„Tatort“: Abgründe bei der Wiener Polizei

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Die Wiener „Tatort“-Kommissare bekommen es in ihrem neuen Fall mit dem Thema Kindesentführung zu tun. Als im Haus des Täters die Leiche einer Polizistin gefunden wird, beginnen Fellner und Eisner zu ermitteln – und dabei führt sie ihre Suche immer tiefer in die Chefetagen der Polizei.

Der Fall Natascha Kampusch hat auch auf Österreichs Fernsehautoren abgefärbt. Der neue Wiener „Tatort“ mit dem Titel „Abgründe“, an diesem Sonntag (20.15 Uhr) in der ARD zu sehen, hat eine Geschichte als Hintergrund, die sich an ihrem Ausgangspunkt eng an den Entführungsfall Natascha Kampusch anlehnt. Die wurde 1998 in Wien als Zehnjährige entführt und konnte sich nach mehr als acht Jahren Gefangenschaft befreien – der Täter beging kurz darauf an einem Bahnübergang Selbstmord.
 
Der „Tatort“ setzt dort ein, wo der echte Fall aufhörte. Das Haus des Horrors wird von der Abrissbirne zerstört, um einen Schlussstrich unter das fünf Jahre dauernde Martyrium der kleinen Melanie Pölzl zu ziehen. Doch bei den Abrissarbeiten machen die Arbeiter einen grausigen Fund. In einem kellerähnlichen Raum finden sie eine verwesende Frauenleiche – ein Fall für den Wiener Oberinspektor Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Major Bibi Fellner (Adele Neuhauser).
 
Der Anruf erwischt das Polizistenduo, mittlerweile mit dem achten gemeinsamen „Tatort“-Krimi betraut, mitten beim Streit um eine Autopanne, an der eine defekte Wasserpumpe schuld ist. Am Fundort wird Eisner kreidebleich, Bibi Fellner muss ihm einen Schnaps verabreichen. Die Tote ist keine Geringere als die Kollegin Franziska Kohl, früher Leiterin der „Soko Melanie“. Sie sei verdurstet, lässt die Polizei in der Öffentlichkeit verbreiten – ein Unglücksfall. Doch die Gerichtsmedizinerin ist sich sicher: Beim Tod von Kohl muss kräftig nachgeholfen worden sein.

Franziska Kohl war „karenziert“, wie die Österreicher sagen, sie war beurlaubt, ihr war der Fall entzogen worden. Merkwürdig nur: Hat sie sich freiwillig in einen Keller begeben, von dem sie wissen musste, dass er innen keine Klinke hatte? Und warum hatte die Ermittlerin kein Mobiltelefon dabei? „Ohne Telefon stinkt die Nummer“, beschwert sich auch Bibi Fellner – Moritz Eisner ist erleichtert, dass seine Kollegin ihn in seiner Auffassung bestärkt, dass Franziska Kohl ermordet worden sein muss. Doch wer steckt dahinter?
 
Die Ermittlungen der beiden ergeben: Der erste Anruf des toten Entführers ging bei der Polizei ein, beim Kollegen Nussbaumer – schon mal sehr kurios. Bei der Entführung selbst sind offenbar zwei Personen beteiligt gewesen und nicht der Kriminelle allein. Ein Jugendlicher aus dem Freundeskreis des Mädchen schweigt beharrlich auf Nachfrage von Eisner und Fellner. Sie bekommen es trotzdem allmählich raus: Ein fast wasserdichtes Netz krimineller Machenschaften zieht sich bis in die Chefetagen der Polizei – „Abgründe“ tun sich auf.
 
Immer wieder gut: Neuhauser und Krassnitzer im Duett – skurril, rau, zuweilen herzlich. Auch die unübersehbaren Annäherungsversuche der jungen Kollegin Stefanie Dvorak (Julia Wiesner), die total auf Eisner abfährt, können der Vertrautheit nichts anhaben. Bibi Fellner hat schließlich auch Verständnis für ihren Partner, als der Ex-Mann der toten Soko-Ermittlerin Kohl Oberinspektor Eisner vorwirft, ihm die Frau weggenommen zu haben. Es kommt richtig dicke für den armen Oberinspektor.

[Carsten Rave/fm]

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9 Kommentare im Forum

  1. AW: "Tatort": Abgründe bei der Wiener Polizei Die Östreicher sind immer etwas komisch und eingenartig werde ich aber trotzdem schauen. frankkl
  2. AW: "Tatort": Abgründe bei der Wiener Polizei Die besten Drehbücher schreibt eh die Realität. Es wurden Elemente aus den Fällen Natascha Kampusch und Fritzl verwendet. Und seit Adele Neuhauser mit dabei ist, ist der Ösi-TATORT besser geworden. Noch was: die ORF-TATORTe werden jetzt auch an den beiden TATORT-Wiederholungsplätzen auf Eins Festival gesendet. Statt bisher der rbb wird der TATORT unserer südlichen Nachbarn von ARD DEGETO ins Gemeinschaftsprogramm Das Erste eingebracht. Find ich gut. Gruß Reinhold
  3. AW: "Tatort": Abgründe bei der Wiener Polizei Ja, bei uns is ein ein bissl ein Schmäh dabei ;-)
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