gefragt worden, wann wir das das nächste Mal machen“, sagt die Sprecherin.
 
Die „Tatort“-Folge müsse aber passen, wichtig seien geeignete Anknüpfungspunkte für das Internet-Spiel. Vielleicht hilft der Rummel dann auch der Popularität des Stuttgarter „Tatorts“ um Lannert und Bootz, der – gemessen etwa an der Zuschauerzahl – meist deutlich hinter der Konkurrenz aus Hamburg, Münster oder Hannover liegt.

[Marco Krefting/fm]

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2 Kommentare im Forum

  1. AW: Stuttgarter "Tatort"-Ermittler zwischen Gut und Böse Richtig guter Tatort, sehr spannend und überaschenden Wendungen. Stuttgart ist wirklich ein Highligt unter den Tatorten.
  2. AW: Stuttgarter "Tatort"-Ermittler zwischen Gut und Böse Ja, sehr unterhaltsam, wenn auch völlig unglaubwürdig. Eine Mischung aus Heat und Mignight Run. Trotzdem gut.
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