Twitter startet an Börse – jetzt muss Gewinn gemacht werden

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der Kurznachrichtendienst Twitter ist am Donnerstag an der Börse gestartet. Nun wird es ernst für den Konzern. Nachdem bisher nur Verluste eingefahren wurden, sind nun Gewinne gefordert. Das stellt Twitter vor eine Herausforderung.

483,2 Millionen Dollar – das ist eine von vielen Zahlen, die Twitter in seinem Börsenprospekt auflistet. Doch sie spiegelt wohl am besten die Herausforderungen wider, vor denen der Kurznachrichtendienst nach seinem Gang aufs Parkett steht. 483,2 Millionen Dollar oder umgerechnet 357,4 Millionen Euro ist der gesamte Verlust, den das Unternehmen in seinen sieben Jahren angehäuft hat. Und die Zahl dürfte vorerst weiter steigen.
 
Twitter ist zwar erfolgreich im Anlocken von Nutzern – momentan sind es weltweit mehr als 230 Millionen. Doch zum Geldverdienen hat es der 140-Zeichen-Dienst bislang nicht geschafft. Gestiegenen Einnahmen aus der Werbung im Nachrichtenstrom der Nutzer stehen gigantische Ausgaben für den Computerpark, Neuentwicklungen oder das Marketing gegenüber.
 
Und ein Ende des Geldverbrennens ist nicht abzusehen. Twitter warnte im Börsenprospekt ausdrücklich, dass „wir möglicherweise in der Zukunft weiterhin signifikante Verluste einfahren und es möglicherweise nicht schaffen, profitabel zu werden oder zu bleiben“.

Aus dem Munde von Firmenchef Dick Costolo klingt das weniger dramatisch. Für ihn sind die Verluste nur Teil eines großen Plans. Costolo sieht „die gesamte vernetzte Welt“ als mögliche Nutzer. Twitter solle zum „Begleiter für den Augenblick“ werden, sagte er dem Wirtschaftssender CNBC bei einem Streifzug durch die Büros in San Francisco. „Wir investieren auf lange Sicht.“ Es gebe für ihn keinen Grund, weshalb das Unternehmen nicht am Ende genauso profitabel sein sollte wie andere Internetfirmen.
 
Doch bedeuten mehr Nutzer zugleich mehr Einnahmen? Die Chefin der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC ist skeptisch. Ein starkes Wachstum bei den Nutzerzahlen von Technologiefirmen „klingt sicherlich gut“ und könne die Grundlage für einen Geschäftserfolg legen, sagte Mary Jo White ausgerechnet am Vortag des Börsengangs bei einer Rede in New York. „Aber was … wenn das Unternehmen noch nicht herausgefunden hat, wie man solche Nutzer in zahlende Kunden verwandelt? Was sagt das dann über die Bedeutung des Nutzerwachstums aus?“
 
Börsenvorläufer aus der Branche wie Facebook, die Spielefirma Zynga oder die Schnäppchen-Website Groupon mussten bereits erfahren, wie schnell die Euphorie der Investoren in böse Katerstimmung umschlagen kann. „Solche Aktien wie unsere werden nach Erwartungen gehandelt. Wenn die Anleger an deren Wachstum glauben, schießt der Kurs hoch. Bei Zweifeln kracht er entsprechend massiv ein“, sagte Eric Lefkofsky, Mitgründer und aktueller Chef von Groupon. Die Aktien des einstigen Börsenlieblings sind heute weniger als die Hälfte ihres Startpreises wert.
 
Aus dem genannten Trio konnte lediglich Facebook die Anleger zwischenzeitlich wieder für sich gewinnen. Das Unternehmen von Mark Zuckerberg hat herausgefunden, wie man Kapital aus seinen Nutzern schlägt. Der Gewinn in diesem Jahr summiert sich auf eine Milliarde Dollar. Zum Vergleich: Bei Twitter steht ein Verlust von 134 Millionen Dollar.
 
Zum Börsengang konnte Twitter die Investoren noch überzeugen, dass die Wachstumsaussichten gut sind und mit dem Anziehen der Werbeerlöse auch die Gewinne folgen werden. Aber es gibt keine Garantie, dass diese Rechnung aufgeht. Und wie lange hält die Geduld der Börsianer, wenn erst einmal Quartal für Quartal rote Zahlen in der Bilanz auftauchen sollten? Schließlich wird Twitter jetzt nicht mehr wie in den ersten Jahren im Verborgenen agieren können. Twitter steht von nun an im Rampenlicht der Börse.

[Andrej Sokolow und Daniel Schnettler/hjv]

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