[TV-Tipp] Viereinhalb-Stunden-Krimi „Dreileben“ im Ersten

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Seltenes Experiment im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: Wer am heutigen Montag um 20.15 Uhr die ARD einschaltet, bekommt unter dem Titel „Dreileben“ volle viereinhalb Stunden lang, nur einmal von 15 Minuten „Tagesthemen“ unterbrochen, Film-Hochkultur vom Feinsten.

Der Trptychon bietet Filme von gleich drei Regisseuren, Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler – alle drei aus der Bundesliga deutscher Filmemacher. Die hatten zusammen gesessen und ihr bitteres Los beklagt: Jeder filmt für sich allein. Ihre Filme würden wie vereinzelte Kunstwerke in der Festival-Gegend herumstehen. Und überhaupt sei man schrecklich einsam. Daraus war die Idee entstanden, „nicht nur gemeinsam über Filme zu sprechen, sondern gemeinsam Filme zu machen“, wie Dominik Graf sagt.
 
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und der Bayerische Rundfunk (BR) meldeten Interesse an, auch die ARD-Filmtochter Degeto. Geschäftsführerin Bettina Reitz, kürzlich vom BR zur Degeto gewechselt, sagte: „Wir hatten insgeheim gehofft, die drei würden einen Stoff für drei recht eng ineinander verzahnte Filme entwickeln“. Aber es kam alles etwas anders.

Die drei Herren einigten sich auf einen Schauplatz, den Thüringer Wald. Sie einigten sich auf ein Grundthema: Jagd auf einen entsprungenen Frauenmörder. Und dann wurden drei sehr verschiedene Filme daraus. Film eins von Christian Petzold, „Etwas Besseres als den Tod“, erzählt vom Krankenpfleger Johannes, der zwischen zwei Frauen steht, der kessen Polin Ana und der Arzttochter Sarah: Liebe hier, Karriere dort, Johannes muss sich entscheiden. Und der Mörder lugt nur gelegentlich um die Ecke.
 
Auch in Dominik Grafs „Komm mir nicht nach“ ist er nur kurz und flüchtig zu sehen. Umso ausführlicher geht es um die Beziehung einer herbeizitierten Polizeipsychologin zu einer früheren Freundin, der sie – vielleicht – den Mann weggeschnappt hat. Und daneben, durch einen bösen kleinen Trick, stellt sie den Mörder. Dessen Jagd durch die Wälder wird dann erst im dritten Film, „Eine Minute Dunkel“ von Christoph Hochhäusler, ausführlich gezeigt. Stefan Kurt, einst Dieter Wedels „Schattenmann“, spielt ihn, einen seltsam unbestimmten Typ. Kurt lacht: „Ich habe selbst nicht immer verstanden, was dieser Mann eigentlich ist“.
 
Gerade das war eine reizvolle Herausforderung, allerdings mit handfesten physischen Strapazen verbunden: „Ich hatte mir gedacht: Na prima, da mache ich mir ein paar hübsche sonnige Tage im Thüringer Wald. Aber dann ging es gleich schon mal los mit fünf Wiederholungen der Szene, wo ich mich von einer zehn Meter hohen Brücke abseilen musste…“
 
Das verspricht Spannung. Und spannend ist auch die Frage, wer dann noch, nach über drei Stunden Film, zusieht. Bettina Reitz wahrt ihren Optimismus: „Ich setze auf ein interessiertes Publikum, das für seine Gebühren gern etwas entdeckt, woran man sich reiben kann. Und uns von der ARD wird man kaum noch vorwerfen können, wir würden nie etwas wagen und nichts ausprobieren“.
 
Alle drei Filme sind dann noch an den folgenden Tagen, jeweils um 20.15 Uhr, auf Einsfestival zu sehen. [Paul Barz/ar]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: [TV-Tipp] Viereinhalb-Stunden-Krimi "Dreileben" im Ersten Das war wirklich großes Kino. Gerne mehr davon in Zukunft.
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