Sullivan: „Pay-TV kann auch in Deutschland funktionieren“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Sky-Vorstandschef Brian Sullivan hat als junger Mann viel Schweiß im Kostüm des Maskottchens seines lokalen Baseball-Teams vergossen. Seine Aufgabe bei der deutschen Bezahlplattform empfindet er als vergleichsweise einfach, wie er der „Financial Times“ (Dienstag) anvertraute.

Schon damals sei es seine Aufgabe gewesen, den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, zog er im Gespräch mit dem Blatt Parallelen zu seiner heutigen Aufgabe als Cheflenker der führenden deutschen Bezahlplattform. Bei Sky wird die Aufgabe durch das träge Neukundengeschäft allerdings deutlich erschwert. Das Ziel, die Abonnentenbasis bis zum Jahresende von 2,5 auf bis zu drei Millionen auszubauen, scheint gefährdet.
 
Sullivan deutete gegenüber der Wirtschaftszeitung die Fehler seiner Vorgänger zugleich als Chance um. Im vergangenen Jahrzehnt hätten bis zu sechs Millionen Deutsche ein Pay-TV-Abonnement abgeschlossen, die heute nicht mehr zu den Kunden von Sky zählten. Schuld sei ein schlechter Service gewesen. Die Mängel habe man inzwischen abgestellt, so dass sich nun die Frage stelle, ob die geschassten Kunden von damals bereit seien, dem Angebot eine zweite Chance zu geben.

Das Unternehmen habe so oft trügerische Aufbruchstimmung verbreitet, dass er verstehen könne, warum Investoren bei entsprechenden Ankündigungen der Gedanke „Ah, ist es mal wieder so weit“ durch den Kopf schieße, zeigte sich Sullivan selbstkritisch. Auch die Umfirmierung von Premiere in Sky und die Einstellung von Arena Sat habe nicht den erhofften Kundenzustrom beschert.

Trotzdem sieht Sullivan Licht am Ende des Tunnels und verwies gegenüber der „FT“ auf zuletzt deutlich gesunkene Kündigungsraten. Der Wert sei noch nicht am Optimum, aber die Menschen würden Sky zunehmend als attraktives Fernseh-Zuhause begreifen. Der nächste Schritt sei jetzt, jene Zuschauer für das Angebot zu begeistern, die es noch nicht abonniert haben. Hoffnungen setzt Sullivan hier nach eigener Aussage vor allem in hochauflösende Festplatten-Rekorder als Hype-taugliches Thema.Teure Autos und Küchen – warum nicht auch ein Sky-Abonnement?

Dass das Geschäft mit Bezahlfernsehen in Deutschland generell schwierig ist, mag der Sky-Manager hingegen nicht eingestehen: „Es wird viel über Hürden für Pay-TV in Deutschland geredet. Ich halte nach diesen Hürden Ausschau, aber ich kann sie nicht sehen.“ Auf das Problem mit der großen Vielfalt frei empfangbarer Sender angesprochen, sagte Sullivan, das Free-TV-Angebot in Deutschland sei zwar groß, aber auch in Großbritannien habe sich BSkyB gegen mehr als 100 frei empfangbare Kanäle durchsetzen können.

Beständigkeit als deutsche Tugend könnte Sky hingegen eher in die Hände spielen, äußerte  Sullivan gegenüber dem Blatt. Zwar wären die Zuschauer in Deutschland weniger impulsiv als in anderen europäischen Märkten, was es schwerer mache, sie als Kunden zu gewinnen. Habe man sie aber erst einmal unter Vertrag, würden sie auch bleiben, behauptete der Manager.

Gegen eine Billig-Mentalität verwahrte er sich. Es sei nicht richtig, dass die Deutschen allein über den Preis eine Kaufentscheidung träfen. „Sehen Sie sich die Autos und Küchen der Menschen an“, so Sullivan. „Sie haben kein Problem damit, in Qualität zu investieren, wenn sie glauben, dass es die Investition Wert ist“. Auch Sky wolle er diesbezüglich als kleinen Luxus, den man sich gerne leiste, in die Köpfe der Menschen bringen.

Sullivan zeigte sich optimistisch, Sky unter seiner Regie zur Erfolgsgeschichte zu entwickeln. Es gebe keinen Grund, warum sich das Geschäftsmodell langfristig nicht genauso erfolgreich entwickeln sollte wie in anderen Märkten der Welt. Das Vertrauen der Anleger hat der Vorstandschef bereits in Ansätzen zurückerobern. Nach einem Gastspiel unterhalb der Ein-Euro-Marke erholte die Sky-Aktie in dieser Woche deutlich (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Am Montagabend verabschiedete sich das Papier mit einem satten Plus von 9,68 Prozent bei einem Stand von 1,28 Euro vom Parkett. [ar]

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101 Kommentare im Forum

  1. AW: Sullivan: "Pay-TV kann auch in Deutschland funktionieren" Hürden, die man nicht sieht, muss man ja auch nicht überwinden. Und warum hat sky jetzt die ganzen Billig-Abos (Supersportpaket) rausgeschmissen, wenn man nix von Billig-Mentalität wissen will? Naja, mal gucken...
  2. AW: Sullivan: "Pay-TV kann auch in Deutschland funktionieren" Soso. Man hat also den schlechten Service verbessert? Das liest sich aber in den entsprechenden Threads nicht ganz so optimistisch. Da scheint immer noch das totale Chaos zu herrschen was Vertragsumstellungen und Abbuchungen betrifft.
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