„Tatort“: Die Highlights 2015 und 2016

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Bild: Destina - Fotolia.com
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„Tatort“-Fans blicken auf ein aufregendes Krimi-Jahr zurück: Mit 40 neuen Folgen bekamen sie so viel neue Filme zu sehen wie nie zuvor. Doch was waren die Höhepunkte des Jahres? Und was erwartet „Tatort“-Fans 2016? Hier eine Übersicht.

Bei der Krimireihe „Tatort“ ist sehr viel los gewesen in diesem Jahr – im Wortsinne: mit 40 neuen Filmen standen so viele Erstausstrahlungen im ARD-Programm wie noch nie. Die Fan-Seite „Tatort-Fundus“ zählte 111 Leichen in den Filmen (weniger als im Rekordjahr 2014, als es 150 Tote in 36 Filmen gab). Fürs kommende Jahr sind bereits einige Höhepunkte abzusehen. Ein Rückblick und Ausblick in 16 Thesen und Themen, bevor das Jahr 2016 losgeht:
 
01. ERFURT-Aus: Das Jahr 2015 begann im „Tatort“-Kosmos mit einem Knall. Am 7. Januar verkündete der MDR, dass sich das junge Erfurter Trio nach zwei Folgen auflöse. Zwei Hauptdarsteller, Friedrich Mücke und Alina Levshin, stiegen aus. Die beiden Krimis („Kalter Engel“, „Der Maulwurf“) waren bei der Kritik durchgefallen. Das MDR-Team Weimar – Nora Tschirner und Christian Ulmen – läuft aber weiter.
 
02. Ulrich TUKUR: Nach dem Grimme-Preis-ausgezeichneten Western-Krimi „Im Schmerz geboren“ (2014) mit Leichenrekord sahen viele auch im Folgekrimi „Wer bin ich?“ (27.12.) – mit Ulrich Tukur als Felix Murot – den zumindest experimentierfreudigsten „Tatort“ des Jahres, andere regten sich auf. Die „Bild“ nannte ihn „Verarsche“. In dem selbstbezüglichen Film-im-Film spielten die Schauspieler angeblich sich selbst, am Ende gab es eine Art philosophische Auflösung. Auch Martin Wuttke wirkte mit, dessen Leipzig-„Tatort“ im April endete. Und genau darüber redete er in dem vielschichtigen Meta-„Tatort“.mme-Preis.

03. Drei NEUE TEAMS 2015: Im März startete in Berlin das RBB-Duo Meret Becker (als Nina Rubin) und Mark Waschke (als Robert Karow). Die Geschichte des rätselhaften und wohl schwulen, zumindest bisexuellen Karow wird bis zum vierten Fall Ende 2016 erzählt. Im April lief erfolgreich der erste Franken-„Tatort“ mit Dagmar Manzel (als Paula Ringelhahn) und Fabian Hinrichs (als Felix Voss) vom BR. Im Mai legten dann in Frankfurt Margarita Broich (als Anna Janneke) und Wolfram Koch (als Paul Brix) los – Gastrollen hatten die beiden neuen Frankfurt-Stars im anderen HR-„Tatort“ bei Tukur Ende Dezember.
 
04. HORIZONTALES ERZÄHLEN: Es scheint im ARD-Sonntagskrimi – auch beim „Polizeiruf 110“ – den Trend zu geben, nicht mehr klassisch in sich geschlossen (vertikal) erzählen zu wollen, sondern über mehrere Folgen hinweg (horizontal). Besonders ausgeprägt ist das bei Berlin, aber auch in Dortmund und Hamburg. Das orientiert sich am Prinzip gefeierter US-Serien, kann aber beim „Tatort“, wo die Fortsetzung Monate auf sich warten lässt, überfordernd bis unpassend wirken.
 
05. QUOTEN-AUF-UND-AB: Die Schweizer Episode „Schutzlos“ hatte am sehr heißen 5. Juli mit wenig mehr als 6 Millionen Zuschauern die schwächste Einschaltquote seit fünf Jahren. Auch gegen Jahresende hatten die Krimis schlechte Zuschauerzahlen: am zweiten Weihnachtstag eine Episode aus Köln gerade einmal gut sechseinhalb Millionen, der umstrittene Tukur-„Tatort“ am 27. Dezember gut sieben Millionen. Das Team aus Münster erreichte dafür mit „Schwanensee“ (8. November) und fast 14 Millionen Zuschauern die beste „Tatort“-Quote seit 1992. Im Schnitt sahen 2015 etwa etwa 9,6 Millionen zu.
 
06. GLEICHE THEMEN: Ähnliche Storys gibt es immer wieder. Auffällig waren 2015 beispielsweise Drogendealer und Flüchtlinge aus Afrika – in Luzern („Schutzlos“) und Dortmund („Kollaps“).
 
07. GLEICHE SCHAUSPIELER: Oft kehrten 2015 Gesichter in Episodenrollen wieder. Uwe Bohm etwa tauchte im Februar zwei Wochen hintereinander auf: am Bodensee und in Leipzig (8. und 15. Februar), Julius Feldmeier war sogenannter Bösewicht in einem Münchner (20. September) und einem Möhring-„Tatort“ (11. Oktober). Emily Cox war sogar dreimal vertreten: in Dortmund (11. Januar), Frankfurt (17. Mai), Wien (7. Juni).
 
08. TIL SCHWEIGER: Lange wurde für November die Doppelfolge mit Schweiger alias Nick Tschiller angekündigt, dann nahm der NDR die Actionfilme wegen zu aktueller Bezüge zum Terror in Paris aus dem Programm. Die Folgen „Der große Schmerz“ (mit Gaststar Helene Fischer) und „Fegefeuer“ sind jetzt als Auftakt 2016 geplant (1. und 3. Januar). Im Februar kommt der Film „Tatort: Off Duty“ ins Kino – als eine Art Finale der Krimis mit Til Schweiger unter der Regie von Christian Alvart. In der ARD soll der Film erst 2018 kommen.
 
09. TIL SCHWEIGER II: In einem Sonntagskrimi kam Tschiller im Jahr 2015 dennoch vor: In der „Polizeiruf 110“-Doppelfolge „Wendemanöver“ von NDR und MDR (Rostock und Magdeburg) war in einer Szene ein Hamburger Polizist Tschiller am Telefon, der aber – so sagte es Uwe Preuss als Röder – kaum zu verstehen sei, weil er so nuschle. Ein Insider für Krimi-Nerds, eine Anspielung auf Nuschler Schweiger.
 
10. Wotan Wilke MÖHRING: Sein vorher auch in einigen Kinos präsentierter Fall „Verbrannt“ (11. Oktober) unterlag deutlich einem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalelf bei RTL – über fünf Millionen Zuschauer weniger. Es war der letzte (und sechste) Fall mit Kollegin Petra Schmidt-Schaller (als Katharina Lorenz). Ab 2016 hat Möhrings Figur Thorsten Falke dann die Ermittlerin Julia Grosz an ihrer Seite, gespielt von der Österreicherin Franziska Weisz.
 
11. Besondere AUFTRITTE 2015: Lars Eidinger kam als gruseliger Serienkiller Kai Korthals im Kiel-„Tatort“ wieder („Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes“, 29. November) und lehrte den Ermittlern Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) erneut das Fürchten. Korthals hatte bereits 2012 in einem Fall sein Unwesen getrieben und war entkommen. Im Hannover-„Tatort“ mit Maria Furtwängler („Spielverderber“, 22. November) war der langjährige „Bild“-Chef Kai Diekmann als unbedeutende Leiche zu sehen.
 
12. Das BODENSEE-Ende 2016 und der neue SCHWARZWALD-„Tatort“: Beim Start 2002 gehörte Eva Mattes als Klara Blum in Konstanz zur neuen „Tatort“-Verweiblichung (neben Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm). Jetzt ist das Aus – nur noch zwei Krimis 2016 – für manchen eine Verheißung. Ist dies das Ende der Betulichkeit im „Tatort“? Der SWR kündigte (wohl ab 2017 zu sehen) ein Team im Schwarzwald an – mit Sitz in Freiburg im Breisgau: mit Chef Gernot Schöllhammer (gespielt von Entertainer Harald Schmidt!) und den Kommissaren Franziska Tobler und Friedemann Berg (gespielt von Eva Löbau („Lerchenberg“) und Hans-Jochen Wagner).
 
13. Heike MAKATSCH: Am Ostermontag 2016 (28. März) läuft der Event-„Tatort“ vom SWR mit Heike Makatsch. Ihre Ermittlerfigur (Ellen Berlinger) kehrt als „verlorene Tochter“ in ihre badische Heimatstadt Freiburg zurück. Am Konzept für einen zweiten Fall wird gearbeitet.
 
14. DRESDEN-Neustart 2016: Das junge, weibliche „Tatort“-Team vom MDR – in Dresden statt Leipzig – hat im ersten Halbjahr TV-Premiere: Es sind die Schauspielerinnen Karin Hanczewski, Alwara Höfels und Jella Haase („Fack Ju Göhte“). Den Chef spielt Martin Brambach.
 
15. SAARBRÜCKEN: 2015 gab es keinen neuen SR-„Tatort“ mit Devid Striesow, dafür kommt aber im Januar ein sehr besonderer Fall: „Totenstille“ (24. Januar). Ein Sonntagskrimi mit mehreren gehörlosen Darstellern – eine Herausforderung für hörende TV-Zuschauer.
 
16. JUBILÄEN 2016: Im Herbst (wahrscheinlich am 16. Oktober) kommt der 1000. „Tatort“ mit Maria Furtwängler und Axel Milberg (Titel wie der erste: „Taxi nach Leipzig“). Außerdem ist das Münchner Team Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) 25 Jahre im Dienst. Das beliebte Team in Münster mit den Schauspielern Axel Prahl und Jan Josef Liefers erlebt zudem seine 30. Folge. [Gregor Tholl/fs]

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7 Kommentare im Forum

  1. 80 Prozent aller neuen Tatortfolgen dieses Jahr, haben mich entweder gelangweilt oder verärgert!
  2. Tatort ist nun leider Masse statt Klasse. Ein guter Tatort im Monat würde mir reichen. Das gesparte Geld könnte man dann in einen wirklich guten Drehbuch-Autor investieren. Sonst springen noch die letzten wirklich guten Schauspieler ab....
  3. Ein Grund ist aber das einige Drehbuchautoren nicht schreiben dürfen wegen angeblicher "Vetternwirtschaft". Skandal beim NDR: Eine filmreife Affäre - Tatort | STERN.de Es gibt aber noch weitere Gründe.
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