Am Mittwoch beginnt Unitymedia mit der Analogabschaltung in seinen Kabelnetzen. Im Interview verrät der Konzern, wieso es bei ihm nun doch so schnell geht mit dem analogen Ende, ob sich die Konkurrenz nur rausredet und mit welchen Hilfen Kunden beim Umstieg auf technischer wie tariflicher Seite rechnen können.
Herr Dr. Fuchs, im Juli beginnt die Abschaltung analoger Programme im Unitymedia-Netz. Was waren die Beweggründe dafür, Digital-TV jetzt noch mehr in den Fokus zu stellen und analoge Signale zu reduzieren?
Dr. Stefan Fuchs: Der Grund liegt in den geänderten Sehgewohnheiten, der steigenden Nachfrage nach Highspeed-Internet und digitalen TV-Programmen, vor allem nach HDTV. In nur vier Jahren sprang der Anteil der Haushalte, die über unser Breitbandnetz digitales Fernsehen empfangen, um über die Hälfte auf rund zwei Drittel an. Wir vermarkten heute bereits Internetzugänge mit 200 Mbit/s. Technologien wie etwa Ultra-HD oder Video-on-Demand werden dafür sorgen, dass der Bandbreitenbedarf weiter ansteigt. Die Zukunft ist digital, die analoge Welt hingegen endlich. Um auch weiterhin unser Breitbandnetz effizient und ökonomisch zu nutzen, reduzieren wir schrittweise die analogen Kapazitäten.
Ihre Mitbewerber argumentieren des Öfteren, dass eine Abschaltung erst in Frage kommt, wenn mindesten 80 Prozent der Kunden digital schauen. Hat Unitymedia diese Zahl schon erreicht oder ist dieses Argument des Wettbewerbs hinfällig?
Fuchs: Im vergangenen Jahr schauten bereits zwei vondrei Unitymedia-Haushalten digitales Fernsehen. Da wir unser analogesProgrammangebot nicht wie beim Satellitenfernsehen von einem Tag auf denanderen abschalten, können wir bereits jetzt damit beginnen, ersteanaloge Kapazitäten zu reduzieren. Im Sinne unserer Kunden gehen wirdabei schrittweise vor und nehmen ihnen nichts weg. Alle TV-Sender ausdem analogen Angebot sind ohne Zusatzkosten digital frei empfangbar.Darüber hinaus weiten wir unser digitales Programmangebot ständig aus.
Ist es denn in Zeiten von TV-Geräten mit integriertem Digitaltuner (IDTV) und frei empfangbarer Digitalprogramme überhaupt noch messbar, wie ein Kunde seine TV-Programme empfängt?
Fuchs: Derartige Messungen finden kontinuierlich statt und sind für die optimale Versorgung unserer Kundenbasis sehr wichtig. Zum einen bringen die Landesmedienanstalten jedes Jahr den Digitalisierungsbericht heraus, der über die Nutzung des digitalen Fernsehens via Kabel, Satellit, Antenne und IPTV informiert. Zum anderen erheben wir selbst die Digitalisierungsquote in unserem Netz.
Erste Abschaltungen analoger Programme werden schon im Juli erfolgen. Wird die Anzahl der Analogprogramme ab diesem Zeitpunkt kontinuierlich reduziert? Welcher Zeitraum wird vergehen bis das letzte analoge TV-Programm die Unitymedia-Kabelnetze verlässt?
Fuchs: Unsere Vorgehensweise haben wir natürlich zusammen mit den Programmveranstaltern und den Landesmedienanstalten abgesprochen. Neben den Abschaltungen werden sich einige TV-Sender mit anderen einen Kanal teilen, also ihr Programm nur noch zu bestimmten Zeiten senden. Die analogen Kapazitäten werden langsam, Schritt für Schritt reduziert. Es wird also keinen harten, sondern einen sanften Umstieg geben. Einen endgültigen Zeitpunkt, an dem das letzte analog verbreitete Programm abschaltet, können wir jetzt noch nicht nennen – zumal dies auch von den TV-Sendern selbst abhängt. Unitymedia wird auch noch in den nächsten Jahren Fernsehen analog verbreiten.
Werden Sie Kunden, die ihre TV-Programme noch analog empfangen, helfend zur Seite stehen und somit den Digitalumstieg erleichtern?
Fuchs: Selbstverständlich. Wir wollen unseren Kunden den Umstieg auf das digitale Fernsehen so einfach wie möglich gestalten und haben hierzu eine umfassende Kommunikationskampagne geplant, um unsere Kunden bereits im Vorfeld ausführlich zu informieren. So schreiben wir Haushalte, Hausverwaltungen und -besitzer an, die noch den analogen Kabelanschluss nutzen und geben wichtige Tipps zum schnellen Umstieg auf Digital-TV. Außerdem haben wir unsere Mitarbeiter in den Unitymedia-Ladenlokalen und an der Hotline geschult. Unter www.unitymedia.de/zukunft finden betroffene Kunden eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den schnellen und einfachen Umstieg. So erfahren sie in wenigen Klicks, was sie benötigen oder welche Einstellungen am Fernseher vorgenommen werden müssen. Auf der Webseite erklärt zudem ein Video, was auf Haushalte mit analogem Kabelanschluss ab dem 1. Juli zukommt.
Bedeutet dies, dass die Kunden neben Beratung auch neue Empfangsgeräte günstig gestellt bekommen?
Fuchs: Wir bieten unseren Kunden, die vom analogen auf den digitalen Kabelanschluss umstellen wollen, ein besonders günstiges Einsteigerpaket in die aktuelle HD-Welt an, um den Wechsel direkt zum hochauflösenden Fernsehen zu unterstützen und damit eine Menge Geld zu sparen: TV START. Für monatlich 4,99 Euro erhalten sie Zugang zu 84 Sendern, darunter 24 HD-Sender. Den HD-Receiver gibt es kostenlos dazu. In den ersten zwölf Monaten erlassen wir Umsteigern zudem die monatliche Grundgebühr. Natürlich können Kunden auch aus dem Angebot im Fachhandel einen Receiver auswählen.
Welche Auswirkungen hat die Umstellung auf Zuschauer, die ihre Programme schon heute digital empfangen? Müssen diese im Juli ebenfalls aktiv werden?
Fuchs: Nein, für unsere Digitalkunden ändert sich nichts. Sie werden auch nichts von der Reduzierung der analogen Kapazitäten mitbekommen – außer, dass ihnen demnächst noch mehr HDTV-Sender und höhere Bandbreiten für Highspeed Internet zur Verfügung stehen.
Vielen Dank für das Gespräch.[fm]
Bildquelle:
- Empfang_Kabel_Artikelbild: © soupstock - Fotolia.com
