TP Vision exklusiv Teil 1: Die Erben von Philips

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Bild: © lassedesignen - Fotolia.com
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Wer heute einen Fernseher mit dem Philips-Label kauft, erwirbt nicht etwa einen Fernseher aus den Niederlanden, sondern ein globales Produkt. Doch was verbirgt sich wirklich hinter dem Philips-TV-Label?

Die aktuellen Entwicklungen bei Philips zeigen deutlich, wie sehr sich die Zeiten gewandelt haben. Hinter den Unterhaltungselektronikprodukten mit dem Philips-Label steckt immer weniger das niederländische Traditionsunternehmen, sondern ausländische Investoren, die die von Philips abgestoßenen Produktzweige weiter vermarkten. Im Bereich der TV-Herstellung ist dies der chinesische Fertigungsriese TPV, der unter dem neu gegründeten Label TP Vision nach und nach sämtliche Anteile des TV-Geschäfts übernimmt und zugleich die Markenrechte für das Philips-Label innehält.
 
Ob nun die neue Marke TP Vision oder doch eher das bekannte Philips-Label in den Vordergrund rücken soll, das scheint intern nicht immer eindeutig geregelt: Während auf den Fernsehern weiterhin das Philips-Logo leuchtet, schiebt TP Vision zunehmend selbstbewusst das eigene Label in den Vordergrund. Selbst auf Googles Pressekonferenz zum Thema Android vor einigen Wochen prangte nicht etwa „Philips“ neben „Sharp“ und „Sony“, sondern „TP Vision“.
 
Was viele überraschen dürfte: Bei unserem Besuch im neuen Entwicklungszentrum in Belgien trafen wir auf viele bekannte Gesichter, die die Entwicklung und Kundenbetreuung bereits zu Philips-TV-Zeiten leiteten. Keine Spur von der oft als bedrohlich dargestellten Gefahr eines Großinvestors aus Fernost, stattdessen unterhielten wir uns, wie bereits vor der TPV-Übernahme, im charmanten Englisch-Deutsch-Niederländisch.

Während zu Philips-Zeiten absehbar war, dass das TV-Geschäft zukünftig nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses stehen würde, heißt es bei TP Vision umgekehrt: Es dreht sich alles nur und ausschließlich um Fernseher. Aus der veränderten Struktur machen die Mitarbeiter keinen Hehl, sondern gehen offen mit der neuen Situation um: TPV fordert seine Mitarbeiter, doch sagen selbst die Alteingesessenen, dass man in der heutigen Zeit keinen Gang mehr zurückschalten kann. Andernfalls teilt man das Schicksal vieler ehemaliger TV-Produzenten, von denen heute tatsächlich nur noch das Logo überlebt hat.
 
Bei TP Vision soll es nie soweit kommen: Sämtliche Entwicklungsarbeit geht nach wie vor von den europäischen Technikern aus, die bereits Philips-TV-Innovationen wie die 100-Hertz-Technik (1988), die Zwischenbildberechnung (1995), das Markenzeichen Ambilight (2002), die Kinofilmfernseher Cinema 21:9 (2009) und die aktuelle UHD-TV-Bildverarbeitung ins Leben gerufen haben. Das neue Entwicklungszentrum steht nun aber nicht länger in Brügge, sondern im knapp 50 Kilometer entfernten Gent. Ein Grund hierfür ist die günstige Anbindung an die dortigen Universitäten. Die TP-Vision-Entwicklung ist Teil einer umfassenden Forschungs- und Entwicklungshochburg, die sich sowohl mit IT- als auch Fertigungstechnologien beschäftigt.

TP Visions Ziel: Die Art und Weise wie Fernseher gebaut, vermarktet und entsorgt werden, soll höchsten Qualitätsstandards entsprechen und dazu gehört eben auch, wertvolle Materialen von Altgeräten zurückgewinnen zu können. Der Standort Gent bietet zudem den Vorteil, dass die imposante TV-Empfangstechnik auf dem TP-Vision-Gebäude alle relevanten Sat-TV-Signale abgreifen kann, die in den hiesigen Breitengraden vorliegen, was die Abstimmung der Tunertechnik merklich beschleunigt und vereinfacht.
 
Die Software der Fernseher wird dagegen in Bengaluru (Indien) programmiert, während die finale Produktion der Fernseher in China und Taiwan erfolgt. Lange Dienstreisen für einige europäische TP-Vision-Mitarbeiter sind damit wöchentlich vorprogrammiert, denn die gesamte Kette steht und fällt mit der Qualitätssicherung und hierbei lassen sich die Europäer nur ungern reinreden.
 
Die Aufgabenteilung ist damit klar: Für Ideen und Qualitätssicherung setzt man auf das Know-How aus Europa, für die Programmierung und Herstellung auf die Wirtschaftshochburgen Indien und China. Ein Fernseher von TP Vision ist deshalb weder ein europäisches Philips-, noch ein chinesisches TPV-Produkt, es ist die Summe der Zusammenarbeit aller Akteure rund um den Globus, was letztendlich die Stärke der neuen Marke TP Vision ausmacht.
 
Dass dieser gesamte Prozess der Transformation Zeit benötigt, versteht sich von selbst. Umso bemerkenswerter erscheint die Geschwindigkeit der Weiterentwicklung: TP Vision will in den nächsten Monaten und Jahren aufsehenerregende TV-Technologien auf den Markt bringen und wir durften Prototypen bereits begutachten.
 
Lesen Sie im nächsten Teil unserer XXL-Reportage alles über die Weiterentwicklungen im Bereich der Bildqualität.
[ct]

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  • Technik_Video_Artikelbild: Technik_Video_Artikelbild.jpg: © lassedesignen - Fotolia.com

7 Kommentare im Forum

  1. AW: TP Vision exklusiv Teil 1: Die Erben von Philips Ach, das waren noch Zeiten, Ambilight, 21:9... viel Technik zu einem guten Preis... War schön mit Dir
  2. Zitat: "Die Software der Fernseher wird dagegen in Bengaluru (Indien) programmiert" Und da wundert man sich noch, das der Konsumet bei TPV nurnoch Bananensoftwaretester ist ? scheinbar nicht XD oder das Ticketsystem funktioniert dort einfach anderes wenn es um "grobe" Bugs geht *lol*
  3. AW: TP Vision exklusiv Teil 1: Die Erben von Philips Dass die "finale Produktion" in China und Taiwan stattfindet, kann ich mir nicht vorstellen. Fernseher werden alle in Osteuropa zusammengebaut, um irgendwelche Zölle für Einfuhren aus China zu umgehen. Warum kommen sonst alle TVs aus Osteuropa
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