„The Cleaners“: Die Putzkolonnen des Internets im Porträt

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Bild: © Romolo Tavani - Fotolia.com
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Gewalt und Terror-Propaganda verschwinden nicht von allein aus dem Netz. Die großen Online-Plattformen beschäftigen dafür Zehntausende Menschen, die zum Teil unaussprechliches zu sehen bekommen. Ein Dokumentarfilm stellt einige von ihnen vor.

Sie sind so etwas wie die anonymen Saubermacher im Maschinenraum des Internets: Menschen, deren Jobs es ist, tagtäglich Gewalt, Nacktheit, Beleidigungen, Terror-Propaganda und verstörende Inhalte aus Online-Plattformen zu räumen. Es ist eine Industrie, die Zehntausende Menschen beschäftigt. Der Dokumentarfilm „The Cleaners“ folgt dem Alltag einiger von ihnen, in Manila auf den Philippinen.

Die Stadt wurde zu einem globalen Zentrum für die Netz-Putzkolonnen – viele Einwohner sprechen ausreichend gut Englisch, die Gehälter sind für westliche Verhältnisse niedrig. Also sitzen hier tagtäglich Tausende vor allem junge Leute vor dem Computer und wühlen sich auch durch Dinge, die kein Mensch zu sehen bekommen sollte. In Medienartikeln wurden sie schon als Müllabfuhr des Internets vorgestellt, „The Cleaners“ gibt erstmals einem breiteren Publikum die Möglichkeit, eine Handvoll von ihnen etwas näher kennenzulernen.
 
Die elegant gedrehte Dokumentation vermittelt ein Bild davon, was dieser Job mit der Psyche anrichten kann. Da ist die Geschichte von einem Prüfer, dessen Spezialisierung Selbstverstümmelung war, der sich umbrachte. Alpträume sind an der Tagesordnung. Und dabei sind die Mitarbeiter durch eine Schicht von Subunternehmern von den großen Internet-Konzernen, für die sie eigentlich arbeiten, getrennt. Einige von ihnen sammeln Müll auf der Straße auf, um die Sachen später zu verkaufen und sich so über Wasser zu halten.
 
Die Autoren von „The Cleaners“ wollen aber auch eine weitere Dimension des Problems zeigen: Wie zum Beispiel das Filtern der Inhalte auch soziale Kritik verstummen lassen kann – und wie die Verbreitung gefälschter Nachrichten bei Facebook zur Vertreibung der muslimischen Minderheit der Rohingya in Myanmar beitrug. Die Filmemacher Moritz Riesewieck und Hans Block betonen, sie wollten neben der Ausbeutung Zehntausender im „doppelten Boden“ der Online-Plattformen auch „die Eliminierung kritischen Denkens im digitalen Raum“ aufzeigen. Mitunter wirken knapp 90 Minuten zu kurz, um alle Aspekte zu beleuchten.
 
Seit „The Cleaners“ abgedreht war, hat sich auch einiges getan. Nachdem Berichte aus den Philippinen für öffentliche Entrüstung sorgten, gab im vergangenen Jahr Facebook Journalisten Einblick in eins seiner Löschzentren in Deutschland. Die Arbeitsbedingungen sind hier unvergleichlich besser als sie in dem Film zu sehen sind. Aber unabhängig davon ist die psychische Belastung durch zum Teil schreckliche Bilder immens. Facebook, Youtube und Co. gehen inzwischen auch dazu über, mehr solcher Inhalte mit Hilfe von Software auf Basis künstlicher Intelligenz zu finden und zu löschen. Die endgültige Entscheidung muss aber auch jetzt noch oft ein Mensch treffen.
 
Mehr Informationen zu „The Cleaners“ unter: www.thecleaners-film.de[Andrej Sokolow]

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