TV-Quiz als „Vehikel für die gute Quote“

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Bild: Destina - Fotolia.com
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„Wer wird Millionär?“ wird in diesem Jahr schon 15 Jahre alt und erfreut sich anhaltend guter Quoten – und die deutschen TV-Zuschauer haben weiterhin Lust auf die Quizshow. Gebildeter werden Sie dadurch aber nicht, meint Elke Völmicke, Vorsitzende des Förderungszentrums Bildung und Begabung.

Günther Jauchs Quiz „Wer wird Millionär?“ hat die Welt nicht verändert, aber bei den Zuschauern die ein oder andere Wissenslücke geschlossen. Einen nachhaltigen Bildungsschub hat es der Bevölkerung allerdings nicht beschert, sagte Elke Völmicke, Vorsitzende des bundesweiten Talentförderzentrums Bildung & Begabung in Bonn, zum 15. Geburtstag der Show im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Quiz diene als „Vehikel für Zuschauerquoten“.

Frau Völmicke, 15 Jahre läuft freitags und montags bei RTL schon „Wer wird Millionär?“. Sind die Deutschen nun gebildeter?
 

Elke Völmicke: Es gibt keine Belege dafür, dass solche Sendungen schlauer machen. Bildung dient hier letztlich als Vehikel für Zuschauerquoten. Es geht nur um die richtige Antwort wie a, b, c oder d, nicht aber um Zusammenhänge. Was ich aber spannend finde, ist, dass so eine Sendung um Wissen sich so lange hält und der Zuspruch hoch bleibt. Sie greift die Lust auf, die Bereitschaft, sich Wissen anzueignen und dafür auch ein gewisses Risiko einzugehen. Das Spiel mit dem Wissen hat einen Unterhaltungswert. Wenn ich etwas weiß, verschafft es mir Anerkennung.
 
Besteht nicht die Gefahr, dass das Fernsehen die Sieger in den Himmel hebt und die Verlierer, die mit null Euro nach Hause gehen, als Verlierer abstempelt?
 
Völmicke: Das sehe ich nicht so. Im Gegenteil. Über den Verlierer kann man ja auch sagen: Der hat sich etwas getraut. Es gibt kein schwarz-weiß, es gibt keine reinen Versager oder Gewinner. Selten hat jemand etwas im ersten Anlauf erreicht. Man muss auch den Mut haben, etwas auszuprobieren.
 
ZDF-Intendant Thomas Bellut benutzte den Begriff des sozialen Abwärtsvergleichs im Zusammenhang mit den Reality-Soaps im Privat-TV. Gehört das Phänomen, sich selbst von Menschen abzugrenzen, die durchs Nichtwissen scheitern, auch zu diesem Phänomen?
 
Völmicke: Ich hoffe nicht, dass es das Ziel, die Methode oder die Agenda der Show ist. Das konstruktive Miteinanderraten ist nachhaltiger, als hinterher festzustellen: Guck mal, der ist nicht weitergekommen!
 
Insgesamt muss man sagen: Bildung ist spannend und cool, das versucht auch unser bundesweites Talentförderzentrum Bildung & Begabung zu vermitteln. Wir wollen junge Leute in die Lage versetzen, selbstbestimmt zu entscheiden, was sie aus sich machen wollen. Ob sie nun Millionär werden wollen oder eben nicht. [Interview: Carsten Rave/chp]

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: TV-Quiz als "Vehikel für die gute Quote" Deswegen läuft es auch bei RTL. Da braucht der Sender keine Intelligenzbestien als Zuschauer.
  2. AW: TV-Quiz als "Vehikel für die gute Quote" Bei solchen "niveauvollen" Beiträgen würde ich behaupten, Du würdest bei der dritten Frage ausscheiden!
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