Trend Multiscreening – Fluch oder Segen?

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Lange Jahre war der Fernseher der einzige Bildschirm in deutschen Haushalten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Screens aber förmlich explodiert: Nicht selten gehören TV, Desktop-PC, Notebook, Tablet, Smartphone, Spielekonsole oder E-Book-Reader heute zur Ausstattung. Die technologische Evolution hat den Trend des Multiscreenings mitbefördert. Dieses Multitasking am Bildschirm hat Auswirkungen auf unser gesamtes Verhalten.

Fast zehn Stunden am Tag nutzt der Durchschnittsdeutsche Medien. Das ist das Ergebnis der Studie „navigator mediennutzung 2012“. Hält man sich vor Augen, dass wir im Schnitt sieben bis acht Stunden pro Tag schlafen, beschäftigen wir uns folglich den Großteil unserer aktiven Zeit mit Fernsehen, Telefonieren, Nachrichten verschicken, Surfen, Spielen und Co.

„Fernseher plus X“ ist der neue Standard
 
Immer häufiger wird diese Zeit aber nicht nur mit einem Medium, sondern gleich mit mehreren verbracht. Gerade in den eigenen vier Wänden lautet die Devise seit ein paar Jahren „Fernseher plus X“. Dabei ist das einstige Monopolmedium in deutschen Wohnzimmern mehr und mehr zum Begleitmedium degradiert worden.
 
Oftmals sorgt der Fernseher nur noch für die Untermalung. Er läuft nebenher, während auf mindestens einem weiteren Endgerät im Internet gesurft oder kommuniziert wird. Auch kostenlose Online-Spiele sind dabei als kurzweilige Ablenkung sehr beliebt. Das belegt eine Studie der „Internet World“ aus dem Jahr 2013. Demnach benutzen 56 Prozent der Befragten das TV-Gerät und das Notebook regelmäßig parallel. 55 Prozent lassen den Fernseher laufen, während sie ihr Smartphone bedienen, und 49 Prozent nutzen gleichzeitig Fernseher und Tablet. Jeder Dritte gab sogar an, „Triplescreening“ zu betreiben – also Fernseher und Smartphone plus Tablet oder Notebook parallel zu nutzen.
 
Dieses Wissen wird längst genutzt. So kommt kaum eine Fernsehsendung ohne eine eigene Homepage oder Facebook-Gruppe aus. Über eingeblendete QR-Codes können oft Zusatzinformationen auf Smartphone oder Tablet geholt werden. Auch gezielte Hinweise und Aufrufe zur Interaktivität (Call to Action) in Werbespots oder Sendungen animieren den Zuschauer zum Mitmachen und damit parallelen zur Nutzung mehrerer Medien.

Multiscreening: Zugewinn oder Stressfaktor?
 
Zunächst einmal ist Multiscreening ein großer Nachteil für das klassische Medium Fernsehen: Die Zielgruppe wird schlicht und einfach nicht mehr so stark erreicht wie noch vor 15 oder 20 Jahren. Ein wesentlicher Konkurrent ist hierbei das Internet, welches nicht nur jede Menge alternative Unterhaltungsmöglichkeiten bietet, sondern auch losgelöst von einem Sendebeginn Filme, Serien und Shows rund um die Uhr zum Abruf anbietet. Der große Gewinner ist die Werbeindustrie, weil sie den Verbraucher auf mehr Kanälen denn je erreicht und dadurch eine größere Bindung herstellt.
 
Und wir als Nutzer? Wissenschaftler mahnen, dass Multiscreening den Stresslevel auch in der Freizeit hoch hält. Es wird daher dazu geraten, das Smartphone oder Tablet auch einmal wegzulegen. Bei einem verantwortungsvollen Umgang hat das Multiscreening aber zahlreiche Vorteile:

  • Verquickung mehrerer Ebenen: Fernsehen ist nicht mehr losgelöst von anderen Medien zu sehen, sondern als Teil eines Medienkosmos. Innerhalb dieser Elemente sind Verknüpfungen entstanden, einzelne Medien greifen ineinander.
  • Mehr Erleben: Nachrichten schauen, Kontakte pflegen und gleichzeitig den Urlaub buchen – was in der Vergangenheit nur nacheinander möglich war, funktioniert dank Multiscreening via Fernseher, Smartphone und Notebook beziehungsweise Tablet parallel. Weiterhin sind viele Endgeräte mittlerweile über ein Netzwerk miteinander verbunden, auch viele Geräte im Haushalt sind daran gekoppelt. Hier steuert dann oft ein Gerät alles.
  • Effektive Nutzung aller Ressourcen: Erstaunlicherweise zahlt sich der Besitz mehrerer Endgeräte („Screens“) dann am stärksten aus, wenn man sie gar nicht parallel benutzt. So sind Smartphone und Tablet dank zahlreicher Apps zu wahren „Lebensrettern“ im Alltag geworden. Auf Reisen oder in Drucksituationen kann man in kürzester Zeit Informationen einholen, Tickets buchen, Fahrzeuge mieten oder shoppen.

Unterm Strich bietet Multiscreening zahlreiche Möglichkeiten, die Anforderungen des Alltags effektiv zu meistern und die Lebensqualität in unserer Freizeit zu steigern. Wichtig ist allerdings ein verantwortungsvoller Umgang des Einzelnen mit diesen Möglichkeiten. Mutiert das Multiscreening von einer Erleichterung zum Stressfaktor, muss man eingreifen. Wer die Möglichkeiten dosiert und clever nutzt, kann von den zahlreichen Vorteilen des Multiscreening aber immens profitieren. [das]

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