„Vectoring ist keine exklusive Technik der Telekom“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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In der Diskussion um den richtigen Weg beim Breitbandausbau setzt die Telekom klar auf das Vectoring. Die Technologie genüge allen Ansprüchen, wie Dr. Markus Jodl, Corporate Communications Deutsche Telekom, im Gespräch mit DIGITALFERNSEHEN.de erklärte.

Warum hat man nicht Glasfaser bis in jedes Haus legen wollen?
 
Dr. Markus Jodl: Wir sind der Meinung, dass der FTTC-Ausbau (FTTC: Fibre to the Curb) der logische evolutionäre Schritt ist, den wir in Deutschland jetzt gehen müssen. Wir bringen mit dem FTTC-Ausbau das Glasfaserkabel näher an die Kunden heran. Wir schließen die Vermittlungsstelle und den Kabelverzweiger am Straßenrand mit Glasfaser an. Das ist der bei Weitem größte Teil der Strecke.

Durch die Vectoring-Technik können wir die Datenübertragung auf dem letzten Stück Kupferleitung so beschleunigen, dass die Anschlüsse allen Ansprüchen und auch den politischen Breitbandzielen genügen. Es gibt derzeit kein realistisches Anwendungsszenario, das über diese Anschlussart nicht realisiert werden kann. Vorteil für den Kunden: Es sind keine baulichen Maßnahmen in seiner Wohnung oder an seinem Haus notwendig.
 
Darüber hinaus bauen wir auch FTTH: Wir haben 31 Städte mit FTTH versorgt. Wir bauen Neubaugebiet mit FTTH aus usw. Es muss einfach passen.
 
Der FTTC-Ausbau kann schneller (Faktor 5) und günstiger (Faktor 10) realisiert werden als ein FTTH-Ausbau. Die Menschen wollen jetzt schnell im Internet surfen und das zu einem fairen Preis. Vectoring ist also aus Kundensicht eine gute Wahl.
 
Vectoring ist bei Wettbewerbern nicht unumstritten. Von Re-Monopolisierung spricht sogar der FDP-Parteivorsitzende Christian Lindner auf dem Dreikönigstreffen. Wie wettbewerbsfreundlich ist Vectoring Ihrer Ansicht nach?
 
Jodl: Unser Netz steht immer – auch beim eigenfinanzierten Vectoring-Ausbau – für die Mitbewerber offen. Dazu sind wir verpflichtet. Darüber wacht die Bundesnetzagentur. Außerdem sind wir auch nicht der einzige Anbieter, der Vectoring ausbaut. Vectoring ist keine exklusive Technik der Telekom.
 
Sie sagen, dass allein vom Meckern das Netz nicht schneller werde.
Das ist sicher allen plausibel. Selbst aber in der unmittelbaren Nähe der Telekom-Zentrale sind auch auf Sicht nur 16 Mbit/s für die Kunden über das Festnetz verfügbar. Wird es denn jetzt überall tatsächlich schneller?

 
Jodl: Wir haben das Ziel bis Ende 2018 80 Prozent der Haushalte mit VDSL zu erreichen. 95 Prozent der Menschen sollen darüber hinaus bis Ende 2018 LTE empfangen können. Wir kommen auf diese Weise unserem Ziel näher, möglichst vielen Menschen einen schnellen Internetanschluss bieten zu können.
 
Vorstand Niek Jan van Damme wollte laut Ankündigung TD18 in Deutschland flächendeckend bis 2018 bis zu 100 Mbit/s bieten. Laut Vorstand Bruno Jakobfeuerborn seien das garantierte 50 Mbit/s bis 2018. Stimmt es, dass aktuell nur noch von 80 Prozent Abdeckung deutschlandweit und auch nur noch von „Breitband “ bis 2018 gesprochen wird, was einer Mindestgröße von 16 Mbit/s entspricht? Was läuft schief bei der Telekom?
 
Jodl: Ganz viel. Die Kaffeemaschine in unserer Küche ist kaputt. Nein, so hat das Niek Jan van Damme nicht gesagt. Flächendeckend ist ohnehin ein Wort, dass nicht erfüllbar ist. Es wird immer einen Weiler oder einen Berghof geben, der dann sagt: „Bei mir …“. Es zählen die Zahlen, wie ich sie oben genannt haben.
 
Bis 2018 sollen 95 Prozent der Deutschen auf LTE zugreifen können.
War das der Plan bei der Telekom, die Leute statt schnellem Festnetz nun doch partiell zu schnellerem Internet über LTE zu locken, weil der Vectoring-Ausbau doch nicht so einfach überall machbar ist wie gedacht?

 
Jodl: Seit Anfang 2015 können wir – dank dem Hybrid-Router – Festnetz und Mobilfunk bündeln und so noch mehr Menschen einen schnellen Anschluss bieten. Mobilfunk ist eine gut Möglichkeit, um dünnbesiedelte Regionen über die Luft zu versorgen. Beim Festnetzausbau schlägt jeder Kilometer, den Sie graben müssen, mit rund 70.000 Euro zu Buche. Um es klar zu sagen: Zwischen uns und den Kunden steht in den meisten Fällen der Tiefbau.
 
Vielen Dank für das Gespräch.[buhl]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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