Verschlüsselung bei DVB-T kommt

0
126

DVB-T2 – Fluch oder Segen?

Analoges Fernsehen hat seit den frühen 1950er Jahren unsere Wohnzimmer erobert. Damals war man froh, wenn ein Kanal – ab den 1960ern sogar bis zu drei Programme – halbwegs gut auf der Mattscheibe flimmerte, und dies über Antenne in Schwarz-Weiß und natürlich noch nicht in HD.

Mit der Einführung des Kabel- und  später zusätzlich des Satellitenfernsehens wurde die Terrestrik immer unbeliebter. Zum einen, weil das Bild oft schlechter war als bei neueren Übertragungsmedien, zum anderen, weil es bis auf wenige lokale Ausnahmen bei den drei Programmen blieb. Mit der Einführung des digitalen Antennenfernsehens sollte sich dies grundlegend ändern. Nun konnten dank Digitalisierung und Datenkomprimierung bis zu vier Programme gemeinsam pro Übertragungsfrequenz gesendet werden. Das senkte die Kosten und führte zu einer effektiveren Frequenznutzung sowie einem stabileren Fernsehempfang.
 
Den Anfang machte in Deutschland Berlin, wo DVB-T bereits im November 2002 startete und am 4. August 2003 das analoge terrestrische Fernsehen komplett abgeschaltet wurde. Dies war der weltweit erste Analog-zu-Digital-Umstieg. Die Einführung von DVB-T in Deutschland wurde am 25. November 2008 abgeschlossen. In Österreich startete man mit dem digitalen Antennenfernsehen im September 2006. Im Sommer 2011 wurde der Übergang vom analogen Fernsehen zu DVB-T endgültig vollzogen.
 
Damit wurde in beiden Ländern sowie in den meisten anderen Staaten Europas eine terrestrische digitale Fernsehvollversorgung erreicht.

DVB-T hat sich etabliert

Inzwischen hat sich DVB-T bei uns gut etabliert. Der eingebaute DVB-T-Tuner in jedem neuen Fernseher zählt inzwischen zur Standardausstattung. Preiswerte DVB-T-USB-Sticks und Minifernseher haben das digitale Antennenfernsehen zudem erstmals mobil und überall einsetzbar gemacht. Kein Wunder, dass die Nutzung der Terrestrik im Vergleich zum Analogzeitalter wieder deutlich angestiegen ist, wobei vor allem neue Formen der Anwendung und der Einsatz als Zweitempfangsweg im Fokus stehen.

Warum trotzdem DVB-T2?

DVB-T2 ist der Nachfolgestandard von DVB-T und wurde seit 2006 entwickelt. Während DVB-T nach dem Komprimierungsverfahren MPEG-2 arbeitet, kommt bei T2 MPEG-4 AVC zum Einsatz. Damit kann das für ein Programm erforderliche Datenvolumen erheblich reduziert werden, während gleichzeitig deutlich mehr Programme in einem Multiplex übertragen werden können. Für den Zuschauer bedeutet dies eine größere Vielfalt, für die Content-Anbieter geringere Kosten.
 
Entscheidend ist aber, dass DVB-T2 erst die Grundlage schafft, hochauflösendes Fernsehen auch über die terrestrische Antenne zugänglich zu machen. Dazu ist das alte DVB-T auf Basis von MPEG-2 nur bedingt geeignet, da es lediglich die Übertragung eines einzigen HD-Kanals zulassen würde. Abgesehen von den dadurch entstehenden horrenden Kosten könnte DVB-T nur noch einen Bruchteil der heute üblichen Programme ausstrahlen. Die Attraktivität des Antennenfernsehens würde darunter erheblich leiden, auch deshalb, weil wir für hochauflösendes DVB-T unsere bereits vorhandenen DVB-T-Boxen und -Fernseher nicht nutzen könnten.
 
Wie Versuchsausstrahlungen belegen, können via DVB-T2 über einen Multiplex ohne Weiteres drei HD-Programme in hervorragender Qualität ausgestrahlt werden. Gemeinsam mit der höheren Flexibilität, die der neue Standard bietet, kann die heutige Programmvielfalt auch in der hochauflösenden Variante beibehalten werden. Insgesamt schafft DVB-T2 aber die Grundlage, um das digitale Antennenfernsehen weiterzuentwickeln und für neue Anwendungsgebiete (Stichwort Mobilität) auszubauen.

Dieses Schlagwort geistert seit einigen Jahren durch die Fachwelt. Die Digitale Dividende hat ihren Ursprung in der EU und sieht vor, einen Teil des bislang vom Fernsehen genutzten Frequenzspektrums dem Mobilfunk zugänglich zu achten. In diesem Zuge mussten bereits die UHF-Kanäle 61 bis 69 abgegeben werden. Derzeit ist gerade die Digitale Dividende 2 im Gespräch. Sie sieht vor, dem Fernsehen auch die Kanäle 53 bis 60 zu rauben. Damit gehen ganze Sendernetze verloren, die für künftige Entwicklungen dringend nötigt gewesen wären. Um dennoch nicht zum Stillstand zu kommen, bleibt gar kein anderer Weg als die Einführung effizienterer Übertragungsverfahren.
 
Nachteile einer DVB-T2-Einführun
 
DVB-T ist allgegenwärtig: 30 Millionen Empfangsgeräte wie Beistellboxen, in neuen TV-Geräten integrierte Tuner oder DVB-T-USB-Sticks für den Rechner sind bereits in Betrieb. Sie sind technisch nicht in der Lage, das neue DVB-T2 zu empfangen, und müssen durch neues Equipment ersetzt werden. Der heute noch fast neue Fernseher mit DVB-T-Tuner muss dennoch nicht gleich gegen einen neuen ausgetauscht werden. Dass dies auch kaum jemand tun würde, ist den Entscheidungsträgern sehr wohl bekannt.
 
Für uns ist von Vorteil, dass im Ausland DVB-T2 schon im Regelbetrieb ausgestrahlt wird – so etwa in Großbritannien, Italien, Schweden oder Finnland. Geeignetes Empfangsequipment ist demnach schon verfügbar und hat bereits den Weg nach Deutschland gefunden. Auch wenn es aktuell nur wenige Modelle gibt, ist davon auszugehen, dass die Vielfalt in absehbarer Zeit wächst und die Preise sinken. Weiterhin ist zu erwarten, dass DVB-T2-Tuner in neuen Fernsehern bald zum Standard gehören. Wer demnächst an die Anschaffung eines neuen Fernsehgerätes denkt, sollte deshalb DVB-T2 berücksichtigen.

Kommentare im Forum