Telekom wischt Bedenken wegen Bundesliga-TV-Rechten vom Tisch

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die US-Großbank Morgan Stanley hält auch nach einem Treffen mit der Vorstandsetage der Deutschen Telekom an der Auffassung fest, dass der Ex-Monopolist keine realistische Chance hat, sich die Satelliten- und Kabelrechte der Fußball-Bundesliga ab der Spielzeit 2013/2014 zu sichern.

Die Verantwortlichen des Konzerns hätten bei einer Gesprächsrunde in der vergangenen Woche einhellig Bedenken über regulatorische Probleme vom Tisch gewischt, teilte Morgan Stanley in einer am Montag verbreiteten Bestandsaufnahme mit. Gegenüber Vertretern der Bank habe die Telekom darauf verwiesen, dass Bundeskartellamt und KEK trotz einer rund 30-prozentigen Beteiligung des Staates an der Deutschen Telekom keine Bedenken gegen das aktuell per IPTV veranstaltete Telekom-Bezahlangebot „Liga total!“ vorgebracht hätten.
 
Das Telekom-Management habe sich überzeugt davon gezeigt, dass die Genehmigung im Falle eines Erwerbs der Satelliten- und Kabelübertragungsrechte ohne weitere Hürden auch auf diese Verbreitungswege ausgedehnt werden könnte, hieß es weiter. Dabei lassen die Vorstände allerdings außer acht, dass IPTV regulatorisch als „narrowcast“ eingestuft wird. Eine klassische Broadcasting-Verbreitung über Kabel und Satellit durch die Telekom wäre aufgrund der größeren Reichweite hingegen auch mit einem zwischengeschalteten Partner nach deutschem und EU-Recht unvereinbar.

Entsprechend würde solche Pläne neben Behörden wie KEK und Bundeskartellamt auch Konkurrenten wie Sky Deutschland auf den Plan rufen, die bereits ihren Widerstand angekündigt haben (siehe auch DF-Kommentar vom 30. Dezember). Brancheninsider vertraten gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de durchgehend die Auffassung, dass der Rückgriff auf einen Produktionspartner – wie aktuell Constantin Medien im Fall von „Liga total!“ – nichts daran ändere, dass ein Unternehmen, das sich teilweise in Staatshand befindet, weder mittel- noch unmittelbar klassischen Rundfunk veranstalten dürfe.
 
Gegenüber Morgan Stanley verwies die Telekom-Chefetage drauf, in den nächsten Tagen die offiziellen Ausschreibungsunterlagen von der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu erwarten. Der Bieterprozess werde im April durchgeführt. Für Ende Mai erwarte man eine Entscheidung. Offen ließ das Unternehmen zunächst allerdings, ob es tatsächlich ein Gebot abgeben will.
 
Lasse man die rechtliche Problematik außer acht, gebe es trotzdem diverse Gründe, die gegen einen Erwerb der Übertragungsrechte durch die Telekom sprächen, so das US-Kreditinstitut in einer früheren Analyse weiter. So verschaffe sich der Ex-Monopolist weder einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Kabelnetzbetreibern, weil etwaige Rechte zwingend an diese sublizenziert werden müssten, um die von der DFL geforderte flächendeckende Verbreitung zu gewährleisten. Hinzu komme, dass sich aufgrund von aktuell nur 200 000 „Liga total!“-Abonnenten bei geschätzten Aufwendungen von rund 1,5 Milliarden Euro für vier Jahre die Frage der Refinanzierbarkeit stelle. 
 
Auch diese Gründe wischte das Telekommunikations-Unternehmen laut Morgan Stanley vom Tisch. Es sei gar nicht abschließend geklärt, ob der Ligaverband dem siegreichen Pay-TV-Bieter tatsächlich Mindestvorgaben zu Verbreitungswegen und erreichten Haushalten mache, behaupteten Telekom-Vertreter. Dass sich die DFL auf die Lizenzvergabe an einen Partner einlässt, der den Kabelmarkt und damit rund die Hälfte der deutschen Zuschauer ausschließt, darf allerdings auch ohne Kenntnis der Interna angezweifelt werden.
 
Entsprechend schloss Andreas Siemen, Chief Financial Officer von Kabel Deutschland, gegenüber Morgan Stanley ein „Doomsday-Szenario“, bei dem die Auswertung der Fußball-Bundesliga im Bezahlfernsehen künftig ohne Einbeziehung der Kabelnetzbetreiber stattfinden könnte, kategorisch aus. Sponsoren und Werbekunden würden eine solche künstliche Einschränkung der Reichweite auch gar nicht akzeptieren, wurde Siemen zitiert. [ar]

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367 Kommentare im Forum

  1. AW: Telekom wischt Bedenken wegen Bundesliga-TV-Rechten vom Tisch DF ist nicht aktuell! KF15 bzw. Sirius sollen die Lizenz von der DFL erwerben und produzieren dann über ihre Constantin-Beteiligung über Plazmedia weiterhin die Übertragung. Die Telekom könnte dann die Senderechte für IPTV, Sat und Web sublizensieren; die Kabelnetzbetreiber könnten von Sirius ebenfalls ein Paket erwerben. Sky wäre dann komplett raus aus dem Spiel.
  2. AW: Telekom wischt Bedenken wegen Bundesliga-TV-Rechten vom Tisch Tja...da poltert aber einer stramm gegen einen ernsthaften Interessenten für Kabel/SAT. Oh Gott, Sky kommt vielleicht nicht zum Zuge...sofort den Wettbewerber wegklagen, geht ja mal garnicht, das Sky die Rechte nicht bekommt. Einfach peinlich von MS. Und noch immer lässt MS nicht raus, nach welchem dt. Recht die Telekom nicht die Rechte erwerben darf bzw. nach welchem dt. Recht allein Sky in Deutschland Bundesliga über SAT und Kabel senden darf.
  3. AW: Telekom wischt Bedenken wegen Bundesliga-TV-Rechten vom Tisch Das Lustige ist ja, dass in dem Bericht steht das eben KEK und Kartellamt keinerlei Einwände haben, trotz der 30% Beteiligung des Staates. Und dann will es Morgan Stanley besser wissen also KEK, KA, Telekom und DFL und als US Unternehmen den deutschen Behörden und Firmen die Deutschen Rechte erklären. Ich würde ja gerne mal sehen auf welcher Grundlage das so sein soll, wie MS immer wettert. Scheinbar geht bei Sky der ***** auf Grundeis. Und wenn es weder KEK noch KA hergeben, wird eben im Vorfeld schonmal getrommelt, um hoffentlich wenigstens von EU Gesetzen doch noch die Bulirechte zu bekommen. Oh Mann Sky. Peinlich und dämlich zugleich. Lasst doch die Bulirechte der Telekom und die damit hunderte Mio Miese machen. Seid ihr bei Sky so geil drauf Minus zu machen? Ich glaubs echt nicht wie doof man sein kann.
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