Telekom-Chef: „Mit offenen Plattformen gegen Monopole“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Zur Eröffnung der Medientage München hat Telekom-Chef Timotheus Höttges ein Plädoyers für Big Data und offene Systeme gehalten. Europa müsse die Industrie 4.0 als Chance begreifen und nicht als Bedrohung. Er fordert eine „digitale Gesellschaft, die sich am Menschen orientiert.“

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Telekom, eröffnete seine Rede zum Auftakt der Medientage München mit einem Zitat von Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer, der im April sagte: „Wir haben Angst vor Google.“ Höttges habe keine Angst vor Google, doch der Gigant aus den USA musste in seiner Rede desöfteren als das Modell herhalten, das man in Europa nicht unbedingt bekämpfen, aber dem man zumindest die Stirn bieten muss.

Die Internetriesen aus den Vereinigten Staaten – Google, Facebook oder Amazon – haben im digitalen Bereich eine Monopolstellung inne. Sie bauen, wie Höttges es ausdrückte, „Inseln, Paradiese“, die kostenlos sind und die vor allem geschlossene Systeme sind. Es finde eine Standardisierung auf einen Anbieter statt, der ohne Konkurrenz wachsen könne. Dies funktioniere per „Lock-In“: Der Wechsel zur Konkurrenz werde dem Nuzer unmöglich oder wenigstens sehr schwer gemacht. Höttges nannte hier das passende Beispiel iTunes. Die Musik aus der eigenen iTunes-Bibliothek in ein Apple-fremdes System zu übernehmen, ist für Laien kaum realisierbar.
 
Diese US-Monopole lassen sich, laut Höttges, nicht bekämpfen, indem man in Europa versuche, sie zu kopieren. Das sei auch gar nicht „unsere Stärke“. Viel effektiver sei es, mit Offenheit zu antworten. Als Beispiel nannte Höttges den Tolino-Ebook-Reader. Der hauseigene Reader habe mittlerweile Marktanteile von 35 Prozent und anders als Amazons Kindle setze er auf Kompatibilität mit mehreren Standards, auf Offenheit. Es kann also funktionieren, die etablierten Monopolstellungen aufbzubrechen, sagte Höttges. Dafür sei aber Gemeinsamkeit nötig. Je breiter aufgestellt ein offenes System ist, desto besser funktioniere es.
 
Neben europäischer Gemeinamkeit sei aber vor allem Mut nötig, um die digitale Entwicklung voranzutreiben. Digitalisierung, zwielichtige Nutzung von Kundendaten, zunehmende Vernetzung – viele sehen die digitale Zukunft als Dystopie. Höttges will sie als Utopie verstehen, denn „die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten!“ Immer wieder sagte er Sätze wie „Wir müssen uns trauen!“ oder „Wir müssen mutig und schnell sein!“ Die zunehmende Digitalisierung sei keine Bedrohung, sondern eine Chance, die man ergreifen müsse. Deutschland könne Vorreiter in der Industrie 4.0 werden, dafür müssten „alle Unternehmen Software-Unternehmen werden.“
 
Und dafür müssen die Rahmenbedingungen überdacht werden, die von Überregulierung und Fehlregulierung geprägt seien. Die für Höttges wichtige Frage ist, wie Datenschutz und Persönlichkeitsrechte, die – anders als in den USA – in Europa tief verankert sind, mit der digitalen Entwicklung vereinbar sind. Dabei stellte Höttges aber klar, dass Überwachung und das Sammeln persönlichkeitsbezogener Daten – etwa für Empfehlungen in Online-Shops – für ihn zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Die Individualisierung durch persönliche Empfehlungen (für die das Sammeln von Daten unabdingbar ist) ist für Höttges letztlich nötig, um dem Kunden das bestmögliche Angebot zu liefern. [chp]

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3 Kommentare im Forum

  1. AW: Telekom-Chef: "Mit offenen Plattformen gegen Monopole" Wieder nur heiße Luft von den Telekomikern. Dann haben die aber viel zu tun, wenn die sich den Wünschen der Menschen orientieren wollen. Aber zu ersten hat man als Nutzer/Abonnent von denen eh nicht viel. Keine freie Receiver-Wahl, auch der störungsfreie Durchlauf von Drittanbietern ist nicht gewährleistet, selbst wenn die EU das erst kürzlich anders attestiert hat. Man könnte sicher noch viele Punkte finden, diese zwei fallen mir auf Anhieb ein.
  2. AW: Telekom-Chef: "Mit offenen Plattformen gegen Monopole" Die Botschaft ist doch klar und ist nicht einmal in irgendeiner Weise verschlüsselt. Letztendlich nur eine alte Forderung in einem anderen Zusammenhang auf einer anderen Bühne vorgebracht. Der Kunde hat gefälligst zu akzeptieren, dass er gläsern zu sein hat. Ganz besonders in Bezug auf die Wirtschaft und deren Interessen.
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